(neu: Kurse, Details sowie Händler- und Analystenstimmen)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Unter den Anlegern von Redcare Pharmacy haben am Freitag die Pessimisten und die Optimisten um die Vorherrschaft gerungen. Der Hoffnung auf gute Geschäfte mit dem E-Rezept standen die Sorgen um die Profitabilität gegenüber, nachdem die Online-Apotheke ihre Margenprognose gesenkt hatte. Zuletzt hatten die Optimisten leicht die Oberhand.
Am Mittag stand noch ein Plus von 1,6 Prozent auf 137,20 Euro zu Buche. Damit zählten die Aktien von Redcare Pharmacy zu den größten Gewinnern im MDax . Der Index der mittelgroßen Werte stieg zuletzt um rund 1 Prozent.
Nach dem guten Lauf, den die Papiere von Redcare Pharmacy in den vergangenen Wochen hinter sich hatten, war es in der Spitze sogar um bis zu fünf Prozent hoch auf fast 142 Euro gegangen. Dies war der höchste Stand seit Anfang August. Seit dem Mitte September erreichten Zwischentief beläuft sich der Kursanstieg auf gut 19 Prozent.
Redcare hatte seine Margenprognose wegen der hohen Ausgaben für das brummende E-Rezept gesenkt. Die Redcare-Marke Shop Apotheke wirbt unter anderem seit einiger Zeit mit dem TV-Moderator Günther Jauch und den Schauspielern Christian Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes. Pessimisten betonten, dass die Einführung der E-Rezepte an der Profitabilität zehre; Optimisten hingegen verwiesen auf überzeugende Umsätze im Geschäft mit per App einlösbaren, rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland.
Analyst Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies etwa sah ein "Highlight" im stark anziehenden Umsatz mit dem E-Rezept. Der Experte begrüßte die Entscheidung des Managements, die Marketingausgaben zu erhöhen, um die Wachstumschancen zu nutzen - auch wenn dies zulasten der Profitabilität in diesem Jahr gehe.
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank äußerte sich ähnlich. Am wichtigsten für die Anlagestory sei die massiv zunehmende Dynamik im Rezeptgeschäft. Darüber hinaus lobte der Fachmann die starken Eckdaten der Online-Apotheke. Sie hätten seine Erwartungen übertroffen.
Die Investmentbank Stifel empfiehlt weiterhin einen Kauf der Aktien von Redcare Pharmacy. Ihr Kursziel von 178 Euro zählt zudem zu den höchsten, wie Daten des Finanzdienstes Bloomberg zeigen. Stifel-Analyst Yannik Siering hob die Aussage des Finanzchefs hervor, dass der Benefit die Kosten langfristig klar übersteige.
Ein Händler ergänzte, das elektronische Geschäft biete erhebliche Chancen. Das gelte insbesondere für Patienten mit chronischen Krankheiten, die verschreibungspflichtige Medikamente benötigten.
Der UBS-Experte Olivier Calvet allerdings sprach von einem weiteren Beweis dafür, dass das Geschäft mit der elektronischen Verschreibung die Online-Apotheken mehr Geld kostet als gedacht. Er verwies dabei auch auf die jüngste Gewinnwarnung des Konkurrenten DocMorris . Dessen Aktien fielen am Freitag um zuletzt mehr als ein Prozent.
Bei Redcare hat sich das charttechnische Bild nach den jüngsten Kursgewinnen weiter aufgehellt. Aktuell notiert der Aktienkurs komfortabel über viel beachteten Durchschnittslinien, welche die kurz-, mittel- und langfristigen Trends beschreiben./la/tih/jha/