
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG:
Eigentlich dachten wir für diesen Standpunkt an einen Titel wie "is it the economy, stupid?" frei nach einem alten Wahlkampfspruch von Bill Clinton. Die Frage war ja tatsächlich, ob es wirklich nur wirtschaftliche Themen waren, die diese Wahl dominiert haben? Die Antwort ist klar: Mitnichten.
Aber dazu gibt es heute bereits hinreichende Analysen und Stellungnahmen. Wie zur Wahl und zu den Folgen überhaupt. Der DAX feiert das Wahlergebnis am Montag zunächst mal was einem Erleichterungshüpfer gleichkommt, weil das Land überhaupt regierbar erscheint.
Aber was bedeutet das Ergebnis für die Entwicklung an den Kapitalmärkten. Denn schon die letzte GroKo erinnerte ja eher an einen gemütlichen Schlafwagen in dem eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Diese Chance, sich gemütlich einzurichten hat die kommende Regierung nicht, weil der Alltag zunehmend von exogenen Einfluss- und Schockfaktoren bestimmt wird. Und der Lufthoheit über den Stammtischen durch die sogenannten Alternativen und ihre mediale Reflexion.
Es ist zu befürchten, dass die kommende Regierung noch zunehmend in zahlreiche Situationen kommt, die eher nach Schraubzwinge als nach Zwickmühle klingen. Allein die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen einer europäisch verantworteten Verteidigung werden immens sein und die weitere Explosion der Rüstungsaktien bestätigt das. Das von Robert Habeck zunächst wieder unausgegoren herausgehauene Ziel von 3,5 % der Wirtschaftsleistung erscheint allerdings in der aktuellen Betrachtung so unrealistisch nicht. Wir zitieren selten den Vorsitzenden der Linkspartei und haben nicht nachgerechnet aber Jan van Aken kam dabei auf ein Ausgabevolumen von € 900 Mrd. über 10 Jahre. Investitionen in zunächst tote Güter, auch wenn diese Ausgaben definitiv Sekundäreffekte in den Konjunkturen hinterlassen würden.
Die Sozialdemokratie ist unbestritten aufgefordert, sich zu erneuern - aber was bedeutet dies denn? Sie hat gerade in den traditionellen Arbeitergegenden massiv Stimmen an die sogenannte Alternative verloren. Der Vorwurf lautet, dass sich die Partei eher um die Bezieher von Bürgergeld gekümmert hat als um die arbeitende Klientel. Wir lassen das mal unkommentiert, aber dann muss man sich in der neuen ...
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