
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag seