Seit vielen Jahren bietet Freenet eine der höchsten Dividendenrenditen in Deutschland. Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Ein Überblick über die Chancen und Risiken für passive Investoren.
Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet ist einer der stabilsten und spendabelsten Dividendenanbieter Deutschlands. Kein Wunder also, dass die Aktie unter passiven Investoren so beliebt ist. Zwar schwankte die Rendite in den vergangenen 14 Jahren zwischen 12 Prozent (2011) und 0,19 Prozent (im Corona-Jahr 2020), aber die meiste Zeit hielt sie sich stabil über der Marke von 5 Prozent.
Im Mai hat Freenet 1,77 Euro je Anteilschein für das Geschäftsjahr 2023 ausgeschüttet, das entspricht einer Dividendenrendite von 6,38 Prozent nach dem aktuellen Kurs, beziehungsweise von 6,99 Prozent, wenn wir den Schlusskurs zum Jahresende 2023 nehmen. Demgegenüber kommt der große Marktführer, die Deutsche Telekom, aktuell auf 2,72 Prozent und selbst nach der kürzlich angekündigten deutlichen Dividendenerhöhung werden es im nächsten Jahr lediglich 3,18 Prozent sein.
Freenet kann also mit einer etwa doppelt so hohen Dividendenrendite glänzen und da die Geschäfte bei dem Unternehmen aus dem schleswig-holsteinischen Büdelsdorf gut laufen, gehen Experten auch bei ihnen von einer Erhöhung der Ausschüttungen im nächsten Jahr aus. Die von FactSet befragten Analysten rechnen mit einer Dividendenerhöhung um etwa 4 Prozent auf 1,84 Euro, was einer Rendite von 6,6 Prozent entsprechen würde.
Die Titel von Freenet notieren zurzeit in der Nähe ihres höchsten Kurses seit mehr als sechs Jahren. In den letzten zwölf Monaten haben sie knapp 19 Prozent zugelegt. Analysten sehen für die nächsten Monate weiteres Aufwärtspotenzial von gut 10 Prozent, Bernstein sogar von mehr als 26 Prozent.
In einer Studie von Anfang dieser Woche hat Bernstein Research Freenet mit "Outperform" eingeschätzt und das Kursziel bei 35,20 Euro festgelegt. Freenet steht auf einer Liste mit den 10 Favoriten von Bernstein unter den vom US-Analysehaus etwa 150 beobachteten europäischen Werten mit mittelgroßer und kleinerer Marktkapitalisierung. Dabei betonte Analyst Aleksander Peterc bei Freenet die starke IPTV-Dynamik vor dem Hintergrund regulativer Veränderungen im deutschen Markt.
Hintergrund ist die Neuerung, dass sich Mieter in Deutschland seit dem 1. Juli dieses Jahres ihren TV-Anbieter selbst aussuchen können, während sie zuvor den Kabelanbieter des Vermieters akzeptieren mussten, wenn der das so wollte. Um von dieser rechtlichen Änderung und den daraus resultierenden Chancen zu profitieren, hat Freenet in diesem Jahr das Marketing deutlich angekurbelt und seinen TV-Dienst Waipu massiv beworben.
Das hat sich bereits vor der offiziellen Öffnung des Kabelnetzes ausgezahlt: Im ersten Quartal konnte Freenet 139.000 neue Waipu-Kunden gewinnen und im zweiten kamen weitere 191.000 hinzu. Zum Ende des dritten Quartals kam das Unternehmen, das sich als Deutschlands größte Open-IPTV-Plattform bezeichnet, auf 1,7 Millionen TV-Kunden und will diese Zahl bis zum Jahresende auf etwa 2 Millionen steigern. Zusammen mit dem Mobilfunk käme Freenet dann auf insgesamt mehr als 10 Millionen Kunden in Deutschland.
Weitere Aufschlüsse darüber, wie die Geschäfte laufen, wird das Unternehmen voraussichtlich am 7. November nach Börsenschluss mit der Veröffentlichung der Zahlen für die abgelaufenen neun Monate geben. Für das Gesamtjahr insgesamt hat Freenet ein EBITDA von 495 bis 515 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Beim freien Cashflow werden 260 bis 280 Millionen Euro erwartet. Im vergangenen Jahr hatte Freenet auf EBITDA-Basis 500 Millionen Euro verdient und einen freien Cashflow von 262,6 Millionen Euro erzielt. Das sollte als Polster für die Dividendenpolitik des Unternehmens reichen.
