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Michael Saylor, der Kopf hinter MicroStrategy, macht keinen Hehl aus seiner Liebe zu Bitcoin. Trotz Rekordständen kauft er weiter in Milliardenhöhe und zieht mit seinen Aussagen nicht nur Fans, sondern auch Kritiker an. Ist seine Strategie wirklich zukunftsfähig, oder wird hier ein Risiko auf die Spitze getrieben? Ein genauer Blick auf die Zahlen, den Chart und die Hintergründe verrät, ob jetzt ein guter Zeitpunkt für Sie ist, auf den Zug aufzuspringen und in diese Wette einzusteigen - oder ob Vorsicht angesagt ist.
Vision oder Wahnsinn? MicroStrategys Strategie im Fokus
Wenn Michael Saylor spricht, hört die Finanzwelt genau hin - und das nicht ohne Grund. Seit 2020 verfolgt MicroStrategy eine Unternehmensstrategie, die viele als gewagt, manche sogar als verrückt bezeichnen. Statt sich auf das ursprüngliche Kerngeschäft, nämlich Business-Intelligence-Software, zu konzentrieren, investiert das Unternehmen Milliarden in Bitcoin. Mittlerweile hält MicroStrategy über 439.000 BTC im Wert von rund 46 Milliarden US-Dollar.
Saylor selbst verteidigt diese aggressive Ausrichtung mit einem historischen Vergleich, der so manchen zum Nachdenken bringt: "Ich hätte Manhattan vor 100, 200 oder auch 300 Jahren gekauft. Es war immer eine gute Investition, in die Wirtschaftshauptstadt der freien Welt zu investieren. Und genauso sehe ich das bei Bitcoin." Kritiker, die ihn für diese Aussage belächeln, vergleicht er mit jenen, die damals dachten, Immobilienpreise in New York seien schon zu hoch.
Für Saylor ist Bitcoin nicht nur ein Inflationsschutz, sondern die Währung der Zukunft. Dass der Bitcoin-Kurs zuletzt auf über 107.000 Dollar gestiegen ist, hindert ihn nicht daran, weiter einzukaufen. Erst kürzlich hat MicroStrategy weitere 15.350 BTC erworben - zum stolzen Durchschnittspreis von 100.386 Dollar pro Coin. Eine Strategie, die polarisiert: Die einen sehen in ihm einen Visionär, die anderen warnen vor einer unverantwortlichen Wette auf eine hoch volatile Anlageklasse.
Aktie geht hoch und runter: Was die Charttechnik uns sagt
Wer einen Blick auf die MicroStrategy-Aktie wirft, sieht schnell, dass hier Menschen mit schwachen Nerven fehl am Platz sind. Die Aktie ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert - parallel zum Bitcoin-Boom. 2023 kletterte der Kurs um über 500 Prozent, während der Bitcoin selbst "nur" um etwa 150 Prozent zulegte. Doch diese Hebelwirkung, die in Bullenmärkten beeindruckende Gewinne ermöglicht, kann in schwächeren Phasen genauso schmerzhaft werden.
Aktuell bewegt sich die Aktie um die 387 US-Dollar-Marke. Nach dem jüngsten Höchststand von 473,60 US-Dollar ist sie etwas zurückgekommen, scheint sich aber in einer Art Seitwärtsbewegung zu stabilisieren. Der Bereich von 350 - 385 US-Dollar fungiert dabei als wichtige Unterstützungszone. Fällt sie, könnte es deutlich weiter nach unten gehen. Auf der anderen Seite liegt der nächste große Widerstand bei 425 Dollar. Ein Durchbruch könnte frischen Schwung bringen und die Aktie auf neue Höchststände tragen.
Interessant ist auch, dass die Aktie jetzt Teil des Nasdaq-100 ist. Das sorgt nicht nur für mehr Aufmerksamkeit, sondern auch für Käufe durch ETFs, die diesen Index abbilden. Laut Analysten könnten dadurch bis zu 2,1 Milliarden US-Dollar zusätzlich in die Aktie fließen. Das könnte den Kurs kurzfristig stützen - langfristig bleibt aber alles an den Bitcoin gekoppelt.
Zwischen Zahlen und einem unguten Bauchgefühl
Ein Blick auf die Zahlen von MicroStrategy zeigt, dass das Softwaregeschäft mittlerweile kaum noch Gewicht hat. Der jüngste Quartalsbericht wies einen Umsatzrückgang aus, und das Unternehmen schrieb einen Verlust von 1,72 US-Dollar je Aktie. Analysten beziffern den Wert dieses Geschäftsbereichs gerade einmal auf 2 US-Dollar pro Aktie. Der Löwenanteil der Bewertung basiert allein auf den Bitcoin-Beständen!
Was MicroStrategy allerdings besonders macht, ist die Konsequenz, mit der Saylor seine Strategie verfolgt. Während andere Unternehmen in unsicheren Phasen zögern, kauft MicroStrategy weiter zu - selbst auf Rekordniveau. Das Unternehmen sieht sich selbst als Vorreiter einer neuen Ära, in der Bitcoin nicht nur als Anlageklasse, sondern als fundamentaler Baustein der globalen Finanzwelt etabliert wird.
Die Aufnahme in den Nasdaq-100 könnte der Aktie neuen Schwung verleihen.
Viele Instis und große Investoren, die bisher nicht mitmachen konnten, könnten jetzt endlich einsteigen. Das würde nicht nur für mehr Bewegung bei der Aktie sorgen, sondern vielleicht auch den Bitcoin-Kurs pushen - immerhin hält MicroStrategy mehr Bitcoin als jede andere Firma auf der Welt.
Dennoch: Lieber abwarten, als jetzt teuer einkaufen
MicroStrategy ist alles andere als eine normale Aktie - eher eine hochspekulative Wette auf den Bitcoin. Und ja, wer an die glorreiche Zukunft der Kryptowährung glaubt, findet hier eine interessante Möglichkeit, mitzuverdienen. Aber mal ehrlich: Der aktuelle Preis ist unserer Meinung nach viel zu happig und hoch. Die Aktie hat viel von den Hoffnungen auf einen steigenden Bitcoin schon eingepreist, und der Hebel verstärkt das Ganze nach oben - aber eben auch nach unten, wenn es denn mal fallen sollte.
Wer jetzt einsteigt, geht u. E. ein zu großes Risiko ein, vor allem bei den aktuellen Rekordniveaus. Es könnte sich lohnen, aktuell die Füße stillzuhalten und auf eine günstigere Gelegenheit zu warten. Falls der Bitcoin-Kurs mal wieder wackelt, was ja bekanntlich schnell passieren kann, dürfte sich auch die MicroStrategy-Aktie noch mal nach unten bewegen - und das wäre dann vielleicht der bessere Moment für einen Einstieg.
Kurz gesagt: Im Moment wirkt die Aktie überhitzt und zu teuer. Für Anleger, die es entspannter mögen, ist das nichts. Geduld könnte sich auszahlen, denn wer clever kauft, spart am Ende vielleicht nicht nur Nerven, sondern auch ordentlich Geld. Wir würden warten, bis der RSI unter die 70er Marke (siehe Chartbild) abtaucht. Dann könnten Anschlussverkäufe folgen. Ebenso könnte es dann schnell vom Chart her in Richtung 250 - 260 US-Dollar gehen. Dort wäre ein interessanterer Einstieg, als jetzt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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