02.01.2025 -
Wohl sehr lange war der europäische Blick über den Atlantik nicht mehr derart neidvoll wie derzeit - zumindest, wenn es um die wirtschaftliche Verfassung geht. Invertierte Zinskurven, aktivierte "Sahm-Rule" oder die höchsten realen US-Leitzinsen seit der globalen Finanzkrise: Nichts konnte die US-Wirtschaft bislang in ihrem Aufschwung nach der Coronakrise aufhalten.
Ganz anders die Lage bei uns in Europa. Während die USA von den Megatrends dieser Zeit profitieren bzw. diese ganz maßgeblich vorantreiben, wechseln sich in Europa insbesondere Deutschland und Frankreich in schöner Regelmäßigkeit mit negativen Schlagzeilen ab. Die wirtschaftliche Instabilität der beiden Kernländer der Europäischen Union hat mittlerweile zu einer bedenklichen politischen Instabilität geführt, die im ungünstigsten Fall die wirtschaftliche Misere noch verschärft. Ein Teufelskreis droht, den es schnellstens zu durchbrechen gilt. Sollten wir in Deutschland am Abend des 23. Februar 2025 keine Aussicht auf eine stabile Regierung der gemäßigten Parteien haben, könnte uns der härteste Teil der Krise erst noch bevorstehen.
Fest steht auch: Mit Donald Trump im Weißen Haus wird der Druck auf Europa in den kommenden Jahren sicher nicht geringer. Die Aussicht auf eine erratische Politik Trumps zwingt Anleger zum Handeln unter ungewöhnlich hoher Unsicherheit. Kommen die Zölle in der angekündigten Höhe? Wie sehen gegebenenfalls Gegenmaßnahmen aus? Kommt es am Ende zu einem ausgewachsenen Handelskrieg? Steigt dadurch die Inflation? Wie reagiert die US-Notenbank darauf? All das sind Aspekte, die erheblichen Einfluss auf die Märkte im kommenden Jahr haben werden.
Das kommende Jahr verspricht somit ein Jahr mit erhöhter Volatilität und divergierenden Ansichten der Anleger zu werden. Ein typischer Handelstag könnte damit beginnen, dass zunächst der Truth Social Account von Donald Trump gecheckt werden muss, bevor man Investitionsentscheidungen treffen kann.
Generell erwarte ich auch im Jahr 2025 ein freundliches Aktienmarktjahr. Trotz teurer Bewertungen spricht vieles für eine fortgesetzte Outperformance von US-Titeln. Europäischen Risikoassets traue ich jedoch ebenfalls ein solides Jahr zu. Insbesondere dann, wenn die von mir erwartete fiskalpolitische Stimulusoffensive in China gestartet wird.