BERLIN (dpa-AFX) - Das Hochwasser in Spanien mit mehr als 200 Toten hat einmal mehr die Frage nach dem Schutz vor Naturgewalten aufkommen lassen. Allein in den zurückliegenden Monaten hatten mehrere Länder Europas mit den Folgen heftiger Regenfälle zu kämpfen. Ein Überblick zu Konsequenzen in ausgewählten Regionen:
Warten auf konkrete Entscheidungen in Italien
Die Regierung in Rom hat nach den Extremwetter-Ereignissen punktuell in bestimmte Maßnahmen wie etwa den Deichbau und Bau flutsicherer Häuser investiert. Eine langfristige Strategie gibt es noch nicht. Fachleute haben allerdings einen Plan ausgearbeitet: Für betroffene Gegenden sieht dieser etwa vor, dass Flussbette verbreitert werden. Im Falle von Überschwemmungen sollen zudem Flüsse und Kanäle kontrolliert an bestimmten Stellen überlaufen, um die Wassermassen von bewohnten Gebieten fernzuhalten. Menschen, die in von Erdrutschen und Überschwemmungen gefährdeten Gegenden wohnen, soll für eine Umsiedlung aus den Gebieten eine Entschädigung angeboten werden. Die Pläne wurden der Regierung übermittelt, eine endgültige Entscheidung ist bislang nicht getroffen worden.
Frankreich sieht sich gut gerüstet
Insgesamt ist Frankreich relativ gut für Hochwasser gerüstet. Die Warnungen erreichen die Menschen rechtzeitig, auch in den Medien sind Wetterwarnungen regelmäßig großes Thema. Fast alle Haushalte sind gegen Naturkatastrophen versichert. Die Regierung in der Hauptstadt Paris stockte einen Fonds, der Privatpersonen und Kommunen dabei helfen soll, etwa Gebäude besser vor Katastrophen zu schützen, nach dem jüngsten schweren Hochwasser noch einmal auf. Das Land hatte immer wieder in den vergangenen Jahren mit Hochwasser und Überschwemmungen durch Starkregen zu kämpfen.
Investitionen in mobile Schutzwände in Tschechien
Nach der Hochwasserkatastrophe in Tschechien Mitte September mit inzwischen sechs bestätigten Toten dauert der Wiederaufbau an. Damit Häuser nicht in Überschwemmungsgebieten aufgebaut werden, bietet der Staat Grundstücke zum Tausch an sicheren Orten an. Bereits nach dem Hochwasser 2002 und 2011 wurde vielerorts in mobile Schutzwände investiert. Einmal im Monat wird der Zivilschutzalarm getestet.
In der Öffentlichkeit gibt es eine Debatte über die Notwendigkeit von zusätzlichen Staudämmen. Seit Jahren verzögert sich aufgrund von Anwohner-Protesten der Bau eines geplanten Rückhaltebeckens in Nove Herminovy am Fluss Opava, einem Nebenfluss der Oder. Umweltschützer halten diesen Weg für falsch und fordern, stattdessen den Flüssen mehr Raum zu geben. Bisher finden sie damit fast kein Gehör in der Gesellschaft.
Unkontrolliertes Abholzen von Wäldern in Rumänien
Umweltschützer und einige Politiker sind sich in Rumänien einig, dass unkontrolliertes Abholzen von Wäldern zu Bodenerosion führe und größere Überschwemmungen begünstige. In der zuletzt im September betroffenen Region nahe der östlich gelegenen Stadt Galati hatten die Wasserwerke zwar bereits vorher das Flussbett ausgebaggert und stellenweise verbreitert, weil es dort in der Vergangenheit Überschwemmungen gegeben hatte - trotzdem gab es wieder Hochwasser.
Für alle Fluss-Einzugsgebiete gibt es auf dem Papier Management-Pläne - nur bei der Umsetzung hapert es, weil verschiedene Akteure zusammenarbeiten müssen: Kommunen, Regionen, Wasserwerke, Regierung. Häufig wird auch kritisiert, dass in Rumänien generell die Politik und Verwaltung nicht gut darin sind, erfolgreich EU-Mittel zu beantragen.
Illegal betriebener Steinbruch in Bosnien-Herzegowina
In Bosnien-Herzegowina kamen zuletzt bei Regenfällen und Hochwasser im bosnischen Dorf Donja Jablanica, 80 Kilometer südwestlich von Sarajevo, und umliegenden Gebieten 23 Menschen ums Leben. Viele der Opfer sind den Behörden zufolge deshalb zu beklagen, weil bei einem illegal betriebenen Steinbruch oberhalb des Dorfes Erdreich ins Rutschen kam.
Ein weitaus schlimmeres Hochwasser hatte das Balkanland sowie Teile Serbiens und Kroatiens im Mai 2014 heimgesucht. Entgegen den damaligen Lippenbekenntnissen der Politiker geschah in den darauffolgenden Jahren nichts./cht/DP/zb