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ThyssenKrupp, einst ein industrielles Schwergewicht, steckt immer noch in einer Krise. Statt Aufbruchstimmung herrscht noch Unsicherheit: Welche Bereiche bleiben, welche werden abgestoßen? Vorstandschef Miguel López spricht von einem "Jahr der Entscheidungen", doch viele Aktionäre sehen eher Stillstand. Die Aktie hat in den letzten Jahren massiv an Wert verloren, konnte in den vergangenen Wochen aber wieder zulegen - ist das die Chance zum Einstieg oder doch ein Fass ohne Boden? Ein Blick auf Zahlen, Strategie und Charttechnik könnte Klarheit bringen.
Ein Konzern auf der Suche nach seiner Zukunft
Die letzte Hauptversammlung machte es unübersehbar: ThyssenKrupp weiß selbst nicht so recht, wo es hingehen soll. Früher ein reiner Stahlriese, heute ein wilder Mix aus verschiedenen Geschäftsbereichen - von Wasserstofftechnologien bis zur Marineindustrie. Es gibt einfach keine klare Strategie, stattdessen dreht sich alles um Verkäufe, Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen. Und der Stahlsektor, einst das Herzstück, steht mehr denn je auf der Kippe.
Miguel López machte keinen Hehl daraus, dass es harte Einschnitte braucht. Bis zu 5.000 Stellen sollen gestrichen, weitere 6.000 ausgelagert werden. Und die grüne Transformation? Läuft schleppend. In Deutschland fehlt es an politischer Unterstützung, weltweit stocken Investitionen in nachhaltige Technologien. Und ob Wasserstoff wirklich der große Zukunftsretter wird, bleibt ungewiss.
Kein Wunder, dass Aktionäre zunehmend ungeduldig werden. Viele werfen López vor, zu zögerlich zu agieren. Das Problem ist nicht neu: ThyssenKrupp steckt seit Jahren zwischen dem Wunsch nach Modernisierung und der Angst, zu viel auf einmal zu ändern. 2025 soll nun das Jahr der Entscheidungen werden - aber wird es das wirklich?
Was sagt die Charttechnik?
Ein Blick auf den Kursverlauf der letzten Jahre zeigt das ganze Drama. Vom einstigen Hoch bei über 10 Euro ist die Aktie bis auf 2,75 Euro abgestürzt - ein deutliches Minus. Von da aus gab es eine Erholung, aber ob die tragfähig genug ist, wird aktuell noch angezweifelt. Die Verunsicherung am Markt ist jedenfalls immer noch recht groß.
Aus technischer Sicht sieht es so mittelmäßig aus. Die Aktie steckt im langfristig klaren Abwärtstrend. Nach unten hin bietet die 4,50-Euro-Marke kurzfristig Halt, aber ein nachhaltiger Turnaround ist somit noch nicht in Sicht. Ohne echte Fortschritte beim Konzernumbau bleibt das Risiko weiterer Verluste hoch. Und auch die hohe Volatilität macht es nicht leichter - kurzfristige Sprünge nach oben sollten nicht unbedingt mit einer echten Trendwende verwechselt werden.
Wer jetzt auf eine langfristige Erholung spekuliert, sollte trotzdem vorsichtig sein. Erst wenn charttechnische Umkehrsignale auftauchen - etwa eine Rückeroberung der 5-Euro-Marke - könnte sich ein Einstieg lohnen. Wer langfristig investiert, braucht gute Nerven und auch viel Geduld.
Gibt es eine Kaufempfehlung? Eher eine kritische Abwägung für den Investor
Lohnt sich ein Investment in ThyssenKrupp? Die Antwort hängt stark davon ab, wie risikobereit man selber ist. Die Zahlen, der Kursverlauf und die Nachrichtenlage ergeben ein zwiespältiges Bild. Fundamental ist ein Umsatzrückgang zu vermelden und ein Konzern im Umbruch. Langfristig könnte die Verschlankung helfen, aber kurzfristig bleibt es wackelig. Von Seiten der Charttechnik ist der langfristige Abwärtstrend intakt mit einer kleinen Wende zuletzt. Kleine Erholungen sind möglich, aber ein echter Umschwung ist noch nicht in Sicht. Die Nachrichtenlage: Der Umbau zieht sich, Investoren sind zunehmend frustriert. Die grüne Transformation klingt vielversprechend, aber ob sie wirklich den erhofften Erfolg bringt, bleibt abzuwarten.
Alles in allem könnte für spekulative Anleger mit langem Atem der aktuelle Kurs eine Chance sein - falls der Konzern die Kurve kriegt. Für sicherheitsorientierte Investoren gibt es derzeit attraktivere Alternativen. Wer investieren will, sollte auf eine Bodenbildung warten und nicht blind ins immer noch langfristig fallende Messer greifen.
ThyssenKrupp bleibt im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Eisen - mit Potenzial, aber auch erheblichen Risiken. Wer hier einsteigt, sollte wissen, worauf er sich einlässt, und starke Nerven mitbringen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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