Berlin (ots) -
Wer als junger Mensch in den Arbeitsmarkt eintritt, ich spreche da aus Erfahrung, muss sich mit folgenden Wahrheiten abfinden: Ich werde länger arbeiten als die Generation meiner Eltern, habe dabei schlechtere Aufstiegschancen und werde bereits die Folgen des Klimawandels am eigenen Leib spüren. Und wenn ich mich darüber beschwere, wird das beiseitegewischt und es heißt, ich solle mich nicht so anstellen und sei verweichlicht. Okay, Boomer.
Wer so abgekanzelt wird, geht den Parteien schnell verloren, so das Kernergebnis der 19. Shell-Jugendstudie: Viele Jugendliche trauen der Politik nicht zu, dass sie ihre Probleme lösen kann. Wer davon überrascht ist, der muss sich einfach mal mit der Lebensrealität junger Menschen auseinandersetzen - und wie mit dieser umgegangen wird.
Als die Jugend sich für das Klima engagierte, wurde sie belächelt. Als sie sich über Wohnungsnot und Ausbildungs- oder Studiensituationen unterhalb des Existenzminimums beklagte, wurde sie überhört. Beispiel Studienbeginn: Wer nicht grade das Glück hat, während des Studiums in den elterlichen vier Wänden wohnen zu können (oder das aus verschiedensten Gründen nicht möchte), braucht eine Wohnung. Keine leichte Aufgabe in einem umkämpften Wohnungsmarkt - ohne festes Einkommen.
Es muss ja auch nicht jeder in München oder Berlin studieren, wird da gerne entgegnet. Stimmt, aber jeder muss es dürfen. Die Wahl des Studienorts darf nicht von den finanziellen Mitteln entschieden werden. Zudem ist das Problem längst nicht mehr auf die Metropolen beschränkt. Die Bundesregierung erhöhte vor wenigen Monaten die Bafög-Wohnpauschale auf 380 Euro. In 50 von 68 deutschen Unistädten liegt das unter dem Durchschnittspreis für eine Studentenwohnung.
Es muss ja auch nicht jeder studieren, heißt es dann. Auch das stimmt, aber auch die Ausbildungsgehälter sind in vielen Branchen nach wie vor zu niedrig und reichen nicht aus, um das eigene Überleben zu finanzieren. Außerdem gilt, zumindest theoretisch, immer noch: Gleiche Bildungschancen für alle, unabhängig vom Portemonnaie. Tatsache ist: Junge Menschen verlassen ein Bildungssystem, das so marode und veraltet ist wie die Schulen, in denen es angewendet wird. Entlassen werden sie in eine Welt, die in vielerlei Hinsicht in Scherben liegt. Aber aufkehren sollen sie die gefälligst selbst.
Da überrascht es fast schon, dass die jüngste Wählergruppe eben nicht diejenige ist, die am stärksten auf die vermeintlich simplen Lösungen der in Teilen rechtsextremen AfD hereinfällt. Außer in Thüringen waren bei allen Wahlen in diesem Jahr die 18- bis 24-Jährigen nicht die stärkste Wählergruppe der AfD, sondern Ältere. Tatsächlich machen sich Jugendliche vermehrt Sorgen über die Polarisierung in Deutschland, die vor allem Rechtspopulisten fördern.
Die neue Shell-Studie zeigt: Die Jugend ist politisch interessiert, sie will sich engagieren und einbringen. Doch dazu muss sie die Möglichkeiten bekommen. Und vor allem muss sie gehört und für sie Politik gemacht werden. Das würde die Jugend mit Sicherheit auch mit Stimmen belohnen. Denn: Jugendforscher sind sich einig, dass Jugendliche in ihrem Wahlverhalten flexibel sind. Es ist also möglich, sie wieder von den Parteien links der AfD zu überzeugen. Dafür muss man ihnen aber auch ein Angebot machen, das ihnen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.
