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FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoffnung auf ein neues Sondervermögen für Rüstung in Deutschland sowie europaweit steigende Verteidigungsausgaben hat am Montag die Aktien der Branche weiter nach oben katapultiert. Ausgelöst wurde sie durch den Eklat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump am Freitag. Statt eines Rohstoffabkommens mit den USA, das Trump unter anderem als Gegenleistung für bisherige US-Militärhilfen sieht, sowie eines Friedensabkommens mit Russland, für das Selenskyj Sicherheitsgarantien forderte, eskalierte die Situation. Die Gespräche wurden abgebrochen.
Rheinmetall sprangen am Morgen im Dax knapp unter 1.200 Euro auf ein neues Rekordhoch. Gegen Mittag lagen sie noch mit elf Prozent im Plus bei 1.117 Euro. Damit haben sie seit Jahresbeginn bereits 80 Prozent zugelegt und sich seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine vor drei Jahren verzwölffacht.
Die Papiere des Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt stiegen am Montag im MDax mit etwas über 65 Euro auf eine neue Bestmarke und gewannen zuletzt 20,5 Prozent auf 63,10 Euro. Ihr Plus im noch jungen Jahr 2025 beläuft sich auf 82 Prozent. Auch Thales, BAE Systems oder Leonardo erreichten neue Rekorde.
Für Thyssenkrupp, die vor der Abspaltung ihrer Marine-Sparte TKMS stehen, ging es am Montag um fast 14 Prozent hoch auf 8,65 Euro - und um 120 Prozent seit Jahresbeginn.
Die Anteile des Panzergetriebe-Herstellers Renk im SDax stiegen erstmals wieder seit Anfang April 2024 über 35 Euro und legten zuletzt noch um 14,5 Prozent auf 34,19 Euro zu. Ihr Plus seit Jahresbeginn beläuft sich auf fast 90 Prozent.
"Die Welt ist eine andere nach dem Eklat im Weißen Haus", resümierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Trump habe sich nicht nur von der Ukraine distanziert, sondern auch von Europa. "Spätestens jetzt ist klar, dass Europa sich um sich selbst kümmern muss und dabei nicht mehr auf die USA als zuverlässigen Partner in allen Fragen verlassen kann und darf." Daher kauften Anleger Rüstungsaktien selbst auf aktuell schwindelerregenden Kursniveaus - denn sie erwarteten wachsende Verteidigungsbudgets der europäischen Staaten.
Auch aus Sicht von JPMorgan-Analyst David Perry ist der Wiederbewaffnungszyklus in Europa nun Realität. Die Ereignisse der vergangenen Wochen hätten diesbezüglich den Drang nochmals immens verstärkt. "Der Nato gehören 30 europäische Länder an und wir gehen davon aus, dass viele von ihnen bald deutlich höhere Verteidigungsausgaben beschließen werden", schrieb er mit Verweis auf entsprechende Aussagen des Nato-Generalsekretärs Mark Rutte am Sonntag. Perry hob seine Kursziele in der Branche im Schnitt um ein Viertel an.
Hierzulande prüfen Union und SPD im Zuge ihrer Sondierungsgespräche offenbar bereits milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur noch mit den alten Bundestags-Mehrheiten. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Wochenende. Derzeit wird darüber debattiert, noch mit dem alten Bundestag, also vor Konstituierung des neuen Bundestags, Milliarden für Verteidigungsausgaben zu mobilisieren - entweder über eine Reform der Schuldenbremse oder die Schaffung eines Sondervermögens außerhalb der Schuldenregel. Dafür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, die Union, SPD und Grüne im neuen Bundestag nicht mehr haben. Dort könnten AfD und Linke eine Grundgesetzänderung blockieren./ck/ag/stk
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