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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt skeptisch. Das Ifo-Geschäftsklima verharrte im Februar auf 85,2 Punkten, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt einen leichten Anstieg auf 85,8 Punkte erwartet. Damit bleibt das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer auf einem langfristig niedrigen Niveau.
Einschätzungen von Volkswirten im Überblick:
Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen:
"Damit haben sich Hoffnungen zunächst zerschlagen, wonach sich nun eine konjunkturelle Erholung einstellen könnte. Die Einkaufsmanagerindizes und die ZEW- und Sentix-Umfragen hatten diese geschürt. Während die Lagebeurteilung weiterhin schwach bleibt und nochmals nachgegeben hat, konnte sich der Index zu den Geschäftserwartungen immerhin leicht verbessern. Die EZB dürfte ungeachtet der vorhanden Verunsicherung bezüglich des Inflationsausblicks an dem Zinssenkungskurs festhalten."
Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei Union Investment:
"Der Moment der maximal negativen Stimmung scheint hinter uns zu liegen. Dennoch ist der Stand des Ifo kein Grund für Konjunkturoptimismus. Dafür sind die Stimmung und Erwartung nach wie vor zu gedrückt."
Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg:
"Der Montag nach der Wahl ist ein guter Zeitpunkt für die Veröffentlichung dieses wichtigen Indikators, denn die Zahl unterstreicht, dass sich die deutsche Wirtschaft im Tief festgefressen hat und wachstumsfreundliche Reformen dringend nötig sind. Die Unternehmen dürften gespannt sein, welche Antwort die künftige Regierung ihnen auf ihre dringenden Fragen geben kann. Aber nicht alle Schwierigkeiten sind hausgemacht. Vor allem die Außenwirtschaft dürfte zunehmend durch die US-Handelspolitik unter Druck geraten. Da ist sogar in der Lage eher noch Luft nach unten."
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank:
"Kurzfristig wird es bei wirtschaftlicher Magerkost bleiben. Die kommenden Monate werden zunächst eine Wiederholung des bereits Bekannten: Die deutsche Wirtschaft wird auf der Stelle treten. Im Frühjahr und damit im zweiten Quartal zeichnet sich aber ab, dass die Industriekonjunktur einen Zahn zulegen wird. Derweil könnte der Dienstleistungssektor an wirtschaftlicher Fahrt verlieren. Die privaten Haushalte sparen. Dies hängt auch damit zusammen, dass viele Unternehmen Entlassungen angekündigt haben. Die zu erwartende höhere Dynamik in der Industrie könnte aber bei richtigen politischen Weichenstellungen die schwächere Entwicklung im Dienstleistungssektor überkompensieren."
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING:
"Kurzfristig dürften die möglichen US-Zölle sowie die gestiegenen Energiepreise die Wirtschaftstätigkeit weiter belasten. Gleichzeitig dürften die erneuten geopolitischen Spannungen und die veränderte Haltung der US-Regierung zu Verteidigung und Sicherheit in Europa die Verbraucherausgaben belasten. Aus diesem Grund werden alle Augen auf die bevorstehenden Koalitionsgespräche gerichtet sein, in der Hoffnung auf einen Durchbruch und zumindest einen Vertrauensschub."/la/jsl/mis