
Insbesondere in den vergangenen zwei Tagen hat die Aufwärtsdynamik nochmals zugenommen. Dabei hat der Rheinmetall-Kurs erstmals in seiner bisherigen Börsenhistorie die Marke von 800 € überschritten. Auslöser dieses jüngsten Aufwärtsschubs ist die Münchner Sicherheitskonferenz, die heute beginnt. US-Vizepräsident J.D. Vance wird um 14.30 Uhr eine Rede halten. Fest steht bereits jetzt, dass die USA ihre europäischen Partner weitaus stärker in die Pflicht nehmen werden als bisher. Das wird die Verteidigungsausgaben in Europa auf Jahre hinaus massiv antreiben.
Bereits am Vortag zeigte die Rheinmetall-Aktie eine starke Volatilität. Zunächst sackte sie nach Berichten über eine Annäherung zwischen Donald Trump und Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt um 5,5 % ab. Anschließend drehte sie ins Plus und schloss mit einem Gewinn von rund 4 %.
Auch Analysten treiben die Kursrally weiter an. Die britische Großbank HSBC hob ihr Kursziel für Rheinmetall auf 1.000 € an, während die Bank of America das Ziel auf 900 € erhöhte. Analyst Benjamin Heelan von BofA argumentiert, dass Europa aufgrund jahrzehntelanger Unterinvestitionen im Verteidigungssektor aufholen muss. Die USA verstärken zudem den Druck, damit die Europäer ihre militärischen Kapazitäten ausbauen.
Der gesamte Rüstungssektor profitiert von dieser Entwicklung. Neben Rheinmetall legt heute Hensoldt im MDax über 10 % zu und erreichte den höchsten Stand seit April 2024. Grund dafür war eine Vertragserweiterung über 350 Mio. € für das Eurofighter-Radar. Gemessen an ihrem Tagestief vom Donnerstagmorgen hat der Hensoldt-Kurs damit innerhalb von wenig mehr als 24 Stunden knapp 22 % zugelegt, während Rheinmetall im selben Zeitraum um fast 17 % gestiegen ist. Auch SDAX-Wert Renk profitierte, wenn auch weitaus weniger dynamisch als Rheinmetall und Hensoldt.
Zumindest auf kurze Sicht erscheint der Sektor aber erst einmal überkauft. Möglicherweise wird die Rede von US-Vizepräsident Vance vorübergehend die Kurse zusätzlich befeuern. Im weiteren Verlauf des Nachmittags, spätestens aber am Montag dürften dann aber erst einmal Gewinnmitnahmen einsetzen. Auf Sicht der kommenden Monate und Jahre wird der deutsche bzw. europäische Rüstungssektor aber weiterhin attraktiv bleiben.
Oliver Kantimm, Redaktion "Der Aktionärsbrief"
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