BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Fresenius hat dank Einsparungen und guter Geschäfte beim Generikahersteller Kabi abermals ein unerwartet starkes Quartal hinter sich. Das Management des Medizin- und Klinikkonzerns hob nun erneut die Jahresziele an. Mit dem im Wesentlichen abgeschlossenen Konzernumbau habe Fresenius die richtigen Weichen gestellt und sich "wetterfest" gemacht, resümierte Chef Michael Sen auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Nun gehe es darum, sich auch zukunftsfähig zu machen. Dabei schloss er auch Zukäufe nicht mehr generell aus. Mit ihrem Sparprogramm kommen die Bad Homburger unterdessen schneller voran als geplant, und auch der hohe Schuldenberg schrumpft weiter.
Am Mittwochvormittag ging es für die Fresenius-Aktie um mehr als fünf Prozent hoch, Analysten äußerten sich anerkennend zu den Zahlen.
Bei Kabi florierte im dritten Quartal insbesondere das Geschäft mit biopharmazeutisch hergestellten Nachahmerarzneien. Und in seinen Krankenhäusern profitierte Deutschlands größter Klinikbetreiber von gestiegenen Behandlungszahlen und höheren Preisen. In den Kliniken in Spanien hingegen musste Fresenius trotz eines Umsatzanstiegs im Tagesgeschäft einen leichten Ergebniseinbruch hinnehmen, da dort aufgrund der Sommerferien oft planbare Behandlungen verschoben werden.
Konzernweit legte der Umsatz im Jahresvergleich um 7 Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro zu, währungsbereinigt waren es 9 Prozent. Aufs Gesamtjahr gesehen soll der Erlös nun organisch um 6 bis 8 Prozent wachsen, statt wie bisher angepeilt um 4 bis 7 Prozent. Fresenius hatte bereits im Mai seine Ziele angehoben.
Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern (Ebit) zu konstanten Wechselkursen rechnet sich das Management jetzt ein Plus von 8 bis 11 Prozent aus. Zuvor war noch die obere Hälfte der Spanne von plus 6 bis 10 Prozent angepeilt worden. Im dritten Quartal war der bereinigte Betriebsgewinn um nominal 8 und währungsbereinigt um 9 Prozent auf 552 Millionen Euro geklettert. Damit übertraf Fresenius erneut die Analystenerwartungen.
Der frühere Siemens- und Eon-Manager Sen war vor rund zwei Jahren im Fresenius-Konzern angetreten, nachdem dieser nach schwierigen Corona-Jahren ins Trudeln geraten war. Der Manager stieß einen radikalen Umbau im Konzern an: Fresenius spaltete seine Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ab und trennte sich größtenteils von seiner Dienstleistungstochter Vamed. Zudem forcierte Sen das bereits angestoßene Sparprogramm und setzte konsequent auf eine Senkung der Verschuldung.
Diese Maßnahmen tragen sichtbare Früchte: Neben dem weiter sinkenden Schuldenberg wurde das ursprünglich für das Gesamtjahr geplante Ziel von 400 Millionen Euro jährlich nachhaltiger Einsparungen auf Ebit-Ebene bereits in den ersten neun Monaten um 8 Millionen Euro übertroffen. Der Großteil der Ersparnis sei bislang auf Kabi entfallen, hieß es. Nun soll auch ein Effizienzprogramm bei Helios greifen. Dort sollen beispielsweise Abläufe digitalisiert und Synergiepotenziale in der Logistik und Beschaffung gehoben werden. Ein Update dazu will Fresenius zur Jahresbilanz im Februar 2025 verkünden.
Dann dürfte Sen auch noch mehr zu seinen Zukunftsplänen verraten. Um den Konzern nach dem Umbau in die künftige Wachstumsphase zu bringen, setzt Fresenius auf innovative Technologien. Dazu zählen etwa Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik-Anwendungen im Krankenhaus. Auch Übernahmen kommen laut Sen infrage, wenn auch nicht absehbar in den nächsten Quartalen. Zunächst liege der Fokus noch auf dem organischen Wachstum und der Stärkung der strukturellen Produktivität der beiden Sparten, um sich in Zukunft "Freiräume" für etwaige Zukäufe zu schaffen, betonte der Manager. "Wenn wir uns aber auf diesem Weg weiter bewegen, ist das eine Option."
Auch den möglichen Verkauf seiner Beteiligung an Fresenius Medical Care von knapp einem Drittel, über den viel spekuliert wird, lässt der Fresenius-Chef weiterhin offen. "Wir bleiben Ankerinvestor und freuen uns, dass es noch Wertsteigerungspotenzial gibt."
Der Beitrag des Dialysekonzerns fließt in Fresenius' Finanzergebnis ein, was im vergangenen Quartal für einen kräftigen Gewinnanstieg beim Dax-Konzern sorgte: Unter dem Strich kam der auf die Aktionäre entfallende Gewinn bei 326 Millionen Euro heraus. Im Vorjahresquartal war noch ein Fehlbetrag von 406 Millionen Euro angefallen. Dieser ging vor allem auf einen Bewertungseffekt im Zusammenhang mit der damaligen FMC-Abspaltung vom Fresenius-Konzern zurück./tav/mne/stk