KAISERSLAUTERN (dpa-AFX) - In der aktuell schwierigen Lage muss die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Fraunhofer-Experten Peter Liggesmeyer bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz dringend vorankommen. Gerade in einem Land mit hohen Löhnen brauche es die Technologie zur Effizienzsteigerung, sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir sehen auch, dass Technologieentwicklung in Deutschland verschwindet." Das sei mehr als eine kurzzeitige Schwächephase der deutschen Wirtschaft.
Digitale Zwillinge könnten helfen
Großes Potenzial für mehr Effizienz sieht Liggesmeyer in der Nutzung von Sprachmodellen, die speziell auf Bedürfnisse einer Firma zugeschnitten seien. Das Entwickeln von Software könne schneller und effektiver werden, indem bei solchen Prozessen immer wieder auftauchende Standardprobleme mit KI angegangen würden. "Das Ziel ist eine Arbeitsteilung zwischen Automatismen und den Softwareentwicklern." Dabei müsse darauf geachtet werden, ob KI halluziniere, also mit Unwahrheiten arbeite. "Da ist noch einiges zu erforschen."
Bei der Entwicklung von Produkten in der Automobilindustrie, aber auch in der Robotik oder Steuerungstechnik können für Liggesmeyer digitale Zwillinge helfen, also digitale Abbilder physischer Objekte, Prozesse oder Systeme. An diesen Zwillingen könnten verschiedene Dinge mit geringerem Aufwand getestet werden - hin zu flexibel auf Kunden zugeschnittenen Produkten.
Ein Problem auf dem Weg zur Industrie 4.0 sei aber, dass viel Wissen in Unternehmen gedruckt in Fließtexten wie etwa Handbüchern schlummere. So seien sie für automatisierte Prozesse nicht zu verwerten. Sie zu digitalisieren und so urbar zu machen, sei ein erster Schritt./chs/DP/jha