Bonn (ots) -
Das 24. Internationale Bischofstreffen für Solidarität mit den Christen im Heiligen Land hat heute (23. Januar 2025) seinen Abschluss gefunden. Bei dem fünftägigen Treffen haben sich Vertreter von sieben Bischofskonferenzen, darunter acht Bischöfe, über die kritische Lage in der Region und die mit dem Waffenstillstand entstandene neue Situation informiert. Dabei lag der Fokus auf den gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des Krieges auf das Westjordanland. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz nahm Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (Paderborn), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche und Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, an dem Treffen teil.
Das Motto des Heiligen Jahres aufgreifend, kamen die Bischöfe als "Pilger der Hoffnung", um nach möglichen Perspektiven und Anzeichen der Zuversicht inmitten von Terror und Krieg zu suchen. "Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas vom vergangenen Sonntag erlaubt ein Aufatmen nach 15 Monaten voller Tod und Zerstörung", so Erzbischof Bentz. "Zugleich wird die Freude über die Waffenruhe im Gaza-Streifen und die Freilassung israelischer Geiseln von einer tiefen Besorgnis überschattet. Alle fragen sich, wie lange die fragile Waffenruhe Bestand haben kann und ob die vereinbarten Schritte tatsächlich realisiert und dadurch neue Anfänge möglich werden."
Beim Treffen betonte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, wie wichtig jeder noch so kleinste Schritt sei, um den Hass zwischen Israelis und Palästinensern zu überwinden und das Vertrauen zwischen den Religionen wiederherzustellen. In eine ähnliche Richtung gingen die im Gespräch mit Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelten Überlegungen. Das Ziel müsse sein, Gesprächsprozesse zwischen den verfeindeten Gruppen in Gang zu setzen, negativen Entwicklungen Schranken zu setzen und erneute Eskalationen zu verhindern, um die Zwei-Staaten-Lösung als Ziel am Leben zu erhalten. "Niemand sieht im Augenblick die Möglichkeit zu großen Durchbrüchen. Aber alle auch noch so kleinen Schritte in die richtige Richtung können den Boden bereiten für umfassende Lösungen in der Zukunft", so Erzbischof Bentz angesichts der Begegnung mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Steffen Seibert.
Bei Besuchen im Westjordanland bekamen die Bischöfe einen Eindruck vom Alltag der Palästinenser. Die fortgesetzte illegale Expansion der Siedlungen und die wiederholten Gewaltakte extremistischer jüdischer Siedler haben die schwierigen Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung seit Beginn des Gaza-Krieges weiter verschlechtert. "Diese kritische Situation ist während der langen Monate des Krieges international viel zu wenig wahrgenommen worden. Gerade deshalb haben wir einen Fokus daraufgelegt", erläutert Erzbischof Bentz. Die Delegation erlebte, wie neben den allgegenwärtigen Checkpoints seit Kriegsbeginn von jetzt auf gleich Straßen gesperrt und Zugänge zu Ortschaften abgeriegelt werden. Dadurch wird die Bewegungsfreiheit der Palästinenser extrem eingeschränkt. Es ist täglich unsicher, ob sie an ihren Arbeitsplatz oder wieder nach Hause kommen. Die Zerstückelung des Westjordanlandes durch den israelischen Siedlungsbau trägt dazu bei, dass für Palästinenser der Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Wasser, Strom und medizinischer Versorgung immer weiter eingeschränkt wird. Lokale Partnerorganisationen wie Caritas Jerusalem erläuterten, dass durch den Entzug von 150.000 Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser in Israel zahllosen Familien ihre Lebensgrundlage genommen wurde. "Diese Situation ist unhaltbar. Es bedarf einer grundlegenden Änderung der Politik Israels im Westjordanland, um palästinensischem Leben dort echte Chancen zu geben", macht Erzbischof Bentz deutlich.
Die äußerst schwierigen Lebensverhältnisse betreffen auch die palästinensischen Christen. Umso mehr zeigte sich die internationale Bischofsgruppe beeindruckt von deren Zeugnis. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde Heilige Familie in Gaza-Stadt, Gabriel Romanelli, berichtete in einer Videokonferenz, dass die meisten der 630 verbliebenen Christen trotz der furchtbaren Umstände nicht von dort weggehen wollen. Zwar sind Schulen und Sozialeinrichtungen schwer beschädigt, dennoch denkt das Lateinische Patriarchat bereits über deren Wiederaufbau nach. Überzeugende Beispiele des sozialen Engagements konnten die Bischöfe auch im Westjordanland in Augenschein nehmen. Dazu zählen Schulen und medizinische Einrichtungen. "Put Love into Action - Die Liebe in Taten umsetzen: Das ist das Motto der Caritas Jerusalem. Es drückt sich aus in einem bewundernswerten Einsatz der Kirche vor Ort", so Erzbischof Bentz.
In der Abschlusserklärung des Bischofstreffens wird die Verbundenheit der Weltkirche mit der Kirche im Heiligen Land nachdrücklich unterstrichen. Insbesondere laden die Bischöfe die Gläubigen aus ihren Ländern erneut zu Pilgerreisen ein, sobald es die Sicherheitslage zulässt. "Mehr noch als bisher", so Erzbischof Bentz, "sollte Pilgern ins Heilige Land künftig bedeuten: Begegnung mit den Christen an den biblischen Stätten heute, nicht allein Besuch der Monumente der Vergangenheit".
Hinweise:
Die Abschlusserklärung des Internationalen Bischofstreffens finden Sie unter www.dbk.de. Weitere Informationen zur Reise sind unter www.dbk.de auf der Themenseite Bischofstreffen Heiliges Land (https://www.dbk.de/themen/bischofstreffen-heiliges-land) verfügbar.
