Ohne die Wall Street kommt auch der Deutsche Aktienindex nicht in Schwung. Und da sich in New York nach neuen Inflationsdaten und vor dem langen Wochenende die Kurse gen Süden bewegten, setzt sich in Frankfurt die Schaukelbörse fort. Bleibt abzuwarten, ob der DAX ohne Impulse aus Übersee das Plus zum heutigen Handelsstart und damit auch die 19.300er Marke halten kann.
Die geldpolitischen Aussichten der Fed und der EZB haben sich in den vergangenen Tagen eingetrübt. Der von der US-Notenbank bevorzugte Indikator zur Messung der Inflation zeigt im Oktober eine Beschleunigung gegenüber dem Vorjahr. Damit sind die großen Zinssenkungsfantasien zunächst vom Tisch. Die Fed könnte auf ihrer Sitzung im Dezember doch eine Pause einlegen. Sie hat sich mit den ersten, schnellen Leitzinssenkungen weit aus dem Fenster gelehnt. Sollten die Preise nun weiter steigen, stünde Jerome Powell schnell doppelt unter Druck: durch den lauter werdenden Vorwurf, einen geldpolitischen Fehler begangen zu haben, und durch den ohnehin zu erwartenden Druck von US-Präsident Trump, der ihn am liebsten ganz absetzen würde.
Ohne die Unterstützung der Fed aber steigen die Risiken für die Konjunktur. Kurzlaufende Anleihen werden auf den Markt geworfen und die zuletzt kaum noch wahrnehmbaren Rezessionsängste nehmen wieder zu. Die Zinskurve steht kurz vor einer erneuten Invertierung. Auf der anderen Seite preisen die Aktienmärkte eine Wachstumsbeschleunigung ein. Die Anleihen flüstern also Rezession, während die Aktien Wachstum rufen.
In der EZB herrscht derweil Uneinigkeit darüber, wo der neutrale Leitzins liegt. Das ist der Zinssatz, der die Konjunktur weder bremst noch stützt. Laut Präsidiumsmitglied Schnabel liegt dieser zwischen zwei und drei Prozent und ist damit schon fast erreicht. Sie sieht nur noch begrenzten Spielraum für Zinssenkungen. Eine Folge der Konjunkturschwäche im Euroraum ist ein schwacher Euro. Dieser ist auch eine Chance für den DAX, er verbilligt Dienstleistungen und Waren im Ausland, was wiederum der Exportwirtschaft im nächsten Jahr deutlich helfen kann, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein.
Einer der Nutznießer der neuen Unsicherheit über die zukünftige Geldpolitik ist Bitcoin. Die Kryptowährung wird gerade von Anhängern als digitales Gegengewicht zum Zentralbankgeld und damit auch als Absicherung gegen Inflation gesehen.
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