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Freenet strebt gemäß seiner Dividendenpolitik eine Ausschüttungsquote von 80 Prozent des freien Cashflows an. Für das vergangene Geschäftsjahr wurden 210,5 Millionen Euro ausgeschüttet. Sollte die Dividende, wie von den Experten erwartet, auf 1,84 Euro je Aktie angehoben werden, würde das insgesamt Ausschüttungen im Volumen von 218,8 Millionen Euro ergeben. Wenn Freenet also beim Cashflow einen Mittelwert von 270 Millionen Euro der eigenen Prognose erreicht, würde das knapp hinhauen - 80 Prozent von 270 Millionen Euro sind 216 Millionen Euro.
Bei der Vorstellung der Q3-Zahlen in knapp zwei Wochen ist der Fokus vor allem auf die Entwicklung der Kundenzahlen im TV-Segment gerichtet, da hiervon ein großer Teil der Wachstumsaussichten des Unternehmens abhängig ist. Zudem sind die Blicke auf den freien Cashflow gerichtet, um abschätzen zu können, wie sich die Dividendenzahlungen weiter entwickeln werden.
Steuerliche Änderung - ein Wertmutstropfen
Einen Wermutstropfen gibt es für Freenet-Aktionäre allerdings: Während die Dividendenausschüttung für 2023 (am 14. Mai 2024) noch vollständig aus dem steuerlichen Einlagenkonto des Unternehmens erfolgte, an die Anteilseigner also ohne Abzug von Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag ausgezahlt wurde, ändert sich dies jetzt schrittweise.
Bei der nächsten Ausschüttung wird zumindest ein Teil der Kapitalertragssteuer fällig, hat das Unternehmen angekündigt. Die Höhe der Abzüge steht aktuell allerdings noch nicht fest. Ab dem Jahr 2026 wird dann die volle Kapitalertragssteuer auf die Auszahlung der Dividende fällig.
Fazit
Zusammenfassend bietet Freenet Investoren auf der Suche nach passivem Einkommen durchaus attraktive Chancen. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von über sechs Prozent gehört der Mobilfunk- und TV-Anbieter zu den lukrativsten Dividendentiteln in Deutschland.
Die stabilen Cashflows, die hohe Ausschüttungsquote und das erwartete Dividendenwachstum sprechen für eine langfristige Renditeperspektive, die auch durch Freenets diversifizierte Geschäftsstrategie, insbesondere den Erfolg der TV-Plattform Waipu, untermauert wird. Die geplanten Dividendenerhöhungen könnten die Attraktivität der Aktie für einkommensorientierte Anleger weiter steigern.
Gleichzeitig sollten Aktionäre die steuerlichen Entwicklungen im Blick behalten, da ab 2026 die volle Kapitalertragsteuer auf Dividendenzahlungen anfallen wird, was die Nettorendite schmälert. Zudem ist die hohe Abhängigkeit vom freien Cashflow eine potenzielle Risikoquelle. Sollten wirtschaftliche Unsicherheiten oder steigende Investitionskosten den Cashflow beeinträchtigen, könnte die Dividendenstrategie unter Druck geraten.
Verglichen mit der "One Decision"-Aktie Johnson & Johnson, die wir uns im Dividenden-Radar in der vergangenen Woche angesehen haben, kann Freenet in puncto Verlässlichkeit nicht mithalten. Da kann dem US-Dividendenkönig so schnell kein anderes Unternehmen etwas vormachen. Dafür aber bieten die Büdelsdorfer eine doppelt so hohe Dividendenrendite.
Insgesamt bleibt Freenet eine interessante, aber nicht risikofreie Option für Anleger, die auf der Suche nach stabilem Dividendeneinkommen sind.
Passives Investment
Für einen Überblick darüber, welche wie viel Geld Anleger auf den Tisch legen müssen, um mit der Freenet-Aktie auf ein passives Einkommen von 12.000 Euro jährlich zu kommen, will ich zwei mögliche Szenarien durchspielen. Sollte die Höhe der Dividende gleich bleiben, wären dafür 6780 Anteilsscheine notwendig und die kosten aktuell etwa 189.000 Euro. Bei einer Erhöhung der Ausschüttungen auf 1,84 Euro wären dafür 6522 Freenet-Aktien notwendig, die knapp 182.000 Euro kosten würden.
Zum Vergleich: Bei Johnson & Johnson waren es in der vergangenen Woche 392.000 Euro und bei der Deutschen Telekom wären es bei der in Aussicht gestellten Dividende von 0,90 Euro je Aktie insgesamt 376.000 Euro. Und bei den beiden US-Mobilfunkriesen Verizon und AT&T, die wir Mitte Mai (Verizon) beziehungsweise Ende August (AT&T) im Dividenden-Radar untersucht haben, sind es aktuell 188.000 Euro beziehungsweise 241.400 Euro.