Fotos der Reise in Druckqualität sind kostenfrei in der DBK-Mediendatenbank (https://medien.dbk.de/share/5AB4EF82-74BE-4F27-BF8738D299A598C3/) unter Angabe des Copyrights © Deutsche Bischofskonferenz/Jörn Neumann verfügbar.
Pressekontakt:
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit
Kaiserstraße 161
53113 Bonn
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Das 24. Internationale Bischofstreffen für Solidarität mit den Christen im Heiligen Land hat heute (23. Januar 2025) seinen Abschluss gefunden. Bei dem fünftägigen Treffen haben sich Vertreter von sieben Bischofskonferenzen, darunter acht Bischöfe, über die kritische Lage in der Region und die mit dem Waffenstillstand entstandene neue Situation informiert. Dabei lag der Fokus auf den gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des Krieges auf das Westjordanland. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz nahm Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (Paderborn), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche und Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, an dem Treffen teil.
Das Motto des Heiligen Jahres aufgreifend, kamen die Bischöfe als "Pilger der Hoffnung", um nach möglichen Perspektiven und Anzeichen der Zuversicht inmitten von Terror und Krieg zu suchen. "Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas vom vergangenen Sonntag erlaubt ein Aufatmen nach 15 Monaten voller Tod und Zerstörung", so Erzbischof Bentz. "Zugleich wird die Freude über die Waffenruhe im Gaza-Streifen und die Freilassung israelischer Geiseln von einer tiefen Besorgnis überschattet. Alle fragen sich, wie lange die fragile Waffenruhe Bestand haben kann und ob die vereinbarten Schritte tatsächlich realisiert und dadurch neue Anfänge möglich werden."
Beim Treffen betonte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, wie wichtig jeder noch so kleinste Schritt sei, um den Hass zwischen Israelis und Palästinensern zu überwinden und das Vertrauen zwischen den Religionen wiederherzustellen. In eine ähnliche Richtung gingen die im Gespräch mit Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelten Überlegungen. Das Ziel müsse sein, Gesprächsprozesse zwischen den verfeindeten Gruppen in Gang zu setzen, negativen Entwicklungen Schranken zu setzen und erneute Eskalationen zu verhindern, um die Zwei-Staaten-Lösung als Ziel am Leben zu erhalten. "Niemand sieht im Augenblick die Möglichkeit zu großen Durchbrüchen. Aber alle auch noch so kleinen Schritte in die richtige Richtung können den Boden bereiten für umfassende Lösungen in der Zukunft", so Erzbischof Bentz angesichts der Begegnung mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Steffen Seibert.
Bei Besuchen im Westjordanland bekamen die Bischöfe einen Eindruck vom Alltag der Palästinenser. Die fortgesetzte illegale Expansion der Siedlungen und die wiederholten Gewaltakte extremistischer jüdischer Siedler haben die schwierigen Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung seit Beginn des Gaza-Krieges weiter verschlechtert. "Diese kritische Situation ist während der langen Monate des Krieges international viel zu wenig wahrgenommen worden. Gerade deshalb haben wir einen Fokus daraufgelegt", erläutert Erzbischof Bentz. Die Delegation erlebte, wie neben den allgegenwärtigen Checkpoints seit Kriegsbeginn von jetzt auf gleich Straßen gesperrt und Zugänge zu Ortschaften abgeriegelt werden. Dadurch wird die Bewegungsfreiheit der Palästinenser extrem eingeschränkt. Es ist täglich unsicher, ob sie an ihren Arbeitsplatz oder wieder nach Hause kommen. Die Zerstückelung des Westjordanlandes durch den israelischen Siedlungsbau trägt dazu bei, dass für Palästinenser der Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Wasser, Strom und medizinischer Versorgung immer weiter eingeschränkt wird. Lokale Partnerorganisationen wie Caritas Jerusalem erläuterten, dass durch den Entzug von 150.000 Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser in Israel zahllosen Familien ihre Lebensgrundlage genommen wurde. "Diese Situation ist unhaltbar. Es bedarf einer grundlegenden Änderung der Politik Israels im Westjordanland, um palästinensischem Leben dort echte Chancen zu geben", macht Erzbischof Bentz deutlich.
Die äußerst schwierigen Lebensverhältnisse betreffen auch die palästinensischen Christen. Umso mehr zeigte sich die internationale Bischofsgruppe beeindruckt von deren Zeugnis. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde Heilige Familie in Gaza-Stadt, Gabriel Romanelli, berichtete in einer Videokonferenz, dass die meisten der 630 verbliebenen Christen trotz der furchtbaren Umstände nicht von dort weggehen wollen. Zwar sind Schulen und Sozialeinrichtungen schwer beschädigt, dennoch denkt das Lateinische Patriarchat bereits über deren Wiederaufbau nach. Überzeugende Beispiele des sozialen Engagements konnten die Bischöfe auch im Westjordanland in Augenschein nehmen. Dazu zählen Schulen und medizinische Einrichtungen. "Put Love into Action - Die Liebe in Taten umsetzen: Das ist das Motto der Caritas Jerusalem. Es drückt sich aus in einem bewundernswerten Einsatz der Kirche vor Ort", so Erzbischof Bentz.
In der Abschlusserklärung des Bischofstreffens wird die Verbundenheit der Weltkirche mit der Kirche im Heiligen Land nachdrücklich unterstrichen. Insbesondere laden die Bischöfe die Gläubigen aus ihren Ländern erneut zu Pilgerreisen ein, sobald es die Sicherheitslage zulässt. "Mehr noch als bisher", so Erzbischof Bentz, "sollte Pilgern ins Heilige Land künftig bedeuten: Begegnung mit den Christen an den biblischen Stätten heute, nicht allein Besuch der Monumente der Vergangenheit".
Hinweise:
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