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Millionen pflegende Angehörige in Deutschland stehen vor einer kaum zu bewältigenden Doppelbelastung: Sie pflegen einen nahestehenden Menschen und sind gleichzeitig berufstätig. Doch die bestehenden gesetzlichen Regelungen reichen nicht aus, um Pflege und Beruf gut zu vereinbaren. Die Folge: Viele reduzieren ihre Arbeitszeit oder geben den Beruf ganz auf - mit dramatischen finanziellen Auswirkungen bis hin zur Altersarmut. Gleichzeitig verliert die Wirtschaft dringend benötigte Fachkräfte. Der Bundesverband wir pflegen e.V., Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation pflegender Angehöriger, fordert, dass die nächste Regierung bestehende Vorschläge endlich umsetzt.
"Es braucht flexiblere Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit längere Auszeiten zu nehmen mit sozialer und finanzieller Absicherung", sagt Edeltraut Hütte-Schmitz, Vorstandsmitglied des Bundesverbands. "Eine geregelte Freistellung mit Lohnersatz - ähnlich wie beim Elterngeld - könnte die Belastungen der Angehörigen abfedern und gleichzeitig verhindern, dass Fachkräfte dem Arbeitsmarkt verloren gehen. Die Einführung einer Familienpflegezeit und eines Familienpflegeldes ist längst überfällig. Die Vorschläge des Unabhängigen Beirats für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf liegen seit 2023 vor."
Doch dem Bundesverband gehen die Vorschläge des Beirats nicht weit genug. Er fordert die Ausweitung der Familienpflegezeit von 36 Monaten auf die notwendige Dauer der Pflege. Hütte-Schmitz verdeutlicht: "Eine Ausweitung der Dauer der Freistellung auf 36 Monate reicht nicht aus, wenn aktuell pflegebedürftige Menschen nach Berechnungen der Barmer im Schnitt 7,5 Jahre gepflegt werden."
"Auschlaggebend ist außerdem der Ausbau der Entlastungs- und Unterstützungsangebote", so Edeltraut-Hütte-Schmitz weiter. "Die Tagespflege ist eine wichtige Entlastung für pflegende Angehörige, damit sie weiterhin berufstätig bleiben können. Solche Plätze stehen aber nur weniger als drei Prozent der pflegebedürftigen Menschen zur Verfügung. Auch Kurzzeitpflegeplätze sind rar gesät und die Warteschlangen lang. Hier muss dringend etwas passieren."
Ein Blick in die Wahlprogramme zeigt, dass einige Parteien das Problem erkannt haben. Doch es reicht nicht, das Problem zu benennen - es müssen endlich wirksame Maßnahmen folgen. Die kommende Bundesregierung steht in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige grundlegend zu verbessern. Der Bundesverband appelliert an alle Parteien, die vorliegenden Vorschläge umzusetzen.
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