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Dr. Holger Schmieding, Dr. Felix Schmidt (Berenberg): US-Wahl 2024: Trump ist zurück

Finanznachrichten News

06.11.2024 - Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Bei der US-Präsidentschaftswahl hat er die nötige Mehrheit erreicht und sich damit eine zweite Amtszeit gesichert. Zudem haben seine Republikaner die Mehrheit im Senat zurückerobert. Auch im Repräsentantenhaus sieht es nach einem Sieg der konservativen Partei aus. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Trump und die Republikaner in den nächsten zwei Jahren durchregieren und ihre Agenda sowohl in handels- und geopolitischen Fragen als auch in der Steuer- und Ausgabenpolitik weitgehend durchsetzen können. Für die USA bedeutet dies zunächst niedrigere Steuern, höhere Preise, etwas Deregulierung und eine harte Linie bei der Einwanderung. Dies dürfte zwar kurzfristig einen gewissen konjunkturellen Schub auslösen, aber die Haushaltslage weiter verschlechtern und das Trendwachstum langfristig beeinträchtigen. Europa hingegen droht doppeltes Ungemach durch zusätzliche Zölle und weniger US-Hilfe für die Ukraine.Die möglichen Folgen des Trump-Sieges Trump bleibt unberechenbar. Es ist daher sehr schwer vorherzusagen, welcher seiner fast unzähligen und nicht immer konsistenten Wahlversprechen er wirklich umsetzen wird. Aber anders als 2016 kommt der Wahlerfolg für Trump und sein Team nicht überraschend. Seine Berater sind vorbereitet. Er wird daher aller Voraussicht nach in der Lage sein, Beschlüsse wesentlich schneller und effektiver umzusetzen als bei seinem ersten Amtsantritt vor acht Jahren. Trump steht für eine gewisse Deregulierung (u. a. mehr Öl- und Gasbohrungen), niedrigere Steuern, höhere Zölle und eine harte Linie bei der Einwanderung. Während Zusatzzölle zu höheren Preisen für Verbraucher führen werden, dürften die Deregulierungen zumindest kurzfristig zu einem Wachstumsschub führen. Hinzu kommt, dass Trump aufgrund der voraussichtlichen Mehrheit der Republikaner in beiden Kammern des Kongresses die Möglichkeit hat, Steuern zu senken, für Unternehmen möglicherweise sogar wie angekündigt von 21 % auf 15 % zu senken. Dies würde die Konjunktur zusätzlich ankurbeln. Eine lockerere Fiskalpolitik, ein stärkeres Wirtschaftswachstum und höhere Verbraucherpreise im Falle umfangreicher Zölle würden die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wahrscheinlich dazu zwingen, ihre Geldpolitik weniger stark zu lockern, als dies ansonsten der Fall wäre. Es wäre deshalb möglich, dass die Fed ihren Leitzins in diesem und im nächsten Quartal insgesamt nur zweimal statt viermal um jeweils einen Viertel Prozentpunkt. In diesem Fall würde die Leitzinsspanne am Ende des Lockerungszyklus bei 4,25 % bis 4,5 % statt der derzeit prognostizierten 3,75 % bis 4,0 % liegen. Für Unternehmen, Häuslebauer und den Staat dürfte dies die Finanzierungskosten erhöhen. Längerfristig würden jedoch höhere US-Zölle, Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und eine mögliche Aushöhlung der Institutionen unter Trump das Trendwachstum in den USA schwächen. Sollte die Staatsverschuldung noch schneller steigen als bisher, würden zudem die fiskalischen Risiken zunehmen. Allerdings dürften die USA als sicherer Hafen in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten zunächst weiterhin Kapitalzuflüsse anziehen. Die USA dürften daher noch eine ganze Weile mit hohen Haushaltsdefiziten leben können, bevor die Anleihemärkte dem Land dereinst in Form stark steigender Risikorenditen die gelbe Karte zeigen. Für Europa bedeutet die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus eine erhebliche handels- und geopolitische Unsicherheit, die sich negativ auf das Wachstum in Europa auswirken wird. Wir erwarten, dass Trump zunächst nur ausgewählte, punktuelle Zölle verhängen und gleichzeitig China und Europa mit einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts drohen wird, sollten sie keine Zugeständnisse machen. Das wäre vergleichbar mit seinem Vorgehen in den Jahren 2017-2020. Ein solches Vorgehen könnte dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 %) um etwa 0,2 Prozentpunkte und für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken müssten. Sollte Trump noch weiter gehen und tatsächlich Zölle in Höhe von 10 % auf alle Importe aus Europa erheben, wäre der Schaden noch größer. Allerdings ist zu beachten, dass ein kräftigeres US-Wachstum und ein stärkerer US-Dollar die negativen Effekte etwas abmildern würden. Ein schwächeres Wachstum im Euroraum aufgrund einer Eskalation des Handelskonflikts könnte die Europäische Zentralbank (EZB) vielleicht sogar dazu veranlassen, die Leitzinsen noch etwas weiter zu senken, als dies ansonsten der Fall wäre. Wie Trump bei geopolitischen Fragen Stellung beziehen wird (weniger Unterstützung für die Ukraine, Druck auf Kiew, einen für Russland günstigen Waffenstillstand zu akzeptieren?) bleibt ein ernsthaftes Risiko für Europa mit potenziell weitreichenden Folgen. Eine Niederlage der Ukraine als Folge nicht ausreichender Hilfe aus den USA und Europa könnte auch China dazu ermutigen, die Bereitschaft der USA zu testen, Taiwans Unabhängigkeit im Notfall zu verteidigen.

Ansprechpartner:

Timo Lüllau-Mortensen Head of Communications Telefon: +49 69 91 30 90 515 timo.luellau-mortensen@berenberg.de Famke Lohmann Communications Telefon: +49 40 35 060 2287 famke.lohmann@berenberg.de Matthias Weitkämper Communications Telefon: +49 69 91 30 90 1194 matthias.weitkaemper@berenberg.com

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