Übersicht zur Dividende von Freenet*
Marktkapitalisierung: 3,3 Milliarden Euro
Dividende erhöht: 4 Jahre in Folge
Dividende nicht reduziert: 4 Jahre in Folge
Dividende kontinuierlich ausgeschüttet: 16 Jahre in Folge
Durchschnittliche Erhöhung der Dividende in 10 Jahren: 2,2% p.a.
Zeitplan
08.05.2024: Dividendenankündigung
09.05.2024: Ex-Tag
14.05.2024: Dividendenzahlung
* Quelle: Freenet, wallstreetONLINE.
Geschäftsjahr | Dividendenrendite** in % | Dividende in Euro |
---|---|---|
2027e | 7,31e | 2,02e |
2026e | 7,22e | 2,00e |
2025e | 7,00e | 1,95e |
2024e | 6,60e | 1,84e |
2023 | 7,00 | 1,77 |
2022 | 8,60 | 1,68 |
2021 | 6,74 | 1,57 |
2020 | 9,59 | 1,65*** |
2019 | 0,19 | 0,04**** |
2018 | 9,73 | 1,65 |
2017 | 5,35 | 1,65 |
* Quellen: Freenet, FactSet, wallstreetONLINE.
** Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Dividende im Verhältnis zum Schlusskurs der Freenet-Aktie am Ende des Geschäftsjahres.
*** Für das Geschäftsjahr 2020 schüttete Freenet 1,50 Euro Dividende plus 0,15 Euro Sonderdividende aus.
**** Aufgrund der Corona-Krise schüttete Freenet für 2019 nur den gesetzlichen Mindestbetrag von 0,04 Euro aus.
Die optimale Dividendenstrategie
Eine optimale langfristige Dividendenstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem individuellen Risikoprofil, den Anlagezielen und der finanziellen Situation. Hier sind jedoch einige allgemeine Prinzipien, die empfohlen werden können:
Diversifikation: Investieren Sie in eine breite Palette von Unternehmen und Sektoren, um das Risiko zu streuen. Diversifikation kann helfen, das Portfoliorisiko zu mindern, da nicht alle Sektoren gleichzeitig von Marktschwankungen betroffen sind.
Qualitätsaktien wählen: Achten Sie auf Unternehmen mit einer starken Bilanz, stabilen Cashflows und einer Geschichte von zuverlässigen und wachsenden Ausschüttungen. Solche Unternehmen sind oft besser positioniert, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Dividenden zu zahlen.
Reinvestition von Dividenden: Das Reinvestieren von Dividenden kann das Wachstum des Portfolios beschleunigen. Durch den Zinseszinseffekt können reinvestierte Dividenden über die Zeit einen signifikanten Beitrag zum Gesamtertrag des Portfolios leisten.
Langfristige Perspektive: Dividendenstrategien sind oft langfristig ausgerichtet. Marktschwankungen sollten daher nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Geduld und Beständigkeit sind Schlüssel zum Erfolg.
Steuereffizienz berücksichtigen: Die steuerliche Behandlung von Dividenden kann je nach Land und individueller Situation variieren. Es ist wichtig, Steuereffekte in die Strategie einzubeziehen.
Überwachung und Anpassung des Portfolios: Portfolios sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um sicherzustellen, dass es weiterhin den eigenen Anlagezielen entspricht und gut diversifiziert bleibt.
Bewertung: Achten Sie auf die Bewertung der Aktien. Hohe Dividendenrenditen sind nicht immer ein gutes Zeichen; sie können auch ein Hinweis auf Probleme im Unternehmen sein.
Verwendung von Dividendenfonds, -ETFs: Für Anleger, die nicht direkt einzelne Aktien auswählen möchten, können Dividendenfonds eine praktikable Alternative sein, da sie eine gute Möglichkeit zur Diversifikation bieten.
Fazit:
Dividendeninvestitionen können eine großartige Möglichkeit sein, ein passives Einkommen aufzubauen. Indem Sie sich auf Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie konzentrieren, können Sie Ihr Portfolio schrittweise ausbauen. Dabei ist natürlich immer zu beachten, dass Investitionen in Dividendenaktien - wie alle Investitionen - mit Risiken verbunden sind.
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Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
Disclaimer: Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
Enthaltene Werte: US92343V1044,DE0005557508,US4781601046,US00206R1023,DE000A0Z2ZZ5,US8725901040