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2024 war ein echtes Ausnahmejahr für Siemens Energy: Mit knapp 360 Prozent Kursplus - damit war die Aktie der absolute DAX-Gewinner - sogar deutlich vor Rheinmetall. Aber nach diesem Höhenflug kommt der Kurs jetzt ins Rutschen. Gewinnmitnahmen, Probleme im Windgeschäft und widersprüchliche Expertenmeinungen machen Anleger nervös. Was steckt hinter der Korrektur? Und was ist die richtige Strategie für Investoren? Wir schauen uns die Lage genauer an und geben eine Einschätzung.
Vom Höhenflug zur Verunsicherung
2024 war für Siemens Energy ein Jahr wie aus dem Bilderbuch. Die Aktie schoss von den Tiefstständen des Vorjahres nach oben und legte in der spitze über 360 Prozent zu. Der Grund: Top-Zahlen in den Bereichen Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industries. Besonders die Grid-Sparte profitierte enorm von der globalen Energiewende. Die Auftragsbücher sind randvoll, und der Orderbestand von 33 Milliarden Euro sorgt für Zuversicht.
Doch es gab auch Schattenseiten. Die Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa bereitete massive Probleme. Produktionsfehler und hohe Garantieverpflichtungen zogen das Gesamtergebnis nach unten. Viele Anleger mussten erkennen: Auch bei einem so starken Unternehmen gibt es Baustellen, die nicht von heute auf morgen verschwinden. Diese Mischung aus Erfolgsgeschichte und Problemfeldern machte zahlreiche Investoren nervös.
Zusätzlich kam mit GE Vernova ein starker US-Konkurrent ins Spiel. Das Unternehmen punktete mit ehrgeizigen Mittelfristzielen und einem Aktienrückkaufprogramm. Trotzdem brachte das Siemens Energy nicht den erhofften Rückenwind. Warum? Einige hatten erwartet, dass Siemens von Vernova's Ambitionen mitgezogen wird - diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Doch als damals "die Kanonen donnerten" war die Zeit zu kaufen und im Nachhinein betrachtet, die beste Einstiegsgelegenheit.
Gewinnmitnahmen und was die Charts sagen
Nach dem zuletzt sehr steilen Anstieg war es fast unvermeidlich, dass Gewinnmitnahmen einsetzten. Vom Rekordhoch bei 53,48 Euro rutschte die Aktie um bis zu 15 Prozent ab, bevor sie sich wieder erholte. Das ist für viele Anleger ein Zeichen: Der Kurs könnte heiß gelaufen sein. Der RSI signalisiert das aber schon seit einigen Wochen mit einem Wert knapp unter 100. Auch dieser hat sich jetzt etwas abgekühlt. Dennoch sollte noch einmal Abwärts-Momentum entstehen, wenn der RSI die 70er Marke von oben nach unten durchschneidet.
Ein Blick auf die Charttechnik bestätigt das. Momentan befindet sich Siemens Energy in einer Konsolidierungsphase. Widerstände gibt es bei rund 50 Euro, während die Unterstützung bei 45 Euro liegt. Fällt der Kurs unter diese Marke, könnte es schnell in Richtung 38 Euro gehen - eine Marke, die skeptische Analysten wie die DZ Bank als fairen Wert ansehen.
Auf der anderen Seite ist das Aufwärts-Momentum aktuell immer noch stark: Trotz der Korrektur liegt die Aktie über wichtigen langfristigen Durchschnittswerten. Das hält die Optimisten am Ball und im Spiel. Experten wie Ajay Patel von Goldman Sachs sehen sogar ein Kurspotenzial bis 56 Euro und bewerten Siemens Energy im Vergleich zu GE Vernova als unterbewertet.
Die langfristigen Stärken von Siemens Energy
Trotz der aktuellen Turbulenzen bleibt Siemens Energy ein spannendes Investment. Der Konzern ist gut aufgestellt, um von der Energiewende längerfristig zu profitieren. Die Position als führender Anbieter in der Infrastrukturbranche macht das Unternehmen zu einem wichtigen Player.
Das Sorgenkind Siemens Gamesa bleibt zwar ein Problem, aber es gibt Pläne, den Bereich in den nächsten drei bis fünf Jahren wieder profitabel zu machen. Gleichzeitig punktet Siemens Energy mit strategischen Partnerschaften und einem Ausbau der Kapazitäten. Besonders die Nachfrage nach Strominfrastruktur - unter anderem durch den Boom bei KI-Rechenzentren - sorgt für volle Auftragsbücher in den Sparten Gas Services und Grid Technologies. Mit fast 78 Milliarden Euro Umsatz und einer starken globalen Präsenz bleibt Siemens Energy ein Schwergewicht im Energiesektor.
Jetzt kaufen oder doch Gewinne mitnehmen?
Siemens Energy ist aktuell eine Mischung aus Chancen und Risiken, wobei für uns die Risiken von Kursrücksetzern auf dem aktuellen Niveau überwiegen.
Unsere Empfehlung: An Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt. Wir denken, dass es auf Sicht von 1-2 Jahren noch einmal eine deutlich günstigere Einstiegsgelegenheit bei Siemens Energy geben wird. Eventuell im Extrem sogar Kurse im Bereich um 30 Euro von wo aus sich der charttechnische Ausbruch vollzog.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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