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Mit dem Einstieg bei ITA Airways hat sich Lufthansa einen strategisch wichtigen Markt geangelt. Aber ob dieser Coup wirklich den erhofften Auftrieb bringt oder am Ende doch ein ziemliches Eigentor wird, bleibt abzuwarten. EU-Auflagen, skeptische Italiener und ein ordentlicher Batzen an Investitionen machen die Sache jedenfalls nicht gerade einfacher. Also: Zuschlagen bei der Aktie oder lieber auf Nummer sicher gehen? Wir nehmen den Deal, seine Risiken und die aktuelle Lage für Sie genauer unter die Lupe.
Der Deal: Durchbruch oder doch eher Bremsklotz?
Carsten Spohr, der Chef von Lufthansa, hat mit der ITA-Übernahme einen ordentlichen Knall hingelegt - zumindest auf den ersten Blick. Für 325 Millionen Euro hat sich Lufthansa 41 Prozent der Anteile an der Nachfolgerin der legendären, aber immer defizitären Alitalia geschnappt. Langfristig ist sogar geplant, die komplette Kontrolle zu übernehmen. Klingt nach einem durchdachten Plan, oder? Leider ist dies nicht ganz so simpel.
Die nackten Zahlen machen erstmal was her: ITA hat allein im ersten Halbjahr 2024 satte 8,3 Millionen Passagiere transportiert. Zudem ist der italienische Markt hochinteressant: Verbindungen nach Südamerika, Afrika und Asien sind ein dickes Plus, dazu kommt Italien als Tourismus- und Geschäftsreiseziel. Mit Rom als sechstem Lufthansa-Drehkreuz könnte das Netzwerk echt wachsen, aber der Weg dahin hat es in sich.
Denn trotz moderner Airbus-Flotte ist ITA noch lange kein Selbstläufer. Die Airline steckt tief in den roten Zahlen. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch EU-Auflagen, die Lufthansa das Leben schwer machen: Wichtige Slots in Rom und Mailand mussten abgegeben werden, und Strecken nach Nordamerika wurden gestrichen. Die Konkurrenz - EasyJet und Air France lassen grüßen und dürften hämisch grinsen.
Börsenreaktion: Risiko oder Chance?
Die Stimmung an der Börse ist ein eher verhaltener Applaus. Die Lufthansa-Aktie geriet zuletzt ordentlich unter Druck. Anleger scheinen sich mehr Sorgen um die Risiken der Übernahme zu machen, statt die möglichen Chancen zu feiern. Ein Blick auf den Chart zeigt, warum: Die Unterstützungszone zwischen 5,40 und 5,60 Euro wurde mehrfach getestet. Sollte die Marke fallen, droht ein Absturz Richtung 5 Euro oder noch tiefer - ein Szenario, das kein Anleger gerne sieht.
Trotzdem gibt es auch Lichtblicke. Sollte ITA reibungslos integriert werden und die ersten positiven Effekte sichtbar werden, könnte die Aktie deutlich zulegen. Analysten sehen bei einem Durchbruch über die 6-Euro-Marke sogar Potenzial bis hin zu 7 Euro oder mehr. Besonders der Bereich um 6 Euro ist spannend: Wird dieser Widerstand geknackt, könnte das eine Trendwende einläuten. Der RSI wirkt derzeit mit einem Wert bei 30 unterstützend für die Longseite.
Fundamental bleibt das Bild gemischt. Lufthansa profitiert zwar von steigenden Passagierzahlen und einem robusten Wachstum, doch die Integration von ITA ist ein kostspieliges Mammutprojekt. Experten warnen: Es wird Jahre dauern, bis die Synergien vollständig greifen.
Italien und Deutschland in der Luft: Eine schwierige Mischung? Unsere Meinung!
Nicht nur auf dem Papier ist die ITA-Übernahme eine Herausforderung. Auch emotional gibt es jede Menge Zündstoff. In Italien wird die Übernahme durch Lufthansa nicht von allen mit offenen Armen empfangen. Kritiker befürchten, dass die Airline ihren italienischen Charakter verliert. Karikaturen zeigen Lufthansa als strenge deutsche Bürokraten, die das italienische Flair wegorganisieren.
Die Integration von ITA wird unserer Meinung nach ein teures und langwieriges Unterfangen. Risiken gibt es genug - von den hohen Kosten bis hin zu politischen und kulturellen Stolperfallen. Daher würden wir derzeit von einem Investment absehen. Zudem gefällt uns der Chart derzeit überhaupt nicht. Erst bei Kursen über 6,50 Euro sieht es deutlich besser aus, wobei besser als relativ anzusehen ist. Die Seitenlinie könnte für Investoren aktuell die beste Wahl sein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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