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Wer als junger Mensch in den Arbeitsmarkt eintritt, ich spreche da aus Erfahrung, muss sich mit folgenden Wahrheiten abfinden: Ich werde länger arbeiten als die Generation meiner Eltern, habe dabei schlechtere Aufstiegschancen und werde bereits die Folgen des Klimawandels am eigenen Leib spüren. Und wenn ich mich darüber beschwere, wird das beiseitegewischt und es heißt, ich solle mich nicht so anstellen und sei verweichlicht. Okay, Boomer.
Wer so abgekanzelt wird, geht den Parteien schnell verloren, so das Kernergebnis der 19. Shell-Jugendstudie: Viele Jugendliche trauen der Politik nicht zu, dass sie ihre Probleme lösen kann. Wer davon überrascht ist, der muss sich einfach mal mit der Lebensrealität junger Menschen auseinandersetzen - und wie mit dieser umgegangen wird.
Als die Jugend sich für das Klima engagierte, wurde sie belächelt. Als sie sich über Wohnungsnot und Ausbildungs- oder Studiensituationen unterhalb des Existenzminimums beklagte, wurde sie überhört. Beispiel Studienbeginn: Wer nicht grade das Glück hat, während des Studiums in den elterlichen vier Wänden wohnen zu können (oder das aus verschiedensten Gründen nicht möchte), braucht eine Wohnung. Keine leichte Aufgabe in einem umkämpften Wohnungsmarkt - ohne festes Einkommen.
Es muss ja auch nicht jeder in München oder Berlin studieren, wird da gerne entgegnet. Stimmt, aber jeder muss es dürfen. Die Wahl des Studienorts darf nicht von den finanziellen Mitteln entschieden werden. Zudem ist das Problem längst nicht mehr auf die Metropolen beschränkt. Die Bundesregierung erhöhte vor wenigen Monaten die Bafög-Wohnpauschale auf 380 Euro. In 50 von 68 deutschen Unistädten liegt das unter dem Durchschnittspreis für eine Studentenwohnung.
Es muss ja auch nicht jeder studieren, heißt es dann. Auch das stimmt, aber auch die Ausbildungsgehälter sind in vielen Branchen nach wie vor zu niedrig und reichen nicht aus, um das eigene Überleben zu finanzieren. Außerdem gilt, zumindest theoretisch, immer noch: Gleiche Bildungschancen für alle, unabhängig vom Portemonnaie. Tatsache ist: Junge Menschen verlassen ein Bildungssystem, das so marode und veraltet ist wie die Schulen, in denen es angewendet wird. Entlassen werden sie in eine Welt, die in vielerlei Hinsicht in Scherben liegt. Aber aufkehren sollen sie die gefälligst selbst.
Da überrascht es fast schon, dass die jüngste Wählergruppe eben nicht diejenige ist, die am stärksten auf die vermeintlich simplen Lösungen der in Teilen rechtsextremen AfD hereinfällt. Außer in Thüringen waren bei allen Wahlen in diesem Jahr die 18- bis 24-Jährigen nicht die stärkste Wählergruppe der AfD, sondern Ältere. Tatsächlich machen sich Jugendliche vermehrt Sorgen über die Polarisierung in Deutschland, die vor allem Rechtspopulisten fördern.
Die neue Shell-Studie zeigt: Die Jugend ist politisch interessiert, sie will sich engagieren und einbringen. Doch dazu muss sie die Möglichkeiten bekommen. Und vor allem muss sie gehört und für sie Politik gemacht werden. Das würde die Jugend mit Sicherheit auch mit Stimmen belohnen. Denn: Jugendforscher sind sich einig, dass Jugendliche in ihrem Wahlverhalten flexibel sind. Es ist also möglich, sie wieder von den Parteien links der AfD zu überzeugen. Dafür muss man ihnen aber auch ein Angebot machen, das ihnen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.
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