11.10.2024 -
Die Anleger sind unruhiger geworden. In den USA schwächt sich die Konjunktur ab. Der sich verschärfende Konflikt im Nahen Osten treibt den Ölmarkt um. Doch die Aktienmärkte laufen weiter nach oben. Dabei helfen die tatsächlichen und erwarteten Leitzinssenkungen der Notenbanken und vielleicht auch die neue Wachstumsinitiative der chinesischen Regierung, die Hoffnung auf eine Stärkung des weltwirtschaftlichen Umfelds macht. Die Investoren jedenfalls haben, anders als bei früheren Gelegenheiten, euphorisch auf die Ankündigungen aus Peking reagiert. Wir wollen die aktuellen Entwicklungen ein wenig für Sie beleuchten.
1. Lage im Nahen Osten spitzt sich zu
Vor etwas mehr als einem Jahr fand der mörderische Anschlag der Hamas auf die Zivilbevölkerung in Israel statt. Seitdem hat dieser Konflikt in Israel, im Gazastreifen und im Libanon unzählige Todesopfer gefordert und der gesamten Region immenses Leid gebracht. Die Ausweitung der Kämpfe auf den Libanon und der verschärfte Schlagabtausch mit dem Iran vergrößern die Gefahr eines umfassenden Konflikts im Nahen Osten. Als Antwort auf den jüngsten Raketenangriff des Iraks erwägt die israelische Regierung einen Angriff auf iranische Atomanlagen und die Ölinfrastruktur im Irak.
Der wunde Punkt der Weltwirtschaft ist die Straße von Hormus. Das ist die 55 Kilometer breite Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean verbindet. Durch die Straße von Hormus wurden im vergangenen Jahr täglich rund 20 Millionen Barrel Rohöl, Kondensate und Ölprodukte aus Saudi-Arabien, den VAE, Kuwait, Irak und Iran transportiert. Die Menge entspricht rund einem Fünftel des weltweiten Verbrauchs. Eine längere Blockade der Durchfahrt könnte zu Störungen der Energieversorgung und massiven Preissteigerung führen und hätte vermutlich gravierende Folgen für die Weltwirtschaft.
Die jüngste Zuspitzung des Konflikts im Libanon und zwischen Iran und Israel spiegelt sich in den Ölpreisen. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent stieg zeitweise auf 81 Dollar pro Fass. Zuletzt hat sich die Lage wieder etwas beruhigt - Brent notiert aktuell bei rund 78 Dollar. Die politischen und wirtschaftlichen Risiken von Angriffen auf den Schiffsverkehr in der Straße von Hormus sind auch für den Iran beträchtlich. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass die Vernunft in der derzeit so aufgeladenen Situation siegt.
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