Luzern (ots) -
Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind auch dieses Jahr gestiegen. Für Haushalte mit geringen finanziellen Mitteln ist dies existenzbedrohend. Bund, Kantone und Gemeinden nehmen ihre Verantwortung in der Armutsprävention und -bekämpfung zu wenig wahr, schreibt Caritas Schweiz in ihrem zum Jahreswechsel erscheinenden Sozialalmanach.
In der Schweiz sind 1,34 Millionen Menschen von Armut betroffen oder bedroht. Auch 2024 ist es nicht gelungen, diese für ein reiches Land wie die Schweiz unwürdige Situation zu verbessern. "Es fehlt der politische Wille, eine Schweiz ohne Armut wirklich erreichen zu wollen", sagt Peter Lack, Direktor der Caritas Schweiz.
Die Lage für betroffene Personen hat sich nicht verbessert, wie der nun erschienene Sozialalmanach 2025 von Caritas Schweiz aufzeigt. Die steigenden Lebenshaltungskosten verschärfen die Ungleichheit. Besonders die Ausgaben für Krankenkassenprämien und Wohnungsmieten bringen zunehmend auch Menschen in Bedrängnis, die ihren Lebensunterhalt bisher aus eigener Kraft sichern konnten.
Familien tragen besonders hohes Armutsrisiko
Familien spüren die steigenden Kosten besonders stark. Paare mit Kindern leben doppelt so häufig in Armut wie Paare ohne Kinder. Über ein Viertel der Alleinerziehenden haben zu wenig Geld zum Leben. "Die Schweiz investiert klar zu wenig in Familien", sagt Aline Masé, Leiterin Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. Die Sozialausgaben für Familien sind hierzulande im Vergleich zu anderen wohlhabenden Ländern tief. Sie lagen 2022 mit 1,5 Prozent des BIP deutlich unter dem europäischen Mittel.
Gleichzeitig halten Löhne und Renten nicht mit den Kostensteigerungen Schritt. Die AHV reicht kaum zum Leben. Wer Ergänzungsleistungen oder Sozialhilfe bezieht, muss den Gürtel noch enger schnallen. Auch ein Erwerbseinkommen ist keine Garantie gegen Armut. "Für rund 300'000 Personen in der Schweiz reicht der Lohn nicht zum Leben. Das entspricht fast acht Prozent aller Erwerbstätigen", so Masé. Zählt man alle Haushaltmitglieder wie Kinder oder Partnerinnen und Partner dazu, die von solchen Einkommen abhängig sind, leiden 700'000 Menschen unter dem Phänomen "Working Poor".
Fehlende Bildung als grosse Hürde, um Armut zu überwinden
Jede dritte erwachsene Person in der Schweiz hat Mühe mit Lesen oder Rechnen. Mit dieser Erkenntnis schreckte letzte Woche eine OECD-Studie auf. Diese Wissenslücken schränken die Lebensqualität der Personen massiv ein. Gleichzeitig tragen sie ein erhöhtes Armutsrisiko, da sie mit den beruflichen Anforderungen kaum Schritt halten können. Sie sind in einem Teufelskreis der Prekarität gefangen.
Der Sozialalmanach 2025 zeigt auf, dass fehlende Bildung eine der grössten Hürden ist bei der Überwindung der Armut. Dies liegt nicht an den Betroffenen, sondern ist ein strukturelles Problem. So ist der Zugang zu Aus- und Weiterbildungen sehr ungleich: Oft fehlen eine bedarfsgerechte Finanzierung und die passenden Angebote. Zudem fördern Arbeitgeber Hochqualifizierte viel stärker als Personen mit Bildungslücken. Wer über wenig finanzielle Ressourcen und geringe Qualifikationen verfügt, hat somit deutlich schlechtere Chancen, sich weiterbilden zu können. Soziale Schranken sind in der Schweiz mittels Bildung trotz vieler positiver Initiativen weiterhin schwierig zu durchbrechen.
"Die Schweiz muss dringend in die Perspektiven und Chancen derjenigen Menschen investieren, die im täglichen Existenzkampf aufgerieben werden", schreibt Caritas-Armutsexpertin Aline Masé in ihrem Bericht im Sozialalmanach. "Bund, Kantone und Gemeinden nehmen ihre Verantwortung in der Armutsprävention und -bekämpfung zu wenig wahr." Ein Lichtblick ist, dass das Parlament diesen Herbst den Bundesrat beauftragt hat, eine nationale Strategie zur Armutsbekämpfung auszuarbeiten.
Sozialalmanach 2025
"Stabil prekär. Mit (Weiter-)Bildung aus der Armut?" So lautet der Schwerpunkt des soeben erschienenen Sozialalmanachs 2025 der Caritas Schweiz. 17 Fachbeiträge zeigen auf, warum Bildung eine Schlüsselrolle zur Armutsbekämpfung spielt und was Wege sein könnten, dass auch Menschen mit geringen finanziellen Mitteln sich besser aus- und weiterbilden können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Frage der Digitalisierung und der digitalen Kompetenzen. Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz kann hier bezogen werden: www.caritas.ch/de/sozialalmanach-2025
Pressekontakt:
Bericht über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung 2023/2024 von Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik der Caritas Schweiz, zum Download: www.caritas.ch/de/sozialalmanach-2025
Medienanfragen und Bestellungen von Rezensionsexemplaren an Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz. E-Mail: medien@caritas.ch, Tel. 076 233 45 04
Original-Content von: Caritas Schweiz / Caritas Suisse, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100000088/100927137
Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind auch dieses Jahr gestiegen. Für Haushalte mit geringen finanziellen Mitteln ist dies existenzbedrohend. Bund, Kantone und Gemeinden nehmen ihre Verantwortung in der Armutsprävention und -bekämpfung zu wenig wahr, schreibt Caritas Schweiz in ihrem zum Jahreswechsel erscheinenden Sozialalmanach.
In der Schweiz sind 1,34 Millionen Menschen von Armut betroffen oder bedroht. Auch 2024 ist es nicht gelungen, diese für ein reiches Land wie die Schweiz unwürdige Situation zu verbessern. "Es fehlt der politische Wille, eine Schweiz ohne Armut wirklich erreichen zu wollen", sagt Peter Lack, Direktor der Caritas Schweiz.
Die Lage für betroffene Personen hat sich nicht verbessert, wie der nun erschienene Sozialalmanach 2025 von Caritas Schweiz aufzeigt. Die steigenden Lebenshaltungskosten verschärfen die Ungleichheit. Besonders die Ausgaben für Krankenkassenprämien und Wohnungsmieten bringen zunehmend auch Menschen in Bedrängnis, die ihren Lebensunterhalt bisher aus eigener Kraft sichern konnten.
Familien tragen besonders hohes Armutsrisiko
Familien spüren die steigenden Kosten besonders stark. Paare mit Kindern leben doppelt so häufig in Armut wie Paare ohne Kinder. Über ein Viertel der Alleinerziehenden haben zu wenig Geld zum Leben. "Die Schweiz investiert klar zu wenig in Familien", sagt Aline Masé, Leiterin Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. Die Sozialausgaben für Familien sind hierzulande im Vergleich zu anderen wohlhabenden Ländern tief. Sie lagen 2022 mit 1,5 Prozent des BIP deutlich unter dem europäischen Mittel.
Gleichzeitig halten Löhne und Renten nicht mit den Kostensteigerungen Schritt. Die AHV reicht kaum zum Leben. Wer Ergänzungsleistungen oder Sozialhilfe bezieht, muss den Gürtel noch enger schnallen. Auch ein Erwerbseinkommen ist keine Garantie gegen Armut. "Für rund 300'000 Personen in der Schweiz reicht der Lohn nicht zum Leben. Das entspricht fast acht Prozent aller Erwerbstätigen", so Masé. Zählt man alle Haushaltmitglieder wie Kinder oder Partnerinnen und Partner dazu, die von solchen Einkommen abhängig sind, leiden 700'000 Menschen unter dem Phänomen "Working Poor".
Fehlende Bildung als grosse Hürde, um Armut zu überwinden
Jede dritte erwachsene Person in der Schweiz hat Mühe mit Lesen oder Rechnen. Mit dieser Erkenntnis schreckte letzte Woche eine OECD-Studie auf. Diese Wissenslücken schränken die Lebensqualität der Personen massiv ein. Gleichzeitig tragen sie ein erhöhtes Armutsrisiko, da sie mit den beruflichen Anforderungen kaum Schritt halten können. Sie sind in einem Teufelskreis der Prekarität gefangen.
Der Sozialalmanach 2025 zeigt auf, dass fehlende Bildung eine der grössten Hürden ist bei der Überwindung der Armut. Dies liegt nicht an den Betroffenen, sondern ist ein strukturelles Problem. So ist der Zugang zu Aus- und Weiterbildungen sehr ungleich: Oft fehlen eine bedarfsgerechte Finanzierung und die passenden Angebote. Zudem fördern Arbeitgeber Hochqualifizierte viel stärker als Personen mit Bildungslücken. Wer über wenig finanzielle Ressourcen und geringe Qualifikationen verfügt, hat somit deutlich schlechtere Chancen, sich weiterbilden zu können. Soziale Schranken sind in der Schweiz mittels Bildung trotz vieler positiver Initiativen weiterhin schwierig zu durchbrechen.
"Die Schweiz muss dringend in die Perspektiven und Chancen derjenigen Menschen investieren, die im täglichen Existenzkampf aufgerieben werden", schreibt Caritas-Armutsexpertin Aline Masé in ihrem Bericht im Sozialalmanach. "Bund, Kantone und Gemeinden nehmen ihre Verantwortung in der Armutsprävention und -bekämpfung zu wenig wahr." Ein Lichtblick ist, dass das Parlament diesen Herbst den Bundesrat beauftragt hat, eine nationale Strategie zur Armutsbekämpfung auszuarbeiten.
Sozialalmanach 2025
"Stabil prekär. Mit (Weiter-)Bildung aus der Armut?" So lautet der Schwerpunkt des soeben erschienenen Sozialalmanachs 2025 der Caritas Schweiz. 17 Fachbeiträge zeigen auf, warum Bildung eine Schlüsselrolle zur Armutsbekämpfung spielt und was Wege sein könnten, dass auch Menschen mit geringen finanziellen Mitteln sich besser aus- und weiterbilden können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Frage der Digitalisierung und der digitalen Kompetenzen. Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz kann hier bezogen werden: www.caritas.ch/de/sozialalmanach-2025
Pressekontakt:
Bericht über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung 2023/2024 von Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik der Caritas Schweiz, zum Download: www.caritas.ch/de/sozialalmanach-2025
Medienanfragen und Bestellungen von Rezensionsexemplaren an Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz. E-Mail: medien@caritas.ch, Tel. 076 233 45 04
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