
Die deutschen Führungskräfte betrachten den Ausgang der Bundestagswahl mit Sorge. Zu diesem Ergebnis kommt eine Onlinebefragung von F.A.Z. Business Media | research unter 1.150 Führungskräften. Sie erwarten bremsende Kompromisse im Koalitionsvertrag von Union und SPD, bedauern das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag - und befürchten mit Blick auf das Abschneiden der AfD eine gesellschaftliche Verrohung.
38 Prozent der Befragten halten das Wahlergebnis tendenziell für ein gutes Signal für Deutschland, wobei nur eine kleine Minderheit von 13 Prozent eine starke oder deutliche Zustimmung gibt. 61 Prozent halten das Wahlergebnis für kein gutes Signal.
Negative Gefühle überwiegen kurz nach der Wahl. Dies zeigt sich in allen Befragtengruppen: Ob Kommunal-, Unternehmens- oder sonstige Entscheider - die Einigkeit im Urteil ist bei allen Fragen enorm. 72 Prozent empfinden den Wahlausgang als alarmierend und 58 Prozent als frustrierend. Positive Bewertungen sind seltener: 36 Prozent nennen das Wahlergebnis erfreulich, 40 Prozent finden es ermutigend. Persönlich zufrieden mit dem Wahlausgang sind 45 Prozent, stark oder deutlich äußern dies allerdings nur 18 Prozent der Befragten - 55 Prozent sind hingegen unzufrieden.
Entsprechend gedämpft sind die Erwartungen und Hoffnungen, die die Führungskräfte mit einer möglichen schwarz-roten Koalition verbinden: Der These, eine Regierung aus Union und SPD werde der Wirtschaft in Deutschland guttun, stimmen zwar 62 Prozent tendenziell zu - allerdings nur 17 Prozent mit Überzeugung. Skeptisch sind die Befragten auch mit Blick auf einen Koalitionsvertrag von Schwarz und Rot: Dass dieser "zu viele Kompromisse enthalten" wird, befürchten 73 Prozent der Führungskräfte.
Besonders stark sorgen sich die Befragungsteilnehmer um den sozialen Zusammenhalt: Der These, das Ergebnis der AfD führe zu einer Verrohung des gesellschaftlichen Miteinanders, stimmen 77 Prozent zu.
Friedrich Merz erhält indes von vielen das Vertrauen: 58 Prozent finden tendenziell, Merz sei für sie "der richtige Kanzler".
Die Mehrheit der Befragten bedauert das vorläufige Ende der FDP im Bundestag: 59 Prozent sagen, das Ausscheiden der Liberalen sei schlecht für die Vielfalt des politischen Diskurses im Land.
Welche Themen soll die neue Regierung als Erstes angehen? Die Befragten fordern einen Fokus auf Wirtschaft (75 Prozent), Bürokratieabbau (64 Prozent), Verteidigung und Rüstung (59 Prozent) sowie Migration (54 Prozent). Die geringste Dringlichkeit erkennen sie beim demografischen Wandel (18 Prozent), der Rente (19 Prozent), Handelsbeziehungen (23 Prozent), Gesundheitsversorgung und Pflege (24 Prozent) sowie beim Klimaschutz (26 Prozent). Die Energiewende halten sie mit 29 Prozent nur für unwesentlich relevanter.
Alle weiteren Studienergebnisse inkl. grafischer Aufbereitung erhalten Sie hier als Präsentation (https://research.faz-bm.de/wp-content/uploads/2025/02/Bundestagswahl-2025_Ergebnisse-einer-Blitzumfrage-unter-Fuehrungskraeften.pdf.).
Methodik
In einer Onlinebefragung wurden am Montag und Dienstag, 24. + 25. Februar 2025, 1.150 deutsche Führungskräfte befragt. Die Stichprobe setzt sich zusammen aus CEOs, Geschäftsführern, CFOs, Treasurern und HR-Entscheidern in Unternehmen, Vertretern von Unternehmerfamilien, institutionellen Investoren, (Ober-)Bürgermeistern und Kämmerern, Stiftungsentscheidern sowie Vertretern aus Recht und Compliance. 53 Prozent der Befragten vertreten Organisationen mit weniger als 250 Beschäftigten, 17 Prozent solche mit 250 bis 999 Beschäftigten und weitere 27 Prozent solche mit 1.000 oder mehr Beschäftigten.
Pressekontakt:
F.A.Z. Business Media | research
Pariser Straße 1, 60486 Frankfurt am Main
Jacqueline Preußer: jacqueline.preusser@faz-bm.de
Dr. Fabian Sickenberger: fabian.sickenberger@faz-bm.de
Original-Content von: F.A.Z. Business Media | research, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/178781/5979431
© 2025 news aktuell