
Der stiernackige und brutale Angriff von Trump und Vance gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj könnte vielleicht noch sein Gutes haben. Die Nachricht sollte jetzt unmissverständlich angekommen sein; Europa hat die USA als verlässlichen Alliierten fürs Erste verloren. Unabhängig davon, ob und welche Hilfen für die Ukraine die USA einstellen oder weiterlaufen lassen - die europäischen Länder müssen jetzt ins Handeln kommen.
Wenn Deutschland bei der Koalition der Willigen dabei sein will - und sie womöglich auch mit anführen will -, dann muss auch hierzulande aufs Tempo gedrückt werden. Wir brauchen jetzt sehr schnell eine handlungsfähige Regierung. Angesichts der brisanten außenpolitischen Lage ist es zweitrangig, ob Union und SPD sich auf einen ausgefeilten Koalitionsvertrag verständigen. So bitter es manchen in der SPD auch aufstoßen mag: Schwarz-Rot ist zum Erfolg verdammt. Es interessiert auch nicht mehr so sehr, dass Friedrich Merz sich bei der Abstimmung mit der AfD komplett verrannt und auch sonst einige irritierende Strategiefehler geleistet hat. Beunruhigender ist sein Mangel an praktischer Regierungserfahrung, innen- und außenpolitisch. Aber er wird nun mal der nächste Kanzler sein. Das Land muss jetzt eben mit dem arbeiten, was und wen es hat.
Das wird leichter fallen, wenn sich Friedrich Merz etwas besser auf den künftigen Koalitionspartner einlässt. Die klaren Ansagen kann er sich fürs Oval Office aufheben, falls es eine Gelegenheit gibt.
Pressekontakt:
Frankfurter Rundschau
Ressort Politik
Telefon: 069/2199-3222
Original-Content von: Frankfurter Rundschau, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/10349/5982030
© 2025 news aktuell