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Wir zeigen Ihnen, wie Sie von dieser Situation profitieren können - und was Sie jetzt wissen sollten! TeamViewer sorgt mal wieder für ordentlich Gesprächsstoff: Der Software-Riese aus Göppingen greift tief in die Tasche und übernimmt den britischen Spezialisten 1E. Der Preis? Stolze 720 Millionen US-Dollar. Klar, dass so eine Summe für viele ungläubiges Kopfschütteln und skeptische Blicke an der Börse auslöst - und die Aktie ordentlich ins Wanken bringt. Aber steckt hinter diesem Mega-Deal vielleicht mehr als nur eine riskante Zukunftswette? Wir schauen für Sie hinter die Kulissen, analysieren die Lage der Aktie und verraten, ob es jetzt schlau ist, einzusteigen.
Der größte Deal in der Geschichte von TeamViewer - was steckt dahinter?
TeamViewer geht mit der Übernahme von 1E einen richtig großen Schritt - und das wohlüberlegt. Das britische Unternehmen hat sich nämlich mit seiner speziellen Software zur Verbesserung der digitalen Arbeitsumgebung einen Namen gemacht. Der Clou dabei: Ihre Programme spüren IT-Probleme auf, noch bevor sie richtig Ärger machen, und lösen sie oft automatisch. Effizienter geht's kaum. Und genau das macht diese Technologie für TeamViewer so spannend.
Bisher lag der Fokus der Göppinger auf Fernwartung und der Vernetzung von Geräten. Die Expertise von 1E ergänzt das perfekt und eröffnet neue Möglichkeiten. Aber es kommt noch besser: 1E hat einen starken Stand im nordamerikanischen Markt - genau dort, wo TeamViewer bisher noch Nachholbedarf hatte. Mit Kunden wie Adidas, Nike oder AT&T bringt 1E zudem echte Schwergewichte mit ins Boot. Kein Wunder, dass CEO Oliver Steil den Deal als "Meilenstein" feiert. "Wir können damit ein noch smarteres Angebot schaffen, das ideal auf die wachsenden Anforderungen unserer Kunden abgestimmt ist", sagt er selbstbewusst.
Allerdings kommt so eine Vision natürlich nicht umsonst. 720 Millionen US-Dollar sind ein gewaltiger Brocken, finanziert durch Eigenmittel und neue Schulden. Und genau hier liegt das Risiko: Während 1E beeindruckende Wachstumszahlen von 20 Prozent pro Jahr vorweisen kann, macht die enorme Übernahmesumme die Bilanz von TeamViewer ordentlich schwerer. Es bleibt also spannend, ob sich diese Investition auf lange Sicht auszahlt.
Was sagt der Aktienkurs? Börse reagiert zunächst nervös und verschnupft
So ambitioniert der Deal ist, so kritisch sehen ihn die Anleger und Analysten. Die Aktie von TeamViewer verlor nach der Bekanntgabe über 10 Prozent und erreichte den tiefsten Stand seit Juli/Augsut 2024. Doch warum diese heftige Reaktion?
Zum einen hatten viele Anleger auf eine Fortsetzung des Aktienrückkaufs oder höhere Ausschüttungen gehofft - doch das ist mit der neuen Schuldenlast erst einmal vom Tisch. Zum anderen gibt es Zweifel, ob TeamViewer diesen großen Brocken erfolgreich stemmen kann. Schließlich ist 1E kein kleiner Fisch: Das Unternehmen macht zwar nur ein Drittel des Umsatzes von TeamViewer, hat aber einen bedeutenden Marktanteil und große Erwartungen im Gepäck.
Ein Blick auf den Chart zeigt uns, wie angespannt die Lage ist. Die Marke von 11 Euro hat sich als kurzfristige Unterstützung herauskristallisiert. Sollten die Kurse diese Grenze unterschreiten, droht weiterer Druck nach unten. Ein Abgleiten in tiefere Regionen - sogar unter 10 Euro - ist durchaus möglich. Eventuell sogar ein Re-Test des Allzeittiefs bei 7,67 Euro. Spätestens dort sollte man dann aber Positionen aufbauen, denn gelingt die Übernahme und Integration von 1E, dann sollte der Umsatz und auch der Gewinn deutlich höher in den kommenden Jahren ausfallen. Dann wäre TeamViewer unterbewertet und ein potenzieller Verdoppler, bzw. Vervielfacher. Denn wir verorten das längerfristige Kurspotenzial in die Region um 20 Euro.
Ein Lichtblick ist, wenn die Aktie wieder die 12,50-Euro-Marke knackt - ein Signal, dass sich das Vertrauen der Anleger langsam zurückmeldet. Spätestens dann sollte man eine erste Position eröffnen und bei Schwäche weiter zukaufen
Risiko und Chance: Ist das der große Wurf für TeamViewer?
Ganz ehrlich, so eine Übernahme ist immer ein Drahtseilakt. Auf der einen Seite gibt es eine Menge Potenzial: TeamViewer bekommt mit 1E nicht nur Zugriff auf einen neuen, stark wachsenden Markt in Nordamerika, sondern auch ein Produkt, das genau das bietet, was den Göppingern bisher gefehlt hat. Software, die IT-Probleme in Echtzeit erkennt und gleich löst - dies klingt doch nach der perfekten Ergänzung?! Und die 77 Millionen US-Dollar, die 1E jährlich einspielt, sind auch keine Kleinigkeit. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Einnahmen fast ausschließlich von Großkunden wie Adidas oder AT&T kommen.
Aber, und das ist der Knackpunkt, die Sache ist leider kein Selbstläufer. Eine so große Übernahme zu stemmen, erfordert nicht nur strategisches Geschick, sondern auch eine Menge Fingerspitzengefühl. Es gibt immer das Risiko, dass bei der Integration irgendwo Sand ins Getriebe gerät. Und dass TeamViewer dafür erstmal tief in die Tasche greifen muss, macht die Sache nicht einfacher. Schulden abbauen, Synergien schaffen, Anleger überzeugen - das klingt eher nach etwas Längerfristigem.
Wenn es klappt, könnte TeamViewer in ein paar Jahren deutlich besser dastehen. Wie schon oben erwähnt, ist die Aktie dann in der Region um 20 Euro anzusiedeln. Aber bis dahin heißt es: es kann schwanken - nach oben und nach unten. Wir würden daher bei Schwäche gestaffelt Zukäufe tätigen. Wie gesagt, es ist bei Integrationsproblemen auch nicht auszuschließen, dass die Aktie nochmals deutlich unter die 10 Euromarke abtaucht. Daher nach unten hin die größeren Zukäufe einplanen und nicht alles sofort und auf einmal investieren. Wichtig ist jedoch auch dabei, dass man sich selbst einen Stoppkurs setzt, bei dem man sagt, mein Szenario ist gescheitert und begrenzt seine möglichen Verluste im Bereich von maximal 10-15 Prozent des geplanten Gesamtinvestments.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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