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HAMBURG (dpa-AFX) - Der Negativtrend des Hamburger Hafens setzt sich fort. Das dritte Jahr in Folge ist der Seegüterumschlag von Deutschlands wichtigstem Hafen gefallen, wie aus Zahlen des Vereins Hafen Hamburg Marketing (HHM) hervorgeht. Demnach lag der Gesamtumschlag im vergangenen Jahr bei 111,8 Millionen Tonnen. Im Vorjahresvergleich entspricht das einem Minus um 2,1 Prozent.
"Es ist natürlich die Weltwirtschaftslage und natürlich das nicht vorhandene Wirtschaftswachstum in Deutschland", sagte der stellvertretende Vorsitzende des HHM-Aufsichtsrats, Friedrich Stuhrmann, zu Gründen der Entwicklung. Stuhrmann verwies auf Handelszahlen: Laut dem Statistischen Bundesamt sanken Deutschlands Warenexporte 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent und Importe um drei Prozent.
Ein weiterer Grund für den rückläufigen Umschlag ist laut Stuhrmann die Anbindung des Hamburger Hafens an die Länder Osteuropas. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine seien dort Lieferketten gestört. "Das spüren wir auch nach wie vor, wenn wir über Umschlagzahlen sprechen."
Weniger Import von Kohle
HHM-Vorstand Axel Mattern sagte, vor allem das Geschäft mit dem sogenannten Massengut habe unter der schlechten Konjunktur gelitten. Unter Massengut werden Rohstoffe wie Kohle (fest) und Rohöl (flüssig) verstanden, die zum Transport nicht sortiert oder verpackt werden müssen. Der Umschlag von Massengut in Hamburg lag mit 33,1 Millionen Tonnen 8,6 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Außer der Konjunktur beeinflusse die Energiewende den Umschlag des Massenguts, hieß es von HHM. Demnach nahm der Import von Kohle im Vorjahresvergleich um 2,1 Prozent auf 3,8 Millionen Tonnen ab. Die Einfuhr von nicht näher genannten Mineralölprodukten ging um 21,7 Prozent auf 5,7 Millionen Tonnen zurück.
Hafen Hamburg Marketing erwartet, dass auch in den nächsten Jahren der Umschlag fossiler Kraftstoffe abnehme. Ersetzt werden solle das Geschäft, indem künftig Wasserstoff und seine Derivate umgeschlagen werden. Unter anderem plant der Hamburger Energieimporteur Mabanaft, in den nächsten Jahren Ammoniak und Methanol über den Hafen nach Deutschland zu bringen.
China bleibt wichtig
Ein leichtes Plus verzeichnete der Hafen beim Containerumschlag. Mit 7,8 Millionen Standardcontainern wurden 0,9 Prozent mehr umgeschlagen als 2023. HHM erklärte die leichte Zunahme unter anderem mit dem Vertrauen der Verlader in den Hafen.
Der wichtigste Handelspartner des Hafens blieb China (2,2 Millionen Standardcontainer). Es folgten die Vereinigten Staaten (685.000 Container). Mattern sagte, er gehe davon aus, dass China wichtigster Handelspartner des Hafens bleibe. Die Vereinigten Staaten stünden aufgrund der Zollankündigungen unter Beobachtung. "Als Hafen können wir eigentlich auch nur da draufschauen und gucken, wie sich diese Umschlagaktivitäten entwickeln am Ende des Tages", sagte Mattern.
Umschlagentwicklung ungewiss
Eine Prognose in Zahlen, wie der Umschlag sich dieses Jahr entwickeln wird, gab HHM nicht ab. Die internationale Lage sei höchst volatil und bleibe es auf absehbare Zeit, heißt es in der Mitteilung. Wohlwollend auf das Geschäft dürfte sich auswirken, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr leicht wachsen könne. Auch hätten Reedereien angekündigt, weitere Verbindungen über Hamburg einzurichten.
Kritik der Opposition
Die Hamburger CDU-Fraktion kritisierte in einer Stellungnahme den Rückgang des Gesamtumschlags. Die Bedeutung des Hafens auf den Weltmärkten sinke weiter, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Götz Wiese. "Die Welt wartet nicht auf Hamburg." Dabei verfüge der Hafen über riesiges Potenzial./lkm/DP/stw