11.11.2024 -
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers: Werden die USA ihre Dynamik nach dem Wechsel im Weißen Haus beibehalten?
Ob die Resilienz der US-Wirtschaft über die Präsidentschaftswahlen hinaus Bestand haben wird, ist ein wichtiger Aspekt für alle, die Finanzanlagen in US-Dollar halten. Nunmehr zeichnet sich eine sanfte Landung ab, die unserer Ansicht nach solide Renditen sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten stützen dürfte. Für die USA läuft vieles gut. Den Banken geht es blendend, und Unternehmensinvestitionen in künstliche Intelligenz und andere Technologien dürften langfristig die Produktivität steigern. Am Arbeitsmarkt ist trotz eines leichten Anstiegs der Anzahl Arbeitssuchender ein ordentliches Wachstum zu verzeichnen.
Für eine Eintrübung dieses positiven Wirtschaftsbildes könnten lediglich die politische Unsicherheit und die Positionierung der USA gegenüber dem Rest der Welt sorgen. Ein entscheidender Faktor wird die im Wahlkampf wenig beachtete Haushaltspolitik sein. Die Märkte befürchten, dass die USA in den kommenden Jahren höhere Kupons für immer größere Emissionen von Staatsanleihen zahlen müssen. Dies wiederum bliebe nicht ohne Folgen für die Geldpolitik, wobei ein auf Dauer höheres Zinsniveau die aktuellen Bewertungen an den Kredit- und Aktienmärkten untergraben würde. Solange die Konjunktur nicht an Fahrt verliert, darf über diese Sorgen getrost hinweggesehen werden. Sollte das Wachstum jedoch ins Stottern geraten, könnte fiskalisch der Tag der Abrechnung näherrücken. In der Anfangsphase der neuen Regierung werden die Indikatoren für die Ausgaben der Verbraucher und Unternehmen ausschlaggebend dafür sein, ob sich die Märkte weiterhin positiv entwickeln.
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Alessandro Tentori, CIO Europe AXA Investment Managers: Die Kosten der Währungsabsicherung
Auf der Grundlage der Prognosen von AXA IM gehen wir davon aus, dass der Spread zwischen dem US-Leitzins (voraussichtlich 4 %) und dem Einlagenzins der Europäischen Zentralbank (EZB) (voraussichtlich 2 %) bis Ende 2025 die Marke von 200 Basispunkten (Bp) erreichen wird. Die Kosten für die Absicherung des auf US-Dollar lautenden Risikos in Euro über einen Zeitraum von drei Monaten bewegen sich derzeit bei rund 155 Bp. Vor zwei Jahren hätte dieselbe Absicherung über 300 Bp gekostet. Für europäische Anleger, die in das Universum der auf US-Dollar lautenden festverzinslichen Wertpapiere vorstoßen möchten, waren die gesunkenen Absicherungskosten eine gute Nachricht.
Nun aber dürften die Kosten der Dollar-Absicherung steigen, da sich das geldpolitische Gefälle zwischen der US-Notenbank und der EZB im Laufe des Jahres 2025 voraussichtlich weiten wird. Das Diagramm zeigt das Verhältnis zwischen den offiziellen Leitzinsen und den Kosten für die Absicherung des Währungsrisikos. So impliziert der prognostizierte Kurvenverlauf bereits bis März 2025 einen Anstieg der Absicherungskosten um rund 30 Bp, bevor sich Letztere über den Dreijahreszeitraum auf 130 Bp einpendeln dürften.
Die Absicherung von US-Dollar-Anlagen in Euro könnte in den kommenden 12 bis 18 Monaten etwas teurer werden.
Anleger sollten dies bei der Zusammenstellung ihrer Vermögensallokation für das Jahr 2025 durchaus berücksichtigen. Allerdings sind diese Kosten keineswegs die einzige Variable in unserem Anlageprozess.
Andere Faktoren - Konjunktur, Bilanzanalyse, Marktstruktur etc. - sprechen weiterhin dafür, dass der Markt für US-Unternehmensanleihen trotz der stärker zu Buche schlagenden Währungsabsicherung weiter zulegen könnte.
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Ecaterina Bigos, CIO Asia ex-Japan bei AXA Investment Managers: Chinas Aktienbewertungen büßen vor dem Hintergrund der anhaltenden Deflation an Attraktivität ein
Das jüngst beschlossene Konjunkturpaket in China wurde am Aktienmarkt mit einer zweistelligen Rallye gefeiert. Angesichts der neuen Bewertungen klopfen die Anleger jede der Maßnahmen auf ihre potenziellen Auswirkungen auf das Wachstum ab, während sie gespannt auf Details zu zusätzlichen fiskalischen Anreizen warten. Bisher haben die Maßnahmen vor allem eine angebotsseitige Unterstützung geboten, die darauf abzielt, einige der Abwärtsrisiken zu beseitigen und den Deflationsdruck in China zu mindern. Eine deutliche Reflation und nachhaltige Erholung können jedoch nur gelingen, wenn sowohl zyklische Gegenwinde als auch strukturelle Ungleichgewichte angegangen werden.
Größter Belastungsfaktor für die Wirtschaft bleibt der Wohnungsmarkt. Die jüngsten Maßnahmen verschaffen diesem Markt zwar insofern Luft, als sie die Schuldenlast verringern und Wohnraum erschwinglicher machen. Sie reichen jedoch nicht aus, um dem Problem der Überbestände Herr zu werden und die Herausforderungen zu lösen, vor denen die Baukonzerne stehen. Eine halbherzige direkte fiskalische Unterstützung für die Verbraucher in Kombination mit einem verhaltenen Immobilienmarkt könnte einen langwierigen Kampf gegen die Deflation bedeuten. Die Ungleichgewichte in einigen Sektoren und auf lokaler Ebene erfordern eine geduldige Phase des Schuldenabbaus und der Reformen.
Darüber hinaus dürften geopolitische Spannungen das Wirtschaftswachstum beeinflussen, insbesondere über Einfuhrbeschränkungen für Technologie und Ausfuhrzölle. Zusammengenommen werden diese Herausforderungen wahrscheinlich die Gewinnwachstumsaussichten chinesischer Unternehmen beeinträchtigen.
Antizyklische makroökonomische Maßnahmen müssen fortgesetzt und wirksam umgesetzt werden, um Chinas strukturelle wirtschaftliche Neuausrichtung weg von Investitionen und hin zum Konsum und von der Produktion hin zu Dienstleistungen zu ermöglichen. Letztlich würde dies den Weg für eine stärkere Binnenorientierung der Wirtschaft ebnen und das Gewinnwachstum von innen heraus ankurbeln.