DJ DIHK: Deutsche Unternehmen in den USA optimistischer als anderswo
Von Andrea Thomas
DOW JONES--In den USA tätige deutsche Unternehmen erwarten laut einer Umfrage weiterhin stabile Geschäfte in den Vereinigten Staaten und sehen das Land als attraktiven Standort. Eine Umfrage unter 3.500 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) ergab, dass zwar weniger Betriebe eine bessere Konjunkturentwicklung vor Ort erwarten, aber sie blicken auf die USA optimistischer als auf andere Weltregionen. Trotz politischer Unsicherheiten planen demnach 37 Prozent der deutschen Unternehmen in den USA eine Erhöhung ihrer Investitionen, während 18 Prozent sie reduzieren wollten.
Laut Umfrage ist das Stimmungsbild der Unternehmen angesichts globaler Unsicherheiten und möglicher neuer Handelsbeschränkungen infolge der Präsidentschaftswahlen am Dienstag differenziert. Demnach erwarten 38 Prozent der in den USA tätigen Unternehmen in den nächsten 12 Monaten eine bessere Konjunkturentwicklung vor Ort. Im Frühjahr 2024 gaben dies laut DIHK mit 56 Prozent zwar noch deutlich mehr Unternehmen an, dennoch seien die Konjunkturerwartungen in den USA weiterhin optimistischer als im Durchschnitt der letzten Jahre und deutlich positiver als weltweit, wo nur 27 Prozent eine bessere Konjunkturentwicklung erwarten.
"Besonders in den Bereichen Automobil, Maschinenbau und erneuerbare Energien profitieren deutsche Firmen von der nach wie vor hohen Innovationskraft und der anhaltenden Nachfrage auf dem US-Markt", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Die Umfrage zeige angesichts des US-Wahlkampfes, der die wirtschaftliche Stimmung beeinflusst, dass sich die USA im globalen Vergleich besser behaupteten. Demnach bewerten 55 Prozent der in den USA tätigen Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, während nur 8 Prozent sie als schlecht einstufen.
Unternehmen schätzen bessere Standortbedingungen
Obwohl die Unsicherheit über den Wahlausgang laut DIHK für eine gewisse Anspannung unter den Unternehmen sorge, blieben die USA für sie nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Ein Grund seien die besseren Standortbedingungen als in Deutschland. "Das wirtschaftliche Umfeld in den USA zeigt sich robust, doch es gibt Anzeichen einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen. Die Unternehmen sind abwartend, bis mehr Klarheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik besteht", sagte Treier.
Die Investitionspläne der Unternehmen lägen zwar unter dem langjährigen Mittelwert für die USA, was Treier auch auf die Unsicherheit im Vorfeld der Wahl zurückzuführt. Dennoch blieben die USA für deutsche Investoren einer der wichtigsten Märkte. Mit fast 1 Million Beschäftigten in deutschen Unternehmen und stabilen Beschäftigungsabsichten (46 Prozent planen Neueinstellungen) bleibt der US-Markt laut Umfrage ein zentraler Wachstumstreiber.
Höhere Handelsbarrieren als Risiko
Trotz insgesamt positiver Geschäftsaussichten sehen laut der DIHK die deutschen Unternehmen in den USA auch zunehmend Risiken. So zeigt sich die DIHK besorgt über die Zunahme des Geschäftsrisikos der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (49 Prozent) im Vergleich zum Frühjahr. Vor allem seien es hier die Befürchtungen vor zunehmenden Handelsbarrieren (21 Prozent) und Störungen in den Lieferketten (33 Prozent), die Unternehmen genannt hätten.
"Die Aussicht auf eine verschärfte Handelspolitik, insbesondere unter einer möglichen Trump-Regierung, könnte die Sorge vor Lieferkettenstörungen und Handelsbarrieren weiter zuspitzen", sagte Treier. "Mit dem Wahlausgang in den USA könnten die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter werden, was die internationalen Handelsbeziehungen belasten würde."
Ein besonderes Risiko für deutsche Unternehmen seien die im Wahlkampf immer wieder thematisierten Zollpläne. Dies gelte nicht nur für die bilateralen transatlantischen Handelsbeziehungen, sondern könne auch das Geschäft deutscher Unternehmen in anderen Märkten beeinflussen, zum Beispiel in China und Mexiko.
Unabhängig vom Ausgang der Wahl blieben die USA für deutsche Unternehmen ein attraktiver Markt. "So gut die Standortbedingungen für Unternehmen in den USA sind, die Aussicht auf zusätzliche neue Handelsbarrieren und Lieferkettenstörungen dämpfen den Optimismus. Doch auch in einem Wahljahr sehen wir keine radikale Verschlechterung der Rahmenbedingungen, die das Niveau dramatisch absenken würde", resümierte Treier.
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November 04, 2024 05:21 ET (10:21 GMT)
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