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Thyssenkrupp kämpft ums Überleben seiner Stahlsparte - und damit auch um das Vertrauen der Anleger. Nach Milliardenverlusten und einer unklaren Zukunft bringt ein Gutachten endlich einen Lichtblick. Doch reicht das? Was hat ein tschechischer Milliardär damit zu tun, und wie stehen die Chancen, dass der Konzern die grüne Wende schafft? Hier erfahren Sie neue Hintergründe, ob die Aktie noch einen Blick wert ist.
Was ist los bei Thyssenkrupp?
Thyssenkrupp - der Name steht für deutsche Industriegeschichte, doch aktuell macht vor allem die Stahlsparte Schlagzeilen. Und leider keine guten. Die Branche hat es schwer: Die Nachfrage ist mau, die Preise für Stahl sind niedrig, und gleichzeitig stehen riesige Investitionen in Richtung klimafreundlicher Produktion an. Für Thyssenkrupp Steel Europe, also den Stahlbereich des Konzerns, wird es eng. Ein drohender Finanzierungsstopp konnte durch ein aktuelles Gutachten abgewendet werden. Das gibt der Sparte Luft bis 2025. Klingt erstmal beruhigend, aber die langfristige Zukunft ist alles andere als sicher.
Das Problem: Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat sich zwar mit 20 Prozent an der Stahlsparte beteiligt, will aber nur dann weiter investieren, wenn der Laden Perspektive hat. Eine endgültige Entscheidung wird erst in ein paar Jahren fallen. Bis dahin stehen die Zeichen auf Umbau - und das bedeutet meistens auch Einschnitte.
Wie geht es der Aktie?
Die Thyssenkrupp-Aktie hat in den letzten Jahren kaum Anlass zur Freude gegeben. Nach einem Verlust von 1,5 Milliarden Euro im letzten Geschäftsjahr hängt der Kurs am Boden. Charttechnisch sieht es auch nicht unbedingt besser aus: Die Aktie bewegt sich auf niedrigem Niveau, ohne klare Signale für einen Ausbruch nach oben. Zwar gibt es hin und wieder kurze Erholungen, aber insgesamt bleibt die Unsicherheit groß.
Vom RSI gab es zuletzt ein Kaufsignal, als dieser die 50er Marke übersprang. Aber ob das alleine ausreicht, bleibt fraglich. Zu groß ist der Widerstand im Bereich der 4 Euro-Marke. Erst nachhaltige Kurse oberhalb von 4,30 Euro würden ein deutliches charttechnisches Kaufsignal generieren mit einem Kursziel bei 6 Euro.
Dazu kommt, dass die Stahlmärkte schwächeln und die Kosten für den Umstieg auf grüne Produktion enorm hoch sind. Thyssenkrupp plant unter anderem eine neue Wasserstoffanlage in Duisburg - ein Milliardenprojekt. Der Staat unterstützt zwar mit zwei Milliarden Euro, aber ob das reicht, ist fraglich. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie gut sich Thyssenkrupp im hart umkämpften Stahlmarkt behaupten kann.
Gibt es trotzdem Chancen?
Auch wenn die Lage angespannt ist, gibt es Lichtblicke. Die Zusage zur Finanzierung durch das Gutachten ist ein wichtiges Signal, und der Einstieg in die grüne Stahlproduktion könnte langfristig Vorteile bringen. Klimafreundlicher Stahl wird in Zukunft immer mehr gefragt sein, und wer hier frühzeitig dabei ist, könnte profitieren. Vorausgesetzt, Thyssenkrupp schafft es, die hohen Kosten zu stemmen und die Produktion effizienter zu machen.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist der Investor Kretinsky. Sollte er seinen Anteil auf 50 Prozent erhöhen, wäre das ein Vertrauensbeweis und könnte neue Partnerschaften anziehen. Doch hier bleibt abzuwarten, ob sich der Milliardär zu diesem Schritt entschließt.
Was sollte man als Anleger tun - Kaufen, halten oder abwarten?
Die Thyssenkrupp-Aktie bleibt eine interessante Aktie für Investoren, die Zeit mitbringen. Für risikobereite Anleger könnte ein Einstieg auf dem aktuellen niedrigen Niveau reizvoll sein - vor allem, wenn man auf eine Erholung des Stahlmarktes und den Erfolg der grünen Transformation setzt. Wer allerdings auf Nummer sicher gehen will, sollte besser abwarten, bis sich die Lage stabilisiert hat und mehr Klarheit über die Strategie besteht. Das Kursniveau sollte, wie schon oben beschrieben oberhalb der 4,30 Euro-Marke liegen. Dann wäre der charttechnische Weg in Richtung 6 Euro offen. Ein Stopp könnte recht eng bei 3,70 gesetzt werden, womit sich ein attraktives Chance/Risiko-Verhältnis ergeben würde.
Eins ist klar: Die kommenden Jahre werden entscheidend für Thyssenkrupp - und vor allem für die Stahlsparte. Der Konzern muss jetzt liefern, sonst könnten die jüngsten Fortschritte schnell wieder verpuffen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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