Was war das bitte für ein drittes Quartal in den USA? Mordanschläge auf Trump, Präsidentschafts-kandidatenwechsel bei den US-Demokraten, plötzlich stark zu- und dann wieder abnehmende Rezessionsängste - mit nervösen Märkten inklusive - und dann auch noch die erste Zinssenkung der Federal Reserve seit März 2020.
Hier bei uns in Europa ging es im Vergleich etwas unspektakulärer zu. In Deutschland redet man sich weiter mit voller Kraft in den Niedergang - die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist gefühlt an einem absoluten Tiefpunkt. Die Krise bei VW und die Wahlerfolge der AfD in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sind symptomatisch für ein Land, in dem Optimismus zu einem Fremdwort geworden zu sein scheint. In Brüssel sinniert man über einen Plan Draghis zur Stärkung der EU- Wettbewerbsfähigkeit - wohl wissend, dass er vermutlich nie umgesetzt werden wird.
Im anstehenden vierten Quartal dürfte es kaum langweiliger werden - sowohl was das politische als auch was das Kapitalmarktgeschehen angeht. Die US-Wahl, bei der nicht nur konträre Weltansichten, sondern auch sehr unterschiedliche wirtschaftspolitische Programme zur Wahl stehen, dürfte ohne Zweifel das Highlight des letzten Quartals dieses Jahres darstellen. Laut Wettanbietern hat Harris aktuell die Nase vorn. Wir rechnen mit einem deutlichen Sieg von Harris am 5. November.
Saisonal liefert das vierte Quartal bekanntlich regelmäßig ordentlichen Rückenwind für die Märkte - kein anderes Quartal brachte in der Vergangenheit auch nur ansatzweise solch starke Kursgewinne mit sich wie das Letzte.
Ob die Märkte diesem vermeintlich vorgezeichneten Pfad folgen werden, wird neben dem US-Wahlergebnis auch von der Frage abhängen, wie rasch sich die Wirtschaft in den großen Industrienationen abkühlt. Während die USA in einer "Goldilocks- ähnlichen" Verfassung weiter robust vor sich hin wachsen und auf ein Soft-Landing zusteuern, strauchelt die Eurozone erheblich. Inflations- sind Wachstumssorgen gewichen, da der Aufschwung aus der ersten Jahreshälfte bereits schon längst wie- der Geschichte ist. Die große Unbekannte in Sachen Wachstum bleibt China. Kommt ein größerer Fiskalimpuls könnte sich die Stimmung auch in Europa aufhellen.
Eine sich etwas abkühlende, jedoch nicht schrumpfende (Welt-)Wirtschaft gepaart mit nachlassender Inflation sowie sinkenden Leitzinsen war in der Vergangenheit vor allem eins: ein guter Nährboden für Kursgewinne. Insofern wären wir nicht überrascht, wenn wir abermals ein starkes Schlussquartal an den Märkten erleben.