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Menschen für Menschen entwickelt sein Kinderprojekt in der äthiopischen Stadt Debre Berhan weiter: In den kommenden drei Jahren verstärkt das Hilfswerk seine Förderung für nunmehr 1800 Kinder und Jugendliche aus 900 extrem armen Familien. Ausserdem erhalten 100 junge Leute eine berufliche Förderung. Die Stadtverwaltung unterstützt das Projekt mit der Bereitstellung von Grundstücken für knapp 100 einfache Häuser.
Auch der stellvertretende Bürgermeister der 150'000-Einwohner-Stadt war zum Auftakt-Workshop in einem Hotel gekommen. Werkalemahu Kostire lobte die breite Ausrichtung des Projekts, das für die ärmsten Bürgerinnen und Bürger vielerlei Impulse liefere: "Deshalb bin ich so erfreut, dass das Projekt mit einer neuen Phase weitergeht."
In den vergangenen drei Jahren hatte Menschen für Menschen 1200 Kinder und Jugendliche aus 663 Familien unterstützt. Unter anderem erhielten die Eltern, vor allem die Mütter, berufliche Förderung. Zum Jahreswechsel konnten zwei Drittel dieser Familien in die Selbständigkeit entlassen werden: Sie brauchen keine weitere Unterstützung mehr. Nun werden also neue Familien in die Förderung aufgenommen, die Zahl der unterstützten Kinder und Jugendlichen wird von 1200 auf 1800 angehoben. Insgesamt fördert das Schweizer Hilfswerk in den kommenden drei Jahren rund 900 Familien.
Es waren mehr als schöne Worte, die der Vizebürgermeister zum Auftakt-Workshop mitbrachte. Tatsächlich unterstützt die Stadt das Kinderprojekt auch mit Vermögenswerten: Viele der besonders armen Familien wohnen in menschenunwürdigen Verschlägen aus Holz, Pappe und Plastik; für diese Familien will Menschen für Menschen in den kommenden drei Jahren insgesamt 96 einfache Häuser errichten. Die Stadt stellt das Bauland bereit, daneben lokale Baustoffe. Insgesamt haben Baumaterial und Grundstücke auf dem Immobilienmarkt laut Schätzungen der Behörden einen Wert von 96 Millionen Birr, umgerechnet 770'000 Franken. Neben dem Vizebürgermeister sprach sich auch Beletish Girma, die Leiterin des städtischen Amts für Frauen, Kinder und Jugend, für die Investitionen aus: "Das Projekt geht die richtigen Probleme an. Wir sind bereit, auf allen Ebenen zu kooperieren."
Weiterhin grosser Bedarf
Die Kinder erhalten jährlich Schulmaterial. Dadurch und durch das Angebot von Tutorials kann die Schulabbrecherquote gesenkt werden. In den letzten drei Jahren gingen auch 15'000 Lehrbücher an die lokalen Schulen. 199 Familien mit 434 Kindern konnten in menschenwürdige Wohnungen einziehen. 1273 Eltern, vor allem Mütter, organisierten sich in 69 Selbsthilfegruppen, um dort Schulungen und Mikrokredite für ein Kleingewerbe - und ein selbstständiges Leben - zu erhalten. 1150 Kinder wurden medizinisch behandelt, oft bei Armutskrankheiten wie Krätze oder auch lebensbedrohlichen Infektionen wie Lungenentzündungen.
Doch trotz dieser Erfolge leben in der Stadt immer noch Kinder in Armut, haben keinen Zugang zu Bildung oder sind von Mangelernährung betroffen. Denn aufgrund ethnischer Konflikte wurden Kinder verwaist und sind weitere Familien in die Stadt geflohen. Auf den Tigray-Krieg, in dem viele Familienväter fielen, folgte der Aufstand der Milizen in ländlichen Regionen des Bundesstaats Amhara, zu dem Debre Berhan gehört. Auch unter den wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie leiden gerade die Ärmsten immer noch: Viele hatten ihre Einkommensquelle und ihre Ersparnisse für Notfälle verloren. Gleichzeitig führt die Inflation zu galoppierenden Lebenshaltungskosten. Hinzu kommt der Klimawandel, der die landwirtschaftliche Produktion mit Trockenzeiten und Starkregen erschwert, die Ernährungsunsicherheit verstärkt und die Landflucht antreibt.
Bewährtes fortführen, neue Massnahmen einführen
In dieser Lage entwickelt das neue dreijährige Projekt (2025-2027) bewährte Massnahmen und Initiativen weiter und setzt neue Schwerpunkte. Die Zahl der geförderten Kinder wird von 1200 auf 1800 erhöht. Weil mit Hunger niemand lernen kann, bekommen 225 unterernährte Kinder regelmässig Zusatznahrung - Getreide, Hülsenfrüchte und Öl. In einem grossen Teil der unterstützten Familien sind die Mütter alleinerziehend. Damit sie sich und ihre Kinder besser versorgen können, werden 900 Eltern, vor allem Frauen, in rund 50 Selbsthilfegruppen organisiert. Sie bekommen Schulungen zu Sparstrategien, Geschäftsführung und Vermarktung. Für den Start in die Selbstständigkeit gibt es Mikrokredite.
Viele junge Leute haben keine echte Perspektive auf Jobs. Deshalb gibt es einen neuen Fokus auf die Berufsbildung: 100 junge Frauen und Männer lernen, wie man mit Geld umgeht, sich selbständig macht und ein kleines Geschäft aufbaut. Auch handwerkliche Kurse werden ermöglicht, damit die jungen Leute künftig als Friseur, Näher oder Elektronikreparateurin arbeiten können. Sie bekommen zusätzlich Startkapital, um sich Werkzeuge und Materialien zu kaufen.
Viele Familien haben keine Krankenversicherung, weil sie sich die Beiträge nicht leisten können. 700 Familien bekommen jetzt finanzielle Unterstützung, um sich versichern zu können. Gleichzeitig helfen Sozialarbeiterinnen dabei, dass die Familien regelmässig Gesundheitschecks machen und im Ernstfall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Finanzielle Hilfe, neues Wissen und Selbstvertrauen
In den kommenden Tagen werden zusammen mit Behörden und zivilgesellschaftlichen Gruppen die allerärmsten Familien identifiziert, die für eine Förderung in Frage kommen. Träger des Wandels sind neun Sozialarbeiterinnen, die jede für rund 100 Familien verantwortlich ist. Besonders die steigenden Lebenshaltungskosten seien eine Herausforderung: "Viele Menschen können sich nicht einmal eine Mahlzeit am Tag leisten", betonte Yodit Gebreyiwot 30, im Auftakt-Workshop. Es gehe aber nicht nur um akute Hilfe, sondern um langfristige Veränderungen, ergänzte Fikerte Tefera, 25: "Sie brauchen nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch neues Wissen und Selbstbewusstsein." Beispiel Gesundheit: "Viele Frauen wissen nicht viel über Vorsorge und Behandlungsmöglichkeiten. Wir müssen sie aufklären und sensibilisieren." Martha Eshetu, 39, will ihre Schützlinge dazu ermuntern, nicht nur in traditionellen Bereichen wie Handwerk oder Handel Einkommen zu erzielen, sondern im Dienstleistungssektor auf ein höheres Niveau zu kommen. Beispielweise sollen sie nicht mehr mühsam Wäsche von Hand waschen müssen, sondern mit einer auf Kredit gekauften Maschine eine Wäscherei betreiben.
Dass dies gelingen kann, davon berichtete Birhanu Tekiletsadik, der Leiter einer Genossenschaft, in der sich mehrere Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen haben: "Schon 16 Frauen haben so grosse Kredite genommen, dass sie ihre besonders lukrativen Geschäftsideen umsetzen konnten." Dazu gehörten etwa das Halten von Milchvieh oder den Erwerb eines Bajaj, eines dreirädrigen Fahrzeugs, das als Taxi genutzt wird: "Solche Beispiele sind den anderen Frauen realistischer Ansporn, sich weiter zu entwickeln."
Menschen für Menschen (https://www.menschenfuermenschen.ch/) setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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