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Die Situation bei Volkswagen spitzt sich dramatisch zu. Während die Aktie einen historischen Tiefstand erreicht hat, türmen sich gleich mehrere Problemfelder auf, die den Konzern in die Zange nehmen. Die jüngsten Entwicklungen in Indien und Deutschland werfen die Frage auf: Hat die Aktie überhaupt noch eine Zukunft, oder ist jetzt endgültig Schluss mit lustig?
Milliardenstrafe in Indien - Wie VW sich selbst in die Bredouille gebracht hat
Man glaubt es kaum: Zwischen 2012 und 2022 soll die Indien-Tochter von Volkswagen, Skoda Auto Volkswagen India, kräftig bei den Zöllen geschummelt haben. Laut indischer Zollbehörde wurden Fahrzeuge als Einzelteile deklariert, obwohl sie als Bausatz hätten eingeführt werden müssen. Das Ergebnis? Statt der fälligen 2,35 Milliarden US-Dollar wurden nur knapp 1 Milliarde US-Dollar gezahlt. Klingt nach einem schlauen Trick, oder? Dumm nur, dass die Behörden das jetzt aufgedeckt haben.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte es für VW richtig teuer werden. Nicht nur die Nachzahlung von 1,4 Milliarden US-Dollar steht im Raum, sondern auch mögliche Strafzinsen und eine Verdopplung der Summe. Insgesamt droht dem Konzern eine Rechnung von bis zu 2,8 Milliarden US-Dollar. Ein Betrag, der selbst für einen Weltkonzern wie Volkswagen nicht gerade aus der Portokasse bezahlt werden kann.
VW selbst gibt sich unschuldig und beteuert, alle Gesetze eingehalten zu haben. Doch bei einer 2022 durchgeführten Razzia wurden E-Mail-Backups und Dokumente beschlagnahmt, die das Gegenteil beweisen könnten. Sollte VW schuldig gesprochen werden, dürfte das nicht nur finanziell, sondern auch reputationsmäßig ein Fiasko sein.
Ärger zu Hause - Tarifkonflikte und Streikdrohungen
Doch die Probleme hören nicht in Indien auf. Auch in Deutschland droht Ärger: Die Friedenspflicht im Tarifstreit ist abgelaufen, und die IG Metall hat bereits Warnstreiks angekündigt. Dass diese nur der Anfang sind, liegt auf der Hand. Die Gewerkschaft fordert Gehaltssteigerungen und Garantien für Standorte und Arbeitsplätze. VW hingegen möchte Lohnkürzungen und schließt sogar Werksschließungen nicht aus.
Die Fronten sind verhärtet, und eine schnelle Einigung ist nicht in Sicht. Schon jetzt steht fest: In den kommenden Wochen wird es in den Werken heiß hergehen. Für den ohnehin angeschlagenen Konzern könnten die Produktionsausfälle zur denkbar ungünstigsten Zeit kommen. Schließlich sinken die Absätze, und die Gewinne sind ohnehin im freien Fall. Alleine in Deutschland könnten bald drei Werke geschlossen werden, was die Belegschaft zusätzlich auf die Barrikaden treiben dürfte.
Ein Blick auf die Charttechnik - Der Abwärtstrend hält an
Auch die Börse reagiert nervös. Die Aktie ist schon einmal zuletzt unter die 80-Euro-Marke gefallen - ein Niveau, das wir zuletzt 2010 gesehen haben. Aktuell gibt es kaum Hinweise darauf, dass sich dieser Abwärtstrend bald umkehrt. Die nächste Unterstützung liegt bei 75-77 Euro, doch auch hier könnte die Talfahrt nicht stoppen. Bricht dieser Punkt, dürfte es schnell Richtung 70 Euro oder gar noch tiefer in Richtung 60 Euro gehen.
Langfristig sieht es ebenfalls düster aus: VW hat in den letzten Jahren klar schlechter performt als viele andere DAX-Werte. Der Abwärtstrend ist intakt, und selbst Analysten sehen die Aktie nur mit viel Fantasie wieder über der 100-Euro-Marke. Die aktuellen Hiobsbotschaften dürften diesen Optimismus weiter dämpfen.
Wir meinen: Verkaufen, bevor es noch schlimmer wird
Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen sprechen eine klare Sprache. Das Unternehmen kämpft an allen Fronten: Einbrechende Gewinne, wütende Gewerkschaften und milliardenschwere Drohungen aus Indien setzen VW massiv unter Druck. Das Chartbild zeigt keinerlei Hoffnung auf eine Bodenbildung, und fundamental gibt es ebenfalls keine Lichtblicke.
Die Empfehlung ist eindeutig: Wer die Aktie noch im Depot hat, sollte sich überlegen, jetzt auszusteigen. Der Abwärtstrend scheint nicht gebrochen, und mit weiteren schlechten Nachrichten ist zu rechnen. Neueinsteiger sollten einen großen Bogen um Volkswagen machen - zumindest solange, bis es belastbare Anzeichen für eine Erholung gibt.
Man stelle sich ein sinkendes Schiff vor, das von allen Seiten von Stürmen und Wellen getroffen wird. Genau so wirkt der Konzern gerade. Der Kapitän mag noch Hoffnung haben, aber die Börse signalisiert: Die Rettungsboote sind gefragt. Es bleibt nur die Frage, wer rechtzeitig aussteigt - und wer mit untergeht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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