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© Foto: Symbolbild von Zbynek Burival auf Unsplash
Beim britischen Ölriesen BP geht es gerade drunter und drüber. Die Gewinne brechen ein, ein knallharter Hedgefonds mischt sich ein, und die Konzernstrategie wird komplett von auf links gedreht. Die einen jubeln, weil BP wieder mehr auf Öl setzen könnte, die anderen fürchten einen herben Rückschritt fürs Klima. Doch was bedeutet das für Sie als Anleger? Ist das hier die perfekte Comeback-Chance für Sie oder eher ein riskantes Zocker-Spiel? Wir schauen uns die Zahlen, die Charttechnik und die neuen Pläne für Sie genauer an.
BP in der Krise: Gewinne brechen ein und ein Hedgefonds macht Druck
BP hat im letzten Quartal 2024 ordentlich eins auf den Deckel bekommen. Der bereinigte Nettogewinn ist um mehr als die Hälfte eingebrochen und liegt nur noch bei 1,17 Milliarden US-Dollar. Die Analysten hatten mit 1,3 Milliarden gerechnet, also auch noch eine schöne Enttäuschung für den Markt. Schuld daran sind mitunter sinkende Ölpreise, schlechte Margen in den Raffinerien und hohe Kosten durch die laufende Restrukturierung. Und als wäre das nicht genug, gabs am Ende auch noch Wertberichtigungen, die BP unterm Strich sogar ins Minus drückten.
Aber einfach aufgeben ist nicht. Konzernchef Murray Auchincloss hat kurzerhand einen kompletten Strategiewechsel angekündigt. Am 26. Februar will er beim Kapitalmarkttag präsentieren, wie BP sich künftig auf mehr Cashflow und höhere Renditen konzentrieren will. Und genau da kommt ein alter Bekannter ins Spiel: Elliott Management.
Der berüchtigte Hedgefonds, bekannt für seine radikalen Umbaupläne (siehe ThyssenKrupp oder Honeywell), hat sich heimlich, still und leise bei BP eingekauft. Und wenn Elliott mitmischt, heißt das meistens, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird mit dem Ziel den Fokus mehr auf fossile Brennstoffe, höhere Gewinne und im Endeffekt glückliche Aktionäre zu legen. Blöd halt nur fürs grüne Image von BP, aber beides kann man aktuell wohl schlecht zusammen haben.
Charttechnik: Achterbahnfahrt mit Potenzial
Schaut man sich die BP-Aktie an, könnte einem fast schwummrig werden. Erst der Abverkauf nach den schwachen Zahlen, dann der plötzliche Schub um fast 8 %, als die Elliott-News durchsickerte. Hier geht es hoch und runter wie in der Achterbahn auf der Kirmes.
Charttechnisch steht BP an einem interessanten Punkt. Die kurzfristige Unterstützung liegt bei etwa 5,00 Euro, während die nächste harte Widerstandszone bei 5,50 bis 5,80 Euro wartet. Schafft die Aktie den Durchbruch nach oben, könnte das neue Kaufsignale auslösen. Aber Vorsicht, denn bei so einer Volatilität kann es in beide Seiten ausschlagen und man braucht schon starke Nerven. Auf lange Sicht sieht die Sache bei der Aktie jedoch gar nicht so schlecht aus. Verglichen mit Konkurrenten wie Shell oder Exxon Mobil ist BP aktuell recht günstig bewertet. Und mit einer kräftigen Dividendenrendite gibt es hier zumindest eine kleine Belohnung fürs Warten. Wer sich BP ins Depot legt, sollte aber Geduld mitbringen und nicht gleich beim nächsten Rücksetzer panisch verkaufen, sondern vielmehr gestaffelt versuchen einzukaufen. Der RSI ist aktuell überkauft und deutet an, dass es zu Rücksetzern kommen kann.
Fundamentale Entwicklung: Zurück zu Öl und Gas?
BP steckt in der Zwickmühle: Will man weiter auf erneuerbare Energien setzen oder doch lieber zurück zu den guten alten fossilen Brennstoffen? Letztere sind einfach profitabler, und genau darauf dürfte Elliott drängen.
Der frühere CEO Bernard Looney wollte BP zum "integrierten Energiekonzern" umbauen mit einem grünem Touch. Hat aber nicht so ganz geklappt, denn während Shell und Exxon von den hohen Öl- und Gaspreisen profitierten, hing BP hinterher. Die Aktie verlor 2023, während Shell und Exxon zulegten. Kein Wunder, dass sich Investoren langsam fragen, ob BP sich nicht verrannt hat. Nun also der harte Schnitt. CEO Auchincloss hat Sparmaßnahmen in Höhe von 2 Milliarden Dollar bis 2026 angekündigt, dazu den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen. Zudem dürften Teile des Geschäfts mit erneuerbaren Energien ausgegliedert werden. Alles sieht danach aus, dass BP sich wieder verstärkt auf sein Kerngeschäft konzentrieren will.
Kaufen, aber gestaffelt
Die BP-Aktie ist aktuell ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sorgt Elliott für Druck und dürfte den Konzern profitabler machen. Auf der anderen Seite sind die Gewinne gesunken, die Unsicherheit ist hoch, und der geplante Kurswechsel birgt Risiken. Unserer Ansicht nach könnte man nunmehr die Unsicherheit ausnutzen und versuchen gestaffelt mit einem günstigen Mischkurs einzusteigen. Das Kursziel sehen wir im Erfolgsfall oberhalb von 6,20 Euro. BP bleibt spannend, aber eben auch durch Rücksetzer riskant. Wer auf Nummer sicher gehen will, wartet am besten ab, bis die nächsten Quartalszahlen vielleicht mehr Klarheit bringen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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