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Von Crash-Alarm, zerrissenen Analysten und der Frage: Steckt hinter dem Mega-Sturzflug eine versteckte Chance oder nur eine Kauf-Falle? Während die einen Anleger panisch ihre Anteile verramschen, flüstern andere von einem "Überreaktion"-Schnäppchen. Doch was stimmt nun? Steckt hinter dem Crash ein fundamentales Desaster, oder eine irrationale Panik, die kluge Käufer ausnutzen können? Wir zerpflücken die News für Sie, checken den zerstörten Chart und verraten, warum sogar einige Profis jetzt hin- und hergerissen sind.
Absturz mit Ansage
Formycon galt lange als Geheimtipp im Biosimilar-Markt. Bis die USA zum Albtraum wurden. Die Aktie des SDAX-Konzerns rauschte am Montag um knapp 40 % in die Tiefe, nachdem das Unternehmen düstere News verkündet hatte. Preiskrieg in den USA. Der erhoffte Goldrausch mit Biosimilars (Nachahmer-Medikamenten) entpuppt sich als Schlachtfeld. Konkurrenten drücken die Preise so stark, dass Formycon Abschreibungen im zweistelligen Millionenbereich vornehmen muss. Ein Fiasko für die Gewinnprognosen.
Eine möglicherweise auferlegte Vertriebspause tut ihr übriges. Das Lucentis-Biosimilar Cimerli, einst Hoffnungsträger, könnte in den USA "vorübergehend pausiert" werden, denn Gespräche mit dem Partner Sandoz stocken, was ein herber Rückschlag ist.
Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht. Die FDA verlangt keine weitere Studie für den Krebsmittel-Kandidaten FYB206. Das spart hohe zweistellige Millionenbeträge. Doch der Jubel verpufft angesichts der anderen negativen Schlagzeilen.
Analysten wie Alexander Galitsa (Hauck Aufhäuser) halten den Crash dennoch für übertrieben und belassen die "Buy"-Empfehlung - wenn auch mit gesenktem Kursziel von 90 auf 65 Euro.
Chart-Check: Talfahrt ohne Bremse
Blutrot sieht der Chart zuletzt aus. Von über 50 auf aktuell 32,50 Euro ist Formycon ein Fall für die Intensivstation. Doch was sagt die Charttechnik? Der kurzfristige Abwärtstrend ist schon richtig brutal. Seit dem Allzeithoch bei über 90 Euro geht es bergab. Der jüngste Einbruch hat die Aktie durch alle Support-Levels gerissen. Ein klassischer Free-Fall.
Der RSI ist aktuell im Keller und deutlich unter der 30er Zone und damit tief im überverkauften Bereich. Ein Signal, dass der Verkaufsdruck vielleicht bald nachlassen könnte, sofern die Käufer vermehrt zurückkommen.
Letzte Hoffnung: Vielleich hält die psychologische Marke bei 30. Eine runde Zahl, aber auch diese könnte nur ein Zwischenstopp bilden. Falls nicht: Freier Fall Richtung 25 Euro. Der Chart ähnelt einem abstürzenden Flugzeug ohne oder mit klemmendem Fallschirm.
Fundamentale Baustellen
Ja, die Zahlen machen auch Angst. Aber im Biotech-Sektor zählt die Zukunft und da sieht Formycon trotzdem Lichtblicke. Mit FYB203 (gegen Augenkrankheiten) und FYB206 (Krebs) hat Formycon zwei potenzielle Blockbuster in der Hinterhand. Die FDA-Zulassung für FYB206 ohne weitere Studien spart Zeit und Geld. Sandoz, der Pharmariese, steht weiter an Formycons Seite. Sollte die Vertriebspause für Cimerli nur kurz sein, könnte der Umsatz 2025 wieder Fahrt aufnehmen. Nach dem Crash ist Formycon nur noch 1,5 Mrd. Euro wert. Aber ist das wirklich ein Schnäppchen? Wenn die Biosimilars durchstarten, dann eher ja, wenn nein, dann eher nicht. Analysten wie Christian Ehmann (Warburg Research) sehen trotz gesenktem Ziel (72 Euro) weiter +120 % Potenzial.
Wir wären trotzdem vorsichtig mit einem Investment auf dem aktuellen Niveau, denn die Schuldenlast steigt, und die Margen werden durch den Preiskrieg in den USA erbarmungslos gedrückt. Formycon ist wie ein fallendes Messer und man sollte bekanntlich bei solchen Aktien nicht zugreifen, dennoch ist für Zocker und Hartgesottene die Aktie eine Gelegenheit nach dem Motto: High Risk, high Reward.
Formycon ist unserer Meinung nach aktuell kein Investment für die breite Masse, sondern ein Spekulationsobjekt mit Risikofaktor 10/10.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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