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© Foto: Symbolbild
Für viele ist Aixtron ein Begriff. Der Halbleiteranlagen-Hersteller aus Herzogenrath erlebt gerade einen echten Sturm, bzw. sogar schon eher einen Orkan. Am Donnerstag flogen nur so die unlimitierten Verkaufsorders und drückten die Aixtron-Aktie um über 20 Prozent nach unten. Während das erste Quartal schwächelt, blitzen in den nächsten Monaten eventuell Hoffnungsschimmer auf. Trotz anhaltender Zoll- und geopolitischer Unsicherheiten spricht der CEO von starken Auftragszahlen für Q2 und Q3. Gleichzeitig brodelt das Potenzial in der Halbleiterbranche, wo innovative Technologien wie GaN- und SiC-Chips die Zukunft prägen sollen. Wir schauen uns für Sie an, was hinter den aktuellen Herausforderungen steckt, welche Chancen sich abzeichnen und wie das Chartbild das Marktsentiment und geben Ihnen Auskunft, ob jetzt der richtige Moment zum Einstieg ist oder lieber erstmal abgewartet werden sollte.
Der aktuelle Orkan-Sturm: Herausforderungen im ersten Quartal
Bei Aixtron geht es derzeit ordentlich drunter und drüber. Der CEO Felix Grawert hat kürzlich ein schwächeres Q1 prognostiziert und das spürt man auch am Kursverlauf, der um rund 20 Prozent, im Verlauf sogar noch mehr, nach unten korrigierte. Hauptsächlich liegen die Probleme an internationalen Zollbedenken und geopolitischen Unsicherheiten, die den Export von Halbleitertechnologien stören könnten. Obwohl das Unternehmen im Vorjahr mit einem Miniwachstum noch etwas punkten konnte, ist der Nettogewinn 2024 um 27 Prozent eingebrochen. Von einem Gewinn von vor ein paar Jahren blieben nur noch 106 Millionen Euro übrig. Auch die Dividende wurde drastisch gekürzt - von 0,40 auf 0,15 Euro je Aktie. Wieder mal ein Beispiel, dass man sich auch auf eine bestimmte Dividendenrendite als Kennzahl bei Aktien nicht unbedingt verlassen kann. Der Auftragseingang ist um 7 Prozent rückläufig, weil Industriekunden und E-Mobilitätsprojekte derzeit nur zögerlich investieren. Kurz gesagt: Das erste Quartal hat Aixtron ordentlich ins Schwitzen gebracht, und das Vertrauen der Anleger ist mehr als nur angekratzt. Man kann getrost behaupten, dass da tiefe Kerben eingeritzt wurden. Selbst Narben sollten bleiben.
Technologischer Neuanfang und strategische Perspektiven
Trotz der derzeitigen Flaute blitzt bei Aixtron auch ein Licht am Horizont auf, wenn auch vielleicht kein großes, sondern nur ein kleines. Das Unternehmen ist ein echter Vorreiter im Bereich der energieeffizienten Fertigungsanlagen für GaN- und SiC-Chips. Diese Technologien sind gerade in der Elektromobilität und Industrie zunehmend gefragt. Grawert sieht die kommenden Quartale (Q2 und Q3) mit optimistischen Augen, da starke Auftragszahlen erwartet werden. Die strategische Neuausrichtung läuft ebenfalls. Aixtron investiert weiter in seine Technologie und versucht, interne Prozesse zu optimieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Natürlich bleibt das Zollproblem ein Dauerbrenner, aber viele Analysten betonen, dass die fundamentalen Stärken des Unternehmens die kurzfristigen Schwächen ausgleichen könnten. Es ist ein klassischer Fall von: Jetzt erst mal durchatmen, um dann mit frischem Wind weiterzumachen.
Charttechnik und Marktsentiment
Wenn Sie sich das Chartbild von Aixtron ansehen, sollten Sie recht schnell merken, dass die Aktie schon länger in einem ungebrochenen Abwärtstrend steckt. Von einem Hoch bei knapp unter 40 Euro ist die Aktie nahezu ohne große Gegenwehr bis auf aktuell etwas über 11 Euro gefallen. Starke historische Unterstützung erfährt der Kurs im Bereich um die 10 Euro. Darunter dann erst wieder so um die 5 Euro. Zwar konnte sich die Aktie nach dem tiefen Einbruch am Donnerstag wieder etwas erholen, doch das Bild ist noch alles andere als rosig. Der Kurs pendelt ein wenig hin und her und zeigt, dass die Anlegerstimmung momentan auf sehr niedrigem Niveau schwankt - wohl wegen der anhaltenden Unsicherheiten und den zuletzt gemeldeten schwachen Ergebnissen. Trotzdem gibt es Anzeichen, dass sich der Trend auf dem aktuellen Niveau stabilisieren könnte: Wichtige gleitende Durchschnitte sind gar nicht mal so weit entfernt vom aktuelle Niveau und wenn der Kurs diese Unterstützungslevels weiterhin verteidigt, könnte das ein Signal für eine kommende Rally sein. Auch der RSI deutet hier mit einem Wert um die 30 Unterstützung an. Andererseits warnen einige technische Indikatoren vor weiterer Volatilität. Dies könnte auch zutreffen, falls sich die Zollproblematik nicht entspannt. Kurz gesagt: Die Charttechnik zeigt ein noch turbulentes Bild, aber mit möglichen Bodenbildungstendenzen und von da aus ausgehend einer möglichen Reboundrally.
Wie verhalten, was tun?
Zusammengefasst steht Aixtron aktuell an einer ungewissen Gabelung. Die Herausforderungen im Q1 mit den gemeldeten schwachen Ergebnissen, rückläufigen Umsätzen und einer drastisch gekürzten Dividende haben das Vertrauen der Anleger erschüttert. Gleichzeitig aber deuten starke Auftragszahlen und die Innovationskraft im Halbleitersektor darauf hin, dass das Unternehmen in den kommenden Quartalen wieder an Fahrt aufnehmen könnte. Auch der Chart deutet Bodenbildungstendenzen an. Es ist eine spannende Story und risikofreudige Anleger, die an die langfristige Technologieführerschaft von Aixtron glauben, kann ein gestaffelter Einstieg interessant sein - idealerweise über mehrere Käufe, um mögliche Rücksetzer auszunutzen. Wer jedoch eher auf Sicherheit setzt, sollte vor einem Investment noch etwas abwarten, bis sich die kurzfristigen Unsicherheiten und die Zollbedenken geklärt haben.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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