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Wer hätte das gedacht: Die Varta-Aktie, ein heißes Eisen, das in letzter Zeit so einige Höhen und Tiefen durchlebt hat, steht jetzt vor einem gewaltigen Wandel. Ein Restrukturierungsplan ist beschlossene Sache und hat schon so einiges durcheinander gewirbelt. Doch was bedeutet das für die Aktionäre? Wird die Aktie jetzt wirklich wertlos, oder gibt es vielleicht doch noch einen Funken Hoffnung? Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend für alle, die mit der Varta-Aktie in den letzten Jahren noch ein paar Hoffnungen auf Gewinne verbanden - oder auch die, die die Finger bereits davon gelassen haben. Also, verkaufen oder doch nochmal einsteigen? Wir nehmen die aktuelle Lage für Sie unter die Lupe.
Die Varta-Aktie: Ein Schatten ihrer selbst
Varta - dieser Name stand lange für Innovation, Wachstum und einen gut gefüllten Akku. Doch heute sieht das Bild deutlich düsterer aus. Das Unternehmen steckt in einer tiefen Krise, die durch zahlreiche Missstände und Fehlentscheidungen im Management verschärft wurde. Der Grund für den dramatischen Fall? Eine Kombination aus schwankender Nachfrage, Problemen im Zusammenhang mit wichtigen Großkunden und einer teilweise katastrophalen Kapitalplanung. Seit Monaten steht Varta unter Druck. Doch jetzt ist der Moment gekommen, in dem das Unternehmen mit einem radikalen Sanierungsplan eine Wende einläuten will. Klingt gut, oder? Nur leider sind es vor allem die Kleinanleger, die bei dieser "Sanierung" leer ausgehen werden.
Der Plan sieht vor, das Grundkapital des Unternehmens auf null zu setzen, was bedeutet, dass die Aktien der bisherigen Aktionäre nichts mehr wert sind. Das ist ein massiver Eingriff und für die Kleinaktionäre ein echter Schlag. Doch das ist noch nicht alles: Varta wird frisches Kapital durch eine Kapitalerhöhung aufnehmen - aber ohne dass die bisherigen Aktionäre etwas davon haben. Stattdessen übernehmen große Investoren wie der Mehrheitsaktionär Michael Tojner und Porsche das Ruder. Die alte Varta-Aktie könnte also bald nur noch eine Erinnerung an bessere Zeiten sein.
Der Restrukturierungsplan: Ein bitterer Abschied für viele Aktionäre
Ein Restrukturierungsplan, der nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetz (StaRUG) läuft, könnte die endgültige Lösung für Varta bringen - doch zu welchem Preis? Die Mehrheit der Gläubiger und Anteilseigner hat dem Plan bereits zugestimmt, was einen weiteren Kurssturz der Varta-Aktie auslöste. Denn klar ist: Die Aktien, die aktuell noch im Besitz der Kleinanleger sind, werden im Rahmen dieses Plans wertlos. Was bleibt, ist eine neue Kapitalstruktur, in der Tojner und Porsche dominieren, während die alten Varta-Aktionäre nichts mehr in den Händen halten.
Die Reaktion der Märkte war heftig: Zunächst brach der Kurs der Aktie um mehr als 30 Prozent ein, erholte sich aber kurz darauf wieder - was zugegebenermaßen schwer zu verstehen ist. Für die einen war es der letzte verzweifelte Versuch, an den letzten Funken Hoffnung zu klammern, während andere, die den Ernst der Lage verstanden, vermutlich bereits ihre Anteile verkauft haben.
Ein wenig Hoffnung bleibt jedoch noch. Einige Aktionäre haben Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, um die geplante Enteignung zu stoppen. Sie berufen sich auf das Grundgesetz, das die Eigentumsgarantie schützt. Doch Experten sind sich einig, dass diese Klage vermutlich keine große Aussicht auf Erfolg hat - immerhin gibt es viele rechtliche Hürden, die der StaRUG-Plan aufwirft.
Charttechnik und fundamentale Aussichten: Ein ungewisser Weg vorwärts
Wenn wir uns die technische Seite der Varta-Aktie anschauen, dann ist die Lage alles andere als rosig. Die Aktie hat in den letzten Monaten immer wieder starke Kursverluste hinnehmen müssen und erholte sich nur selten nachhaltig. Der Kurs ist extrem volatil - was für die einen eine Gelegenheit für kurzfristige Zocker sein mag, für die anderen aber ein klares Zeichen, die Finger davon zu lassen.
Fundamental betrachtet bleibt die Situation ebenso angespannt. Zwar hat Varta noch immer eine gute Marktstellung im Bereich der Konsumgüter und bei Hörgeräten, aber das Unternehmen ist tief verschuldet und hat einen massiven Umstrukturierungsbedarf. Die Frage ist, ob die Sanierung tatsächlich greifen kann, oder ob das Unternehmen durch die Verschuldung und das ständige Hin und Her mit Investoren und Gläubigern dauerhaft in die Knie gezwungen wird. Auch die Varta-Chefetage ist vorsichtig optimistisch, was angesichts der Lage nachvollziehbar erscheint - aber Optimismus allein wird das Unternehmen nicht retten.
Die Charttechnik spricht eine klare Sprache: Der Kurs sieht momentan nach einem klassischen "Zockerpapier" aus - auf und ab mit Richtung nach unten in Richtung 0 Euro. Für eine nachhaltige Erholung müsste das Unternehmen nicht nur das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen, sondern auch seine operativen Probleme in den Griff bekommen. Das scheint aktuell jedoch aussichtslos zu sein.
Verkaufen und das Kapitel Varta abschließen?
Es fällt schwer, bei der Varta-Aktie noch von einer guten Investition zu sprechen. Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen lassen wenig Spielraum für Optimismus - zumindest was die bestehenden Aktionäre betrifft. Das Unternehmen steckt nach wie vor in einer tiefen Krise, und die Restrukturierung, die darauf abzielt, die Schulden abzubauen und frisches Kapital zu gewinnen, wird für die Kleinaktionäre teuer zu stehen kommen. Im besten Fall wird die Aktie bald vom Markt verschwinden und durch ein neues Unternehmen ersetzt. Das Kursziel für die aktuelle Aktie ist - leider - 0.
Anleger sollten sich ernsthaft fragen, ob sie sich weiter in diesem Spiel mit ungewissem Ausgang engagieren wollen. Die charttechnische und fundamentale Lage sprechen eindeutig gegen einen sofortigen Einstieg. Wer noch investiert ist, sollte ernsthaft über einen Verkauf nachdenken, solange er noch etwas aus der Aktie herausholen kann, bevor das Delisting bevorsteht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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