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Infineon hat im DAX zuletzt stark aufgeholt, aber Unsicherheiten bleiben. Nach ein paar harten Monaten ging es für die Aktie des bayerischen Chipherstellers wieder bergauf - ein Plus, das die Anleger aufhorchen lässt. Doch was steckt hinter diesem Aufschwung, und wie solide ist er? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen oder besser auszusteigen? Ein genauerer Blick auf aktuelle Unternehmenszahlen, die Chart-Entwicklung und die Marktsituation gibt Aufschluss, ob die Erholung tatsächlich nachhaltig ist oder eher Vorsicht geboten bleibt. Wir beleuchten für Sie die wichtigen Details.
Geschäftszahlen und Herausforderungen im Überblick
Infineon hat das Geschäftsjahr 2023/24 durchwachsen abgeschlossen: Die Umsätze gingen leicht auf knapp 15 Milliarden Euro zurück, was vor allem an der angespannten Lage in der Automobilbranche und der insgesamt schwächelnden Nachfrage nach Halbleitern liegt. Vorstandschef Jochen Hanebeck zeigte auf der Bilanzpressekonferenz eine gemischte Lage: Während im Bereich Künstliche Intelligenz Potenzial steckt, bleiben andere Sektoren wie Auto und Industrie verhalten. Der Vorstand rechnet damit, dass sich dieser Zustand auch ins neue Geschäftsjahr 2024/25 ziehen wird. Besonders die vollen Lager bei den Kunden dämpfen weiterhin die Nachfrage.
Für die nächsten Monate geht Infineon von einem leichten Umsatzrückgang und einer gesunkenen Marge zwischen 15 und 20 Prozent aus - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, in dem die Marge noch bei über 20 Prozent lag. Ein weiteres Problem sind die hohen Leerstandskosten, die rund 1 Milliarde Euro ausmachen und durch ungenutzte Produktionskapazitäten entstehen. Diese Belastungen werden voraussichtlich noch die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2024/25 anhalten, bevor sich eine allmähliche Erholung abzeichnet.
Chartanalyse und Marktbewegungen
Der Blick auf den Infineon-Chart zeigt interessante Entwicklungen: Nach einer jüngsten Erholung liegt die Aktie deutlich (ca. 4-5 Prozent) höher und nähert sich der 200-Tage-Linie an - einem Signal, das langfristige Anleger gerne als Trendindikator nutzen. Im DAX zählt die Aktie in den vergangenen Tagen zu den stärkeren Werten. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn der Kurs liegt weiterhin rund 20 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 38,93 Euro. Es besteht also die Gefahr, dass die Aktie wieder zurückfällt, sollten die Margenziele nicht erreicht werden.
Der RSI deutet mit einem Wert bei 50 auf einen möglichen Trendbruch nach oben hin. In jedem Fall ist es wichtig, dass die Unterstützung im Bereich 27-28 Euro hält. Kurse darunter indizieren einen Rückfall in Richtung 22 Euro bzw. dann besteht sogar die Gefahr des Bruchs der 20,50 Euro-Marke und damit neue Mehrjahrestiefs.
Analysten bescheinigen Infineon einen "konservativen" Kurs, der das Rückschlagrisiko mindert. Allerdings bleibt der Halbleitermarkt anfällig für kurzfristige Schwankungen, die durch Faktoren wie Korrekturen in der Autoindustrie oder geopolitische Unsicherheiten zusätzlich angeheizt werden können. Die Anleger zeigen sich momentan optimistisch, aber ob der Trend anhält, hängt davon ab, ob sich die Nachfrage stabilisiert und die vollen Lager bei den Kunden schneller geleert werden.
Blick in die Zukunft und Investmentchancen
Infineon selbst dämpft die Erwartungen und geht für das laufende Geschäftsjahr von einem eher ruhigen Verlauf aus. Trotzdem gibt es positive Signale: Mit dem Programm "Step Up" will das Unternehmen langfristig die Profitabilität steigern und durch Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz und weiteren Zukunftstechnologien neue Märkte erschließen. Die schwache Konjunktur bleibt jedoch eine Herausforderung, da Kunden - vor allem in der Automobilbranche - weiterhin Bestände abbauen und nur verhalten bestellen.
Aktuell bleibt die Devise für Infineon eher "Abwarten und Tee trinken". Trotzdem könnte das aktuelle Kursniveau für geduldige Anleger einen spannenden Einstiegspunkt bieten. Wer an Infineons mittelfristige Erholung glaubt, könnte von einem "Kauf auf Rebound" profitieren. Sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen klar verbessern, könnte die Aktie deutlich an Schwung gewinnen. Beachten Sie dabei aber, wie oben erwähnt, die Marke von 27-28 Euro. Fällt diese, droht weiteres Ungemach für die Aktie von Infineon.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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