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Drei ermordete Aktivist*innen, über 160 vertriebene Familien und mehr als 500 Menschen in provisorischen Notunterkünften: Das ist die Bilanz der jüngsten Eskalation des Landkonflikts im Agúan-Tal in Honduras. Gegenstand des Konflikts sind Landflächen, die von dem Palmölhersteller "Corporación Dinant" für den Anbau von Ölpalmen genutzt werden. Seit Ende Dezember gehen dort bewaffnete Gruppen gewaltsam gegen die Genossenschaften von Kleinbäuerinnen und -bauern vor, die ihre Lebensgrundlage schützen wollen und ihr Recht auf Land geltend machen. Mit dem Palmöl aus dem Aguán-Tal handeln viele namhafte internationale Handelskonzerne wie ADM oder Cargill. So gelangt es in die Lieferketten zahlreicher Unternehmen wie Flora Food, Vandemoortele oder Pepsico und findet sich in Markenprodukten wie Rama Margarine wieder - auch auf dem deutschen Markt. "Wir richten unseren dringenden Appell an diese Unternehmen und fordern sie auf, ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen! Die Aussetzung der Geschäftsbeziehungen ist in diesem Fall das angemessene Mittel. Es ist zwingend erforderlich, dass die Landkonflikte friedlich gelöst werden, bevor auch nur ein weiterer Tropfen Dinant-Palmöl in die globalen Lieferketten gelangt", so Dominik Groß, CIR-Referent für Menschenrechte in Agrarlieferketten. Den Appell unterzeichneten 33 Organisationen der Zivilgesellschaft. Erste Unternehmen haben bereits reagiert: Chemiekonzern BASF und Agrarriese Bunge haben die Lieferbeziehungen mit Dinant nach Hinweisen auf die anhaltende Gewalt beendet. Auch Lebensmittelhersteller Nestlé teilt mit, den Zulieferer aus seinen Lieferketten verbannen zu wollen.
Dinant immer wieder im Zentrum gewaltsamer Ausschreitungen
Dinant steht seit Jahren in der Kritik, für Landvertreibungen und Menschenrechtsverletzungen im Aguán-Tal verantwortlich zu sein. Das Unternehmen soll enge Verbindungen zu bewaffneten Gruppen unterhalten, die kleinbäuerliche Genossenschaften gewaltsam vertreiben, um Land für großflächige Palmölplantagen zu sichern. Schon in den 2010ern war die Landnahme von Gewalt begleitet, bei der über 150 Kleinbäuerinnen und -bauern getötet oder verschleppt wurden. Bedrohungen sind zum ständigen Begleiter kleinbäuerlicher Genossenschaften geworden, insbesondere für Führungspersonen der Plataforma Agraria und Coordinadora de Organizaciones Populares del Aguán (COPA), die sich für die Rechte der kleinbäuerlichen Betriebe und gegen die Landnahme einsetzen. "Verantwortungsbewusste Unternehmen sollten kein Palmöl von einem Unternehmen wie Dinant kaufen, das weder die Menschenrechte noch die Umwelt respektiert und selbst vor Mord nicht zurückschreckt", so Yoni Rivas, Koordinator der bäuerlichen Bewegung im Aguán-Tal.
Regierung kann strukturelle Gewalt im Agúan-Tal beenden
Erst im vergangenen Jahr wurde das Palmöl von Dinant mit dem branchenrelevanten RSPO-Siegel als nachhaltig zertifiziert. Die Zertifizierung sichert Palmöl-Produkten den Zugang zum europäischen Lebensmittelmarkt. "Anstatt Dinant Einhalt zu gebieten, wird die gewaltsame Landnahme des Unternehmens zur Ausdehnung der Palmölproduktion noch belohnt!" so Groß. "Internationale Organisationen, Regierungen und Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen und aktiv zur Beendigung der strukturellen Gewalt in Honduras beitragen!" Die 2022 gewählte Präsidentin Xiomara Castro hatte nach Amtsantritt den kleinbäuerlichen Genossenschaften zwar den Schutz ihrer Landrechte in Aussicht gestellt. Doch bis heute hat die von Castro angekündigte Kommission zur Aufarbeitung der Konflikte nicht mit der Arbeit begonnen. Noch wäre Zeit dafür, ehe Ende des Jahres neu gewählt wird.
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