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Die Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen. Bei Volkswagen droht ein heißer Winter, Ford plant Einsparungen im E-Auto-Sektor, und Daimler ringt mit neuen Strategien. Doch was bedeutet das für Anleger? Jetzt zugreifen oder besser abwarten? Hier ein Überblick zu den großen Playern und eine Einschätzung zu Kauf- oder Verkaufsentscheidungen.
Krise bei den großen Autobauern: Was läuft alles schief?
Die Automobilbranche steckt mitten im Wandel, und auch die Big Player kriegen den Gegenwind zu spüren. Volkswagen, Daimler und Ford haben alle ihre eigenen Sorgen.
Bei Volkswagen stehen drastische Maßnahmen an: Drei Werke in Deutschland könnten laut Betriebsrat dichtmachen, was den Verlust von zehntausenden Jobs bedeuten würde. Grund ist das Ziel, die Produktion effizienter und damit günstiger zu machen. Das sorgt für Widerstand, vor allem von Seiten der Gewerkschaft IG Metall, die angekündigt hat, sich den Plänen entgegenzustellen. Das Ganze läuft zudem in einem schwierigen Marktumfeld mit sinkenden Verkaufszahlen in Europa.
Ford hat besonders im E-Auto-Geschäft zu kämpfen: Die Sparte verbrennt viel Geld, denn die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück und die Produktionskosten sind hoch. Finanzchef John Lawler hat Kürzungen von rund einer Milliarde US-Dollar angekündigt, um das E-Auto-Geschäft profitabler zu machen. Insgesamt macht Ford mit Verbrennern nach wie vor Gewinne, aber die Verluste aus dem E-Auto-Bereich drücken auf die Bilanz.
Mercedes-Benz (Daimler) arbeitet unterdessen an einer neuen Strategie, um langfristig profitabler zu werden. Der Gewinn im Pkw-Bereich ist deutlich gesunken, was zeigt, dass die Premiumstrategie alleine nicht mehr ausreicht. Finanzchef Harald Wilhelm will das Unternehmen durch Kostensenkungen und Effizienzmaßnahmen auf Kurs bringen. Gleichzeitig soll der elektrische CLA bald auf den Markt kommen und die Gewinnspannen absichern.
Fundamentalanalyse und Charttechnik: Was sagen die Aktienkurse?
VW: Unsicherheiten und Risiken
Volkswagen hat an vielen Fronten zu kämpfen. Neben den geplanten Werksschließungen und dem Ärger mit den Gewerkschaften bleibt unklar, ob die Umstrukturierungen wirklich die gewünschten Einsparungen bringen. Faktoren wie hohe Produktionskosten und Konkurrenz aus China setzen VW unter Druck. Die Aktie befindet sich im ungebrochenen Abwärtstrend, und mehrere wichtige Chartlinien wurden kürzlich unterschritten - was auf weiteres Abwärtspotenzial hindeutet. Auch die gleitenden Durchschnitte deuten eher darauf hin, dass eine Stabilisierung schwerfallen könnte, solange die Nachrichtenlage angespannt bleibt. Einzig der RSI schürt Hoffnung, da er aus dem überverkauften Bereich langsam herauskriecht.
Mercedes-Benz: Kostendruck und schwache Zahlen
Daimler musste kürzlich einen Gewinneinbruch verkraften, was sich auch in der Aktienperformance zeigt. Hohe Kosten für Elektroautos und der Wechsel zu neuen Modellen drücken auf die Bilanz. Zusätzlich haben Rückrufe und Garantieansprüche das Ergebnis belastet. Charttechnisch sieht es momentan nicht besser aus: Die Aktie hat gerade die 200-Tage-Linie unterschritten, was eher als Verkaufssignal gewertet wird und Investoren zur Vorsicht mahnt. Unterstützung hingegen erfährt der die Aktie lt. der Charttechnik im Bereich 55 Euro und nochmals darunter bei 50 Euro.
Ford: Chance oder Risiko?
Ford steht mit seiner E-Auto-Sparte besonders unter Druck. Die hohen Verluste in diesem Bereich schlagen sich auch auf die Aktie nieder, die zuletzt deutlich an Wert verlor. Dennoch ist Ford mit seinen Verbrennern und Nutzfahrzeugen weiterhin profitabel. Charttechnisch gibt es Licht und Schatten: Die Aktie hat mehrfach Unterstützungslinien durchbrochen, könnte aber in der Nähe einer wichtigen Unterstützungszone stabilisieren. Das eröffnet zumindest kurzfristig Chancen auf Erholungen. Auch von Seiten des RSI zeigt sich weitere Entspannung an. Dies könnte den Kurs stützen.
Kauf- oder Verkaufsentscheidung: Unser kurzes Resümee für Anleger
VW: Hohe Risiken, aber Potenzial bei langfristiger Erholung
Für risikofreudige Investoren könnte VW trotz aller Unsicherheiten interessant sein - vorausgesetzt, der Konzern bekommt seine Umstrukturierung in den Griff. Der aktuelle Kursrückgang könnte eine Einstiegsgelegenheit bieten, allerdings nur für erfahrene Anleger, die auch mit Schwankungen leben können. Geduld ist hier gefragt.
Mercedes Benz: Warten auf bessere Zeiten
Mercedes Benz bietet momentan keinen überzeugenden Kaufgrund, da das Unternehmen mitten in der Restrukturierung steckt. Kurzfristig könnten eher weitere Rückgänge folgen, wenn die Margen im Pkw-Bereich nicht bald steigen. Anleger sollten die Entwicklung der Aktie im Auge behalten und erst einsteigen, wenn sich die Zahlen stabilisieren und charttechnisch erste Anzeichen für eine Erholung erkennbar werden.
Ford: Langfristig abgesichert investieren
Langfristig orientierte Anleger könnten die aktuellen Kursschwächen bei Ford nutzen, sollten aber vorsichtig vorgehen. Trotz der Probleme in der Elektrosparte ist Ford insgesamt profitabel und plant Einsparungen, die das Unternehmen stabilisieren könnten. Ein abgesicherter Einstieg wäre hier ratsam, um mögliche Kursrückgänge abfedern zu können.
Alles in allem lässt sich sagen, dass die Automobilbranche sich aktuell in einem großen Umbruch befindet. Wer gerne Risiken eingeht, könnte auf VW oder Ford setzen, während vorsichtige Anleger Daimler vorerst meiden und auf stabilere Zeiten warten sollten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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