FRANKFURT/LONDON/NEW YORK (dpa-AFX) - Eine rückläufige Inflation hat den wichtigsten Notenbanken 2024 die Zinswende ermöglicht. Während die Europäische Zentralbank (EZB) auch 2025 angesichts der trägen europäischen Wirtschaft auf Zinssenkungskurs bleiben dürfte, ist dies mit Blick auf die US-Notenbank Fed längst keine Gewissheit mehr, wenngleich tendenziell Zinssenkungen aktuell noch eher zur Debatte stehen dürften als Zinserhöhungen. Zu groß scheinen die Inflationsrisiken, die nicht nur die Zolldrohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump bergen. Höhere Importzölle würden wohl die Teuerung in den USA wieder anheizen. Darüber hinaus könnten natürlich auch die anhaltenden geopolitischen Krisen die Märkte durcheinanderwirbeln.
AKTIEN EUROPA: Nach zwei starken Jahren in Folge dürften es die Bullen an Europas Börsen 2025 schwerer haben. Große Sprünge erwarten Experten angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht. In den USA wird Donald Trump ab dem 20. Januar als 47. Präsident der Vereinigten Staaten aller Voraussicht nach seine "America First"-Politik vorantreiben. Eingriffe in den freien Welthandel gelten dabei als Risiken. Doch gleichzeitig könnten Steuersenkungen und Deregulierungen in den USA auch Unternehmen und Märkten in Europa positive Impulse verleihen. Aus China, einem der wichtigsten Märkte für viele europäische Unternehmen, kommt derweil angesichts teils schwerer wirtschaftlicher Probleme mehr Schatten als Licht.
AKTIEN USA: Künstliche Intelligenz, Trumps "America First"-Politik und Inflation - dieser Dreiklang wird 2025 wohl die Richtung an den seit zwei Jahren bärenstarken US-Börsen bestimmen. Experten rechnen überwiegend mit einer Fortsetzung des guten Laufs und Kursrekorden. Der Weg könnte aber wegen möglicher Handelskonflikte insbesondere mit China holprig werden.
AKTIEN ASIEN: An den Asien-Börsen müssen Anleger 2025 verschiedene Faktoren beachten. Je nach Börsenplatz sind individuelle Stellschrauben mitentscheidend: In Japan prägt die Notenbankpolitik den Markt, in China spielen staatliche Konjunkturmaßnahmen eine wichtige Rolle. Über allem aber schwebt die Unsicherheit, welchen Einfluss die künftige Zollpolitik der USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump haben wird. Vor allem China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt könnte darunter leiden. Anderswo in Asien sehen Experten durchaus Chancen in Schwellenländern in Süd- und Südostasien. Gründe sind die günstige Demografie, strukturelle Reformen und das globale Konjunkturbild.
STAATSANLEIHEN: 2025 könnte ein schwieriges Jahr für Anleihen werden, denn noch ist unklar, wie sich die Renditen an den Märkten entwickeln werden. Trump könnte eigentlich positiven Aussichten einen Strich durch die Rechnung machen, falls er tatsächlich wie befürchtet mit seiner protektionistischen Politik die Inflation wieder anheizen sollte. Das würde die Renditen antreiben und die Anleihenkurse im Gegenzug fallen lassen.
UNTERNEHMENSANLEIHEN: Ein gesundes Wirtschaftsumfeld eröffnet Anlegern derweil Chancen auf dem Markt für Unternehmensanleihen. Allerdings schwächelt gerade die europäische Wirtschaft; in den USA sieht es indes deutlich besser aus. Wegen des insgesamt höheren Ausfallrisikos gegenüber Staatsanleihen bieten Unternehmensanleihen auch höhere Renditen. Der Makro-Stratege Craig Burelle vom Investmenthaus Loomis Sayles hält insofern unter anderem Anleihen von US-Unternehmen bester Bonität für attraktiv. Auch Hochzinsanleihen seien einen Blick wert.
IMMOBILIENFONDS: Die relative Attraktivität offener Immobilienfonds gegenüber deutschen Staatsanleihen dürfte 2025 weiterhin gering sein, vermutet Analyst Paul Richter von der Landesbank Helaba. Doch zumindest dürfte sich der durch Abwertungen bei einzelnen Fonds verursachte Performance-Rückgang voraussichtlich nicht fortsetzen. Dafür sprächen auch die jüngsten Preisdaten aus wichtigen Auslandsmärkten wie Großbritannien und den USA.
GOLD: Gold könnte im noch jungen Jahr seinen Rekordlauf fortsetzen. Experten gehen davon aus, dass mit der Geldpolitik großer Notenbanken einer der stärksten Preistreiber auch 2025 Wirkung zeigen wird. "Die Zinsen gehen eher nach unten als oben, das hilft Gold", glaubt Analyst Jerome Mäser von der VP Bank aus Liechtenstein. Gold - das keine Zinsen abwirft - wird tendenziell attraktiver für Anleger, wenn die Renditen für Staatsanleihen fallen. Allerdings könnte ein starker US-Dollar auf dem Preis für Gold lasten, denn das wird in der Regel in Dollar gehandelt. Eine Aufwertung der US-Währung macht das Edelmetall für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer, die Nachfrage kann sinken. Sollte die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung die Inflation anheizen, könnte der Dollar noch weiter zulegen.
DEVISEN: Aus globaler Sicht dürfte die US-Wirtschaft weiterhin positiv hervorstechen, was auch für im Vergleich höhere Leitzinsen spricht. Dies sollte sich nach Auffassung des Vermögensverwalters DPAM in höheren Renditen für US-Staatsanleihen im Vergleich zu ähnlich bewerteten Ländern niederschlagen. Der US-Dollar könnte daher stark bleiben und die Parität gegenüber dem Euro in den Blick nehmen. Das heißt, ein Euro würde dann wieder genau ein Dollar wert sein. Auch wenn Trump zur Stärkung der eigenen Industrie einen schwächeren Dollar befürwortet, werden Maßnahmen wie Zölle, Deregulierung und eine striktere Einwanderungspolitik den Experten zufolge den Dollar wohl stärken.
KRYPTOWÄHRUNGEN: Kryptowährungen wie der Bitcoin sind besonders schwankungsfreudig. Gleichwohl signalisieren laut dem Verwalter für digitale Vermögenswerte Coinshares die zuletzt rekordverdächtigen Zuflüsse in börsengehandelte Fonds, die direkt in den Bitcoin investieren, den Appetit institutioneller Anleger. Der könnte noch weiter ansteigen, wenn mehr Plattformen den Zugang zu Kryptowährungen integrieren und regulatorische Klarheit geschaffen wird. Falls der Bitcoin eine breitere Akzeptanz in den Portfolios findet, könnten die Zuflüsse weiter zunehmen und diesen als strategischen Vermögenswert näher an die Mainstream-Finanzmärkte heranführen. Auch die rasche Einführung strategischer Bitcoin-Reserven in den USA unter Präsident Trump könnte dem Markt insgesamt Schwung verleihen./la/ck/mis/tih/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---