Berlin (ots) -
Sein Alter? Sieht man ihm gar nicht an. Reden kann er auch - und die Leute hören ihm sogar zu. Er hat Verstand, Kompass und eine kluge Frau an seiner Seite. Einem wie ihm vertrauen viele - zu Hause im Land, aber auch auf internationalem Parkett. Die Rede ist - nein, nicht von Friedrich Merz, sondern von Barack Obama. Der frühere US-Präsident ist für viele bis heute eine politische Lichtgestalt, der Beweis, dass es das noch gibt: charismatische Politiker, die dennoch eine klare Grenze zum Populismus ziehen.
Deutschland dagegen hat bei der nächsten Bundestagswahl aller Voraussicht nach die Wahl zwischen zwei Männern, die meilenweit von der Begeisterungskraft eines Obama entfernt sind. Olaf Scholz gegen Friedrich Merz - das wird ein hartes, aber eben auch ein sehr deutsches Duell. Richtig Lust haben die Bundesbürger bislang auf keinen der beiden.
Eine Überraschung ist das nicht. Bemerkenswert ist aber etwas anderes: Noch vor wenigen Wochen sah es für viele so aus, als würde das Duell Scholz contra Merz in der heißen Phase auf einen echten Zweikampf hinauslaufen. Im Duktus des Scholz-Lagers klang das so: Wollt ihr einen regierungserfahrenen Kanzler mit niedrigem Puls oder einen dauerempörten Oppositionsführer? Wollt ihr einen Sozi mit frischem Gesellschaftsbild oder einen Konservativen mit Vorstellungen aus den 90er-Jahren? Im Duktus des Merz-Lagers dagegen: Wollt ihr einen Krisenkanzler mit mieser Bilanz oder einen Neustart für Wirtschaft, Migration und innere Sicherheit?
Die jüngsten Umfragen zeigen, dass diese Erzählung zumindest auf SPD-Seite aktuell nicht aufgeht: Die Deutschen entdecken gerade - nein nicht ihre Liebe - aber immerhin eine gewisse Zuneigung zu Merz: Er holt in den Umfragen auf, liegt klar vor Scholz. Sogar die bislang tendenziell eher Merz-skeptischen Frauen scheinen den CDU-Mann gerade zunehmend für das kleinere Übel zu halten. Mehr noch: Viele trauen Merz in wichtigen Krisenfragen einfach deutlich mehr zu als Scholz. Deutlichstes Zeichen: Der amtierende SPD-Kanzler liegt sogar beim sozialdemokratischen Kernthema soziale Gerechtigkeit nur noch knapp vor Merz.
Merz wird kein Obama mehr. Aber ganz offensichtlich läuft es gerade rund für ihn: Der Mann mit der Lust auf Provokation hat sich erstaunlich gut im Griff, die Union ist geschlossen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die innerparteilichen Merz-Kritiker singen von München bis nach Kiel Loblieder auf ihn. Scholz dagegen ist Scholz. Und das reicht vielen einfach nicht mehr.
Bis zur Bundestagswahl sind es noch elf Monate. Niemand weiß heute, wer im September 2025 in den USA regiert, wie es in der Ukraine steht und ob Putin mit Cyberangriffen, Fake News und Zersetzung die westlichen Demokratien bis dahin erfolgreich unterhöhlt hat. Und niemand kann sagen, welchen Typ Kanzler sich die Deutschen in einem Jahr wünschen.
Im Wahlkampf kommt es auf die letzten zwei Wochen an - das zeigt alle Erfahrung. Die Monate davor aber sind nicht irrelevant: Die SPD wäre schlecht beraten, wenn sie Friedrich Merz jetzt mit Franz Josef Strauß verwechseln würde und eine reine "Merz ist der Teufel"-Taktik verfolgen würde. Das verfängt bei vielen nicht mehr. Was aber dann?
Auch Scholz ist kein Obama. Er ist auch kein Willy Brandt. Aber immerhin war es mal die Stärke der SPD, das Land mit großen, solidarischen Erzählungen zu begeistern. Eine solche Erzählung fehlt Merz bislang.
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Sein Alter? Sieht man ihm gar nicht an. Reden kann er auch - und die Leute hören ihm sogar zu. Er hat Verstand, Kompass und eine kluge Frau an seiner Seite. Einem wie ihm vertrauen viele - zu Hause im Land, aber auch auf internationalem Parkett. Die Rede ist - nein, nicht von Friedrich Merz, sondern von Barack Obama. Der frühere US-Präsident ist für viele bis heute eine politische Lichtgestalt, der Beweis, dass es das noch gibt: charismatische Politiker, die dennoch eine klare Grenze zum Populismus ziehen.
Deutschland dagegen hat bei der nächsten Bundestagswahl aller Voraussicht nach die Wahl zwischen zwei Männern, die meilenweit von der Begeisterungskraft eines Obama entfernt sind. Olaf Scholz gegen Friedrich Merz - das wird ein hartes, aber eben auch ein sehr deutsches Duell. Richtig Lust haben die Bundesbürger bislang auf keinen der beiden.
Eine Überraschung ist das nicht. Bemerkenswert ist aber etwas anderes: Noch vor wenigen Wochen sah es für viele so aus, als würde das Duell Scholz contra Merz in der heißen Phase auf einen echten Zweikampf hinauslaufen. Im Duktus des Scholz-Lagers klang das so: Wollt ihr einen regierungserfahrenen Kanzler mit niedrigem Puls oder einen dauerempörten Oppositionsführer? Wollt ihr einen Sozi mit frischem Gesellschaftsbild oder einen Konservativen mit Vorstellungen aus den 90er-Jahren? Im Duktus des Merz-Lagers dagegen: Wollt ihr einen Krisenkanzler mit mieser Bilanz oder einen Neustart für Wirtschaft, Migration und innere Sicherheit?
Die jüngsten Umfragen zeigen, dass diese Erzählung zumindest auf SPD-Seite aktuell nicht aufgeht: Die Deutschen entdecken gerade - nein nicht ihre Liebe - aber immerhin eine gewisse Zuneigung zu Merz: Er holt in den Umfragen auf, liegt klar vor Scholz. Sogar die bislang tendenziell eher Merz-skeptischen Frauen scheinen den CDU-Mann gerade zunehmend für das kleinere Übel zu halten. Mehr noch: Viele trauen Merz in wichtigen Krisenfragen einfach deutlich mehr zu als Scholz. Deutlichstes Zeichen: Der amtierende SPD-Kanzler liegt sogar beim sozialdemokratischen Kernthema soziale Gerechtigkeit nur noch knapp vor Merz.
Merz wird kein Obama mehr. Aber ganz offensichtlich läuft es gerade rund für ihn: Der Mann mit der Lust auf Provokation hat sich erstaunlich gut im Griff, die Union ist geschlossen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die innerparteilichen Merz-Kritiker singen von München bis nach Kiel Loblieder auf ihn. Scholz dagegen ist Scholz. Und das reicht vielen einfach nicht mehr.
Bis zur Bundestagswahl sind es noch elf Monate. Niemand weiß heute, wer im September 2025 in den USA regiert, wie es in der Ukraine steht und ob Putin mit Cyberangriffen, Fake News und Zersetzung die westlichen Demokratien bis dahin erfolgreich unterhöhlt hat. Und niemand kann sagen, welchen Typ Kanzler sich die Deutschen in einem Jahr wünschen.
Im Wahlkampf kommt es auf die letzten zwei Wochen an - das zeigt alle Erfahrung. Die Monate davor aber sind nicht irrelevant: Die SPD wäre schlecht beraten, wenn sie Friedrich Merz jetzt mit Franz Josef Strauß verwechseln würde und eine reine "Merz ist der Teufel"-Taktik verfolgen würde. Das verfängt bei vielen nicht mehr. Was aber dann?
Auch Scholz ist kein Obama. Er ist auch kein Willy Brandt. Aber immerhin war es mal die Stärke der SPD, das Land mit großen, solidarischen Erzählungen zu begeistern. Eine solche Erzählung fehlt Merz bislang.
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