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Hoffnung oder letzter Strohhalm für Anleger? Die Nel ASA-Aktie zeigt sich zuletzt wie ein Seiltänzer über einem Abgrund. Verkauf oder Nachkauf? Anleger stehen vor der Frage. Die Nel ASA-Aktie ist aktuell eine Berg- und Talfahrt - zuletzt ging es mit einem Plus von fast 5 Prozent wieder ein wenig aufwärts. Doch so erfreulich das klingen mag, die Aktie steckt weiterhin in einem tiefen Abwärtstrend. Analysten äußern sich skeptisch, neue Großaufträge fehlen, und die Aussichten auf eine Kapitalerhöhung machen die Situation nicht leichter. Steht die Aktie vor einem Comeback - oder ist sie ein Fall für den endgültigen Abschied? Wir nehmen Zahlen, Charttechnik und die Stimmung rund um das Unternehmen unter die Lupe.
Zwischen Hoffnung und Realität: Wo steht Nel wirklich?
Die gute Nachricht zuerst: Die Nel ASA-Aktie konnte zuletzt mit einem Plus von knapp 5 Prozent ein Lebenszeichen senden und notiert aktuell bei etwa 0,27 Euro. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass dies wohl kaum der Startschuss für eine nachhaltige Erholung ist. Das Unternehmen hat momentan, bzw. immer noch mit grundlegenden Problemen zu kämpfen:
Fehlende Großaufträge: Der Auftragseingang ist nicht nur schwach, sondern auch im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Das ist Gift für ein Unternehmen, das auf langfristige Projekte angewiesen ist.
Schwache Quartalszahlen: Im dritten Quartal 2024 verzeichnete Nel zwar ein Umsatzplus im Alkaline-Geschäft, doch die Verluste (vor allem im PEM-Bereich) weiten sich aus. Das operative Geschäft bleibt unter Druck.
Kapitalbedarf: Analysten wie Kepler Cheuvreux sprechen offen davon, dass Nel ohne neue Großaufträge in absehbarer Zeit frisches Geld aufnehmen muss. Eine Kapitalerhöhung könnte dabei bestehende Aktionäre massiv verwässern.
Das alles sorgt für eine gedämpfte Stimmung. Die großen Wachstumsfantasien, die Nel einst getragen haben, wirken momentan sehr weit entfernt.
Analystenmeinungen und Charttechnik: Vorsicht ist angesagt
Ein Blick auf die Bewertungen der Analysten zeigt, dass der Optimismus vieler Experten stark abgekühlt ist.
- Kepler Cheuvreux: Kursziel 2,50 NOK (ca. 0,21 Euro), Empfehlung "Reduce" - ein klares Signal, die Aktie zu meiden.
- Morgan Stanley: Kursziel 3,50 NOK (0,30 Euro) - ebenfalls eine Verkaufsempfehlung.
- Jefferies: Kursziel 3 NOK (0,26 Euro)- auch hier keine Kaufempfehlung.
Technisch gesehen bleibt die Aktie ebenfalls angeschlagen. Seit Monaten bewegt sie sich in einem klaren Abwärtstrend. Jede kleine Erholung wird schnell wieder abverkauft, und entscheidende Widerstände - wie etwa bei 4 NOK (0,34 Euro)- scheinen in weiter Ferne. Stattdessen droht die Aktie, weiter an Boden zu verlieren. Die nächste Unterstützungslinie liegt bei etwa 2,70 NOK (0,23 Euro), und selbst die könnte unter Druck geraten. Und unterhalb der 0,20 Euro ist theoretisch noch Platz in Richtung 0 Euro. Wir denken aber, dass, wenn es eine Kapitalerhöhung geben sollte, diese im Bereich 0,10 Euro platziert werden dürfte. Daher sehen wir dies als ein geeignetes charttechnisches Kursziel an.
Fundamentale Entwicklung: Kommt die Wende?
Nel ASA sitzt derzeit zwischen allen Stühlen. Die Wasserstofftechnologie hat zwar weiterhin großes Potenzial, doch Nel gelingt es nicht, sich in der Branche stark genug zu positionieren. Die Konkurrenz ist in vielen Bereichen weiter: Unternehmen wie Bloom Energy oder Plug Power setzen Standards, während Nel vor allem auf kleine Fortschritte verweisen kann. Auch die jüngsten Quartalszahlen liefern kaum Hoffnungsschimmer:
Der Umsatz reicht gerade, um die operative Basis zu sichern, lässt aber keinerlei Spielraum für große Investitionen oder strategische Sprünge.
Der Auftragsbestand reicht noch bis 2025, doch danach wird es eng. Das Unternehmen muss dringend neue Projekte an Land ziehen, um seine Wachstumsziele zu erreichen.
Die finanzielle Lage bleibt angespannt. Zwar verfügt Nel über ein solides Barguthaben, doch ohne eine deutliche Steigerung der Einnahmen könnte eine Kapitalerhöhung unausweichlich sein. Bei den derzeit niedrigen Kursen wäre dies ein harter Schlag für bestehende Aktionäre.
Lieber Vorsicht walten lassen
Die Nel ASA-Aktie ist derzeit kein Investment für schwache Nerven. Zwar gibt es theoretisch Potenzial, wenn das Unternehmen positive Überraschungen liefern kann. Doch die Risiken überwiegen deutlich. Schwache Auftragseingänge, drohende Kapitalmaßnahmen und die enttäuschenden Quartalszahlen sprechen eine klare Sprache.
Unsere Einschätzung: Finger weg. Wer bereits investiert ist, sollte bei den nächsten Kursgewinnen einen Ausstieg in Betracht ziehen. Für Neueinsteiger ist die Aktie momentan kein Kauf. Das Kursziel von 0,10 Euro erscheint realistisch, wenn Nel nicht bald entscheidende Fortschritte macht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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