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DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der möglicherweise vor einer Übernahme stehende Spezialverpackungshersteller Gerresheimer erwartet für das neue Geschäftsjahr eine nur leichte Steigerung des Umsatzwachstums. Vor allem eine trägere Entwicklung bei Verpackungen für die Kosmetikindustrie lastet auf dem Ausblick. Zudem reduzierte der im MDax notierte Konzern den mittelfristigen Wachstumsausblick nach der Übernahme der italienischen Bormioli Pharma. Den Kauf, im Zuge dessen das Behälterglasgeschäft (Moulded Glass) neu aufgestellt wird, hatte Gerresheimer im Dezember abgeschlossen.
Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen stellt für das bis Ende November laufende Geschäftsjahr 2024/25 ein Umsatzplus aus eigener Kraft - also ohne Währungseffekte - von drei bis fünf Prozent in Aussicht. Dabei ist die Bormioli-Übernahme bereits berücksichtigt. Dabei dürfte der Umsatz im ersten Geschäftsquartal vor allem wegen Erlösverschiebungen im Geschäft mit Spritzen im Jahresvergleich sinken, erklärte der Konzernchef in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Erlöse sollen anschließend aber nachgeholt werden.
Mittelfristig soll das Wachstum dann wieder deutlicher anziehen, und zwar 8 bis 10 Prozent im Jahresschnitt.
Den eigentlichen Konzernumsatz - also ohne Bormioli - steigerte Gerresheimer im abgelaufenen Geschäftsjahr um 2,3 Prozent auf 2 Milliarden Euro; organisch lag das Plus bei 2,9 Prozent. Das Jahr war von reichlich Gegenwind durch einen fortgesetzten Lagerbestandsabbau auf Kundenseite geprägt, nachdem diese sich während der Corona-Pandemie die Lager vor allem mit Massenware wie pharmazeutischen Fläschchen zu voll gemacht hatten. Hier zeichnet sich mittlerweile Besserung ab.
Der Umsatz in der Sparte Primary Packaging Glass fiel denn auch im Gesamtjahr, wobei sich im Schlussquartal eine Belebung zeigte. In der zweiten großen Sparte, Drug Delivery Systems, legten die Erlöse hingegen dank der Nachfrage nach Geräten zur Medikamentenverabreichung wie Inhalatoren und Injektionspens im Geschäftsjahr zu.
Der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im Gesamtjahr um 3,7 Prozent auf 419,4 Millionen Euro. Das entspricht einer Marge von 20,6 Prozent. Im laufenden Jahr soll es rund 22 Prozent werden.
Unter dem Strich entfällt auf die Anteilseigner ein Überschuss von knapp 110 Millionen Euro und damit auch wegen höherer Zinsaufwendungen gut 6 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Dividende soll mit 1,25 Euro je Aktie aber stabil bleiben.
Angesichts der Resultate und des insgesamt etwas enttäuschenden Ausblicks dürften die Markterwartungen an das Unternehmen nun etwas sinken, erklärte Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan. Mit Blick auf den Aktienkurs sei das aber wahrscheinlich weniger relevant angesichts der im Raum stehenden möglichen Übernahme von Gerresheimer.
Entsprechende Gespräche - in sehr frühem Stadium - hatte Gerresheimer vor knapp drei Wochen bekannt gegeben. Neues dazu gab es an diesem Mittwoch nicht. Übernahmespekulationen gab es auch in der Vergangenheit immer mal wieder. So wird eine Aufspaltung des Konzerns mit seinen beiden durchaus unterschiedlichen Geschäftsbereichen als Möglichkeit gesehen. Das Unternehmen produziert Glasprodukte wie Tiegel und Fläschchen für die Kosmetikindustrie, aber auch komplexe Spezialglas- und Kunststoffverpackungen sowie Medikamenten-Verabreichungssysteme.
Für Fantasie sorgt zudem die Neuaufstellung des Behälterglasgeschäfts im Zuge der Bormioli-Übernahme. Hier läuft zunächst aber erstmal die Integration in den Gerresheimer-Konzern.
Für den Aktienkurs von Gerresheimer ging es am Mittwoch zuletzt um gut ein halbes Prozent auf 80,65 Euro nach oben. Die Übernahmefantasie hatten den Papieren Anfang Februar neues Leben eingehaucht, nachdem sie seit einem trüberen Geschäftsausblick des Unternehmens Ende September massiv an Wert verloren hatten.
Im Dezember hatten dann noch dann enttäuschende Studienergebnisse des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk zum Abnehmpräparat CagriSema für zusätzlichen Druck gesorgt. So hatten sich Anleger zuvor viel Hoffnung auf gute Geschäfte mit Gerresheimers Doppelkammerspritze zur Verabreichung von Cagrisema gemacht. Analysten hatten daraufhin ihre Wachstumerwartungen für die entsprechenden Gerresheimer-Aktivitäten teils deutlich reduziert./mis/nas/stk