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Nach einer wilden Kursfahrt am Börsenparkett fragen sich viele Anleger, ob die TeamViewer-Aktie gerade ein Schnäppchen oder ein Auslaufmodell ist. Trotz einer angehobenen Margenprognose kamen bei den Anlegern gemischte Gefühle auf, da die Rechnungsstellungen (Billings) die Erwartungen leicht verfehlten. Was spricht für einen Einstieg, und welche Zeichen deuten eher auf Vorsicht? Wir schauen uns die Quartalszahlen genauer an, um für etwas Klarheit zu sorgen.
Starker Umsatz, starker Gewinn - doch Vorsicht bei den Erwartungen
TeamViewer legte im dritten Quartal ordentliche Zahlen vor: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um solide 7 Prozent auf rund 169 Millionen Euro. Auch beim Gewinn legte das Unternehmen stark zu. Das bereinigte EBITDA wuchs sogar um 15 Prozent und sorgte für eine Marge von 48 Prozent - das übertraf sogar die Erwartungen der Analysten, die mit rund 46 Prozent gerechnet hatten. Das klingt nach einer starken Leistung, aber es gibt einen kleinen Haken: Die sogenannten Billings, also die Rechnungsstellungen, stiegen nur um 3 Prozent und lagen damit unter dem, was der Markt erwartet hatte. Diese Kennzahl gibt Einblicke in die aktuelle Nachfrage und ist ein wichtiger Indikator für zukünftige Umsätze.
Die Schwäche bei den Billings ist also ein Punkt, den Anleger im Auge behalten sollten. Wenn die Nachfrage weiter schwächelt, könnte das den Aktienkurs in den nächsten Quartalen belasten - und das dämpft die Euphorie für den Moment.
Charttechnik: Spannende Bewegungen zwischen wichtigen Marken
Ein Blick auf den Kursverlauf zeigt, dass die TeamViewer-Aktie nach den Quartalszahlen eine echte Achterbahnfahrt hingelegt hat. Zunächst gab es einen leichten Anstieg um 1,3 Prozent, doch dann rutschte der Kurs abrupt um bis zu 11,88 Prozent ins Minus. Die wichtige 12-Euro-Marke wurde kurzzeitig unterschritten, und damit steht die Aktie wieder auf dem Stand von Ende September. Die starke Oktober-Rally mit Kursgewinnen von bis zu 20 Prozent hat also erstmal einen ordentlichen Rückschlag erlebt.
Für technische Analysten bietet sich hier ein spannendes Bild: Die 12-Euro-Marke scheint momentan ein harter Widerstand zu sein. Wenn die Aktie es schafft, diesen Bereich nachhaltig zu durchbrechen, könnte sie neuen Schwung bekommen. Doch falls der Kurs weiterhin schwächelt, wäre ein Rückgang auf das Tief vom Spätsommer nicht ausgeschlossen, sprich Kurse im Bereich von knapp über 7 Euro. Der RSI deutet dies ebenso mit einem Wert von 40 an. Für risikobereite Anleger bietet das auf aktuellem Niveau einen möglichen Einstiegszeitpunkt, während sicherheitsbewusste Investoren abwarten könnten, bis sich ein klarer Trend abzeichnet.
Fundamentale Entwicklung und langfristige Perspektive
Fundamental steht TeamViewer solide da, vor allem das Enterprise-Segment zeigt robustes Wachstum. Bei Großkunden konnte das Unternehmen im dritten Quartal ein Plus von über 20 Prozent verbuchen - das gibt der Aktie einen gewissen Rückhalt. Während im IT-Bereich insgesamt gerade ein harter Wind weht und viele Mittelständler in Deutschland auf Sparkurs sind, konnte sich TeamViewer in diesem Umfeld behaupten. Auch die neu angepasste Sponsorenvereinbarung mit Manchester United kommt dem Unternehmen zugute, da sie die Kosten senkt und damit direkt die Marge stärkt.
Für das Gesamtjahr 2024 hat TeamViewer seine Umsatzprognose allerdings leicht zurückgeschraubt und peilt jetzt 662 bis 668 Millionen Euro an, also eher das untere Ende der ursprünglichen Spanne. Dafür soll die operative Marge nun bei mindestens 44 Prozent liegen - was durchaus optimistisch stimmt. In einem von Unsicherheiten geprägten Marktumfeld sieht sich TeamViewer für die nächsten Monate gut aufgestellt, wie das Unternehmen selbst erklärte.
Kauf oder Abwarten?
Für TeamViewer ist die Lage nicht ganz so einfach, aber die Aktie könnte für ganz spekulative Anleger eine Chance sein. Die aktuellen Unternehmenszahlen, kombiniert mit einer stabilen Marktposition und einer vielversprechenden Charttechnik, lassen auf eine mögliche Erholung hoffen. Die erhöhte Margenprognose zeigt zudem, dass TeamViewer bei den Kosten gut aufgestellt ist und auch unter schwierigeren Marktbedingungen stabil arbeitet.
Kurzum: Wer etwas Geduld und viel Risikobereitschaft mitbringt, könnte auf einen Rebound setzen. Langfristig orientierte Anleger haben hier eine Gelegenheit, günstig einzusteigen - vorausgesetzt, sie können kurzfristige Schwankungen aussitzen. Andere warten lieber auf einen nochmaligen Rücksetzer und steigen evtl. erst bei Kursen unter 8 Euro ein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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