Das gestrige neue Allzeithoch im DAX zeigt einmal mehr eindrucksvoll, dass Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen, sich nicht sicher fühlen können. Grünes Licht von der Europäischen Zentralbank für weitere Zinssenkungen, Stabilisierungssignale aus China und gut gelaunte US-Konsumenten - der Weg des geringsten Widerstands führt am Aktienmarkt derzeit nach oben. Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dass auch die 19.500 Punkte im DAX noch ein günstiges Einstiegsniveau sind.
Der befürchtete Datenschock aus China ist ausgeblieben. Die Zahlen deuten sogar auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin. Damit hören die guten Nachrichten aber auch schon auf. Denn all dies bedeutet nicht, dass ein neuer Aufschwung in China bevorsteht. Die Rally am chinesischen Aktienmarkt hat an Schwung verloren. Es wird immer offensichtlicher, dass die Regierung in Peking kostspielige Maßnahmen ergreifen muss, um neues Wachstum zu generieren. Am Ende kann man froh sein, wenn man das BIP-Wachstumsziel von fünf Prozent gerade noch erreicht. Bei den Anlegern macht sich zunehmend Ernüchterung breit. In der Rally von über 30 Prozent der großen Indizes steckt mehr Hoffnung als Realität.
An der Wall Street findet man die Leichtigkeit, die man in China vermisst. Dort regiert der Bulle. Wenn ein ganzes Volk in Aktien investiert ist, wie in den USA, dann machen sich reihenweise Rekordkurse im Portemonnaie bemerkbar. Dass den Amerikanern das Geld nicht ausgeht, zeigen die neuen Einzelhandelsdaten, in denen sich der positive Trend des dritten Quartals fortsetzt. Auch der Amazon Prime Day bescherte erneut ein Rekordgeschäft.
Das für den Einzelhandel so wichtige Weihnachtsgeschäft steht nun vor der Tür und die Verbraucher sind in bester Stimmung. Steigende Löhne, steigende Aktienkurse: Dieser Kreislauf verstärkt sich selbst und damit auch die Unternehmensgewinne in der anstehenden Berichtssaison. Auffällig ist, dass Aktien von Unternehmen, die zwar für das abgelaufene Quartal warnen, aber ihre Gewinnprognosen für das Gesamtjahr bestätigen, steigen. Die Anleger sind also gedanklich schon beim nächsten möglichen Aufschwung angekommen und schieben die Sorgen um eine harte Landung der US-Wirtschaft beiseite.
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