DJ IW: Verbände sehen auch 2025 kein Ende der Krise
Von Andreas Kißler
DOW JONES--Wichtige Verbände sehen die deutsche Wirtschaft nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) tief in der Krise: 31 von 49 Wirtschaftsverbänden beschrieben die aktuelle Lage schlechter als noch vor einem Jahr, teilte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut mit. "Auch für 2025 gibt es wenig Hoffnung", erklärte das IW, das traditionell zum Jahreswechsel Branchenverbände nach der aktuellen Lage, den Aussichten, nach geplanten Investitionen und Jobchancen befragt.
Die Gründe seien vielfältig: Hohe Kosten für Energie, Arbeit, Material und überbordende Bürokratie belasteten die Unternehmen und sorgten dafür, dass sie im internationalen Vergleich kaum noch mithalten könnten. Die unsichere Weltlage hemme Exporte, das "politische Chaos" im eigenen Land die Investitionen - wer nicht wisse, wohin die Politik die nächsten Jahre steuere, investiere seltener in neue Maschinen, Technologien oder Fahrzeuge.
Beim Blick auf das kommende Jahr bleiben die Verbände laut der Umfrage pessimistisch. 20 von 49 befragten Branchenvertretern rechnen demnach mit einer geringeren Produktion, nur 16 mit einem Anstieg. Unter den Optimisten seien Unternehmen aus der Energie- und Wasserwirtschaft, aus der Pharmaindustrie, die Papierfabriken und die Logistik.
Die schlechte Stimmung dürfte sich vor allem auf den Arbeitsmarkt auswirken: 25 Verbände erwarteten in ihren Branchen für das kommende Jahr einen Stellenabbau, nur sieben Branchenverbände rechneten mit mehr Beschäftigten. Dazu zählten etwa die Pharmaindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau oder die Investmentbranche. Weniger Jobs dürfte es vor allem in der Industrie geben, beispielsweise im Eisen- und Stahlbereich, im Maschinenbau oder im Baubereich.
"Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2025 nicht von der Stelle", sagte IW-Direktor Michael Hüther. "Besonders besorgniserregend ist die Vielzahl der Probleme, mit der die Unternehmen konfrontiert sind." Frühere Krisen hätten oft direkte Auslöser gehabt, seien weniger raumgreifend und dadurch einfacher zu bewältigen gewesen - jetzt sei die Lage im Inland wie im Ausland ungewiss. "Die kommende Bundesregierung muss wieder eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive schaffen", forderte Hüther. "Nur so finden wir wieder den Anschluss an Wettbewerber."
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December 27, 2024 02:23 ET (07:23 GMT)
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