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Zwischen Milliarden-Rückkäufen, Börsen-Hürden und grünen Träumen. Was Sie jetzt wissen müssen, bevor die Musik aufhört zu spielen. Die RWE-Aktie tanzt dieser Tage auf mehreren Hochzeiten. Mal jubeln die Anleger über Kursausbrüche, mal zittern sie. Goldman Sachs befeuert mit einem 39-Euro-Kursziel und "Buy"-Rating, doch gleichzeitig flüstern Skeptiker von überteuerten Bewertungen und einem Energiekonzern, der zwischen Kohle und Windkraft hin- und hergerissen ist. Warum die Aktie trotz rosiger Analysten-Prognosen wie auf rutschigem Untergrund läuft, welche Geheimnisse der Chart verrät und ob jetzt wirklich der Moment zum Einstieg ist. Lesen Sie weiter und erfahren alles Wichtige.
Goldmans Wunschdenken vs. harte Realität
Goldman Sachs hält an RWE fest wie ein Hund an seinem Knochen: "Buy"-Rating, 39 Euro Kursziel, alles super, oder doch nicht? Analyst Alberto Gandolfi schwärmt von Aktienrückkäufen und Investitionskürzungen, schließlich hätten Orsted und Co. vorgemacht, wie man mit weniger Geld mehr Rendite macht. Die Idee ist, dass RWE Milliarden in eigene Aktien pumpen soll, statt in windige Projekte. Klingt interessant und einfach, oder? Aber: die Börse grinst nur müde. Zwar knackte die Aktie letzte Woche die 50-Tage-Linie bei 29,04 Euro, ein technisches Signal, das Aufbruchstimmung verbreitet, doch dann sackte der Kurs wieder ab. Die Nachricht ist, dass es die Investoren erst glauben, wenn sie es tatsächlich sehen. Die Fakten werden mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen am 20. März kommen. Dann werden die Karten neu gemischt.
Windkraft-Träume
RWE will grün sein. Offshore-Windparks, Solarprojekte, Milliarden-Invests in Ökostrom, aber die Bilanzen riechen noch nach Braunkohle. Das Problem ist, dass während Ørsted und Enel volle Kraft voraus segeln, dümpelt RWE im Energiewende-Mittelfeld. Zwar planen sie ein 1,5-Milliarden-Rückkaufprogramm was ein Signal ist, das sonst Kurse befeuert, doch die Frage bleibt: Kauft RWE die eigenen Aktien, weil sie dran glauben, oder nur weil sie keine bessere Idee haben? Während RWE um jedes Prozent im Dax kämpft, liefern die großen Tech-Konzerne ein Rekordhoch nach dem nächsten. Dazu kommt der Regulierungs-Wahnsinn, denn die EU drückt mit CO2-Steuern und Deutschland zankt sich um den Netzausbau. RWE steckt zwischen allen Stühlen und schüttet eine äußerst geringe Dividende von nur 1,04 Prozent aus. Das lockt keinen, denn da gibt es ja mehr aufs Sparbuch.
Charttechnik - Hier dominieren die Bären
Beim Blick auf den Chart wird es ungemütlich. Die RWE-Aktie hat sich unter der 30-Euro-Marke eingenistet. Das 52-Wochen-Tief bei 27,76 Euro ist nur einen Hauch entfernt. Die gleitenden Durchschnitte wirken derzeit wie Betonwände nach oben als Widerstand. Jeder Aufwärtsversuch prallt bislang ab wie ein Gummiball. Technisch gesehen sieht das Kursmuster derzeit aus wie ein klare Bärenflagge. Solange die Aktie unter 30,50 Euro dümpelt, bleibt jeder Hoffnungsschimmer ein Traum. Der RSI liegt um die 50 - weder überkauft noch überverkauft. Einfach nur langweilig und lahm. Derzeit keine Kraft für eine richtige Rally. Die harte Wahrheit: Der letzte Ausbruchversuch vergangenes Jahr in Richtung 34,50 Euro im Frühjahr war ein Rohrkrepierer. Seitdem trudelt die Aktie seitwärts/abwärts in die Bedeutungslosigkeit. Chart-Prognose: Fällt die 27,30 Euro, geht es in Richtung 20 - 22 Euro, dann war es das erstmal mit dem Goldman-Traum.
Jetzt die Reißleine ziehen?
Fundamentale Baustellen und stagnierende Umsätze, die Schulden lasten, und die grüne Transformation kommt nur im Schneckentempo voran. Zwar sind die Windkraft-Projekte vielversprechend, aber bis die Profit bringen, vergehen noch einige Jahre. Die charttechnische Lage gleicht eher einem Desaster, denn einer Euphorie. Die Aktie kämpft mit Widerständen und droht zu verlieren. Kein Aufwärtstrend in Sicht, stattdessen droht vielleicht der Absturz unter 27 Euro. Hoffnung ist das Aktienrückkaufprogramm, aber ob die 1,5 Milliarden Euro ausreichen oder eher zu gering sind, gegenüber den Herausforderungen. Selbst die Goldman-Empfehlung dürfte schon weitgehend eingepreist sein.
Wir meinen daher, dass höchste Vorsicht geboten ist, wenn die Aktie die Unterstützungszone bei 27- 27,50 unterschreitet. Erst oberhalb von 31,50 sieht die Welt wieder besser aus für die Aktie.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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