- Die Populisten hatten im Superwahljahr die Nase vorn, doch die haushaltspolitische Realität wird ihnen einen schweren Dämpfer versetzen
- Die Anleihenmärkte werden - insbesondere in den USA - die Inflationsversprechen einem Realitätscheck unterziehen.
- In der Eurozone besteht die Sorge über einen möglichen Ansteckungseffekt der gegenwärtigen politischen Krise in Frankreich, und in China wird der fehlende politische Wille zu substanziellen Konsumanreizen das Wachstum weiterhin auf Sparflamme halten. Die Rückkehr der "Bond Vigilantes", also der Anleihenwächter, könnte zu regionalen Umschichtungen in den Portfolios führen, was eine Diversifikation erfordert.
- Die Rückkehr der "Bond Vigilantes", also der Anleihenwächter, könnte zu regionalen Umschichtungen in den Portfolios führen, was eine Diversifikation erfordert.
- Bei Aktien sehen wir Chancen für neuerliche Engagements in unterbewerteten europäischen Titeln und bei "Trump-Freunden".
- Bei festverzinslichen Anlagen erscheinen kurzfristige Investment-Grade-, Hochzins-Unternehmens- und inflationsindexierte Anleihen attraktiv.
Konjunkturperspektiven
2024 war das Superwahljahr, in dem fast 40 % der Weltbevölkerung - auf die 60 % des globalen BIP entfallen - den Gang zu den Urnen antraten. Obwohl sich die bislang amtierenden Regierungen die heterodoxe Politik ihrer Gegner teilweise zu eigen gemacht hatten, wurden 80 % von ihnen von der globalen populistischen Welle hinweggespült. Nach drei Jahrzehnten zunehmender Ungleichheiten und einer Quasi-Stagnation des realen Medianeinkommens war die Rückkehr der Inflation in den Jahren 2021-2023 der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und die Wähler zur Abkehr von der im Washington-Konsens verankerten marktfreundlichen Orthodoxie veranlasste.
Im Jahr 2025 werden populistische Politiker, die nicht zuletzt wegen ihrer Anti-Inflations-Kampagnen gewählt wurden, mit den haushaltspolitischen Realitäten konfrontiert werden: Eine hartnäckige Inflation (ein globales Phänomen, von dem China nicht betroffen ist) und nicht tragfähige fiskalische Maßnahmen werden die realen Kreditkosten weiter in die Höhe treiben und die Devisenmärkte extrem nervös 2 machen. Die Populisten erwartet eine Kostenabrechnung, die die Geduld der sogenannten Bond Vigilantes auf die Probe stellen wird, zumal alle großen Zentralbanken ihre Bilanzen verkleinern und damit die Liquidität verringern, die zur Verfügung steht, um ein reibungsloses Funktionieren der Anleihenmärkte zu gewährleisten. Sollten diese mächtigen Anleger aus Protest gegen eine offensichtlich nicht nachhaltige Haushaltspolitik mit dem Verkauf ihrer Bestände beginnen, wird die dann zu erwartende Anleihenflut die Kreditkosten nach oben und die Wechselkurse nach unten treiben, mit der Folge einer negativen Rückkopplung mit der Inflation und der Realwirtschaft.
Die Rückkehr des "Chefpopulisten" Donald Trump wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sofortige Verschärfung der Migrationspolitik und die Einführung von Zöllen nach sich ziehen, was die Angebotsseite der US-Wirtschaft beeinträchtigt. Umgekehrt wird die Aussicht auf Deregulierung und Steuersenkungen die Binnennachfrage ankurbeln. Damit wird zwar die Wirtschaft weiterhin um etwa 2,5 % wachsen, aber die Inflation bleibt hartnäckig oberhalb des Zielwerts und die realen Kreditzinsen steigen, insbesondere für einkommensschwache Haushalte. Dieses "nicht-inklusive" Wachstum wird die Unzufriedenheit in der Gesellschaft, welche die Wähler für Trump stimmen ließ, noch verstärken. Trump ist sich seiner politischen Verwundbarkeit im Repräsentantenhaus (wo die Mehrheit nur hauchdünn ist) bewusst und wird sich daher veranlasst sehen, seine Wahlversprechen in Bezug auf Steuersenkungen und eine Wiederbelebung der Industrie auch tatsächlich zu erfüllen. Hier werden ihn jedoch der gesättigte Anleihenmarkt und der durch die Nasdaq beflügelte starke Dollar in die Schranken weisen. Aus dem Populisten wird dann ein Disruptor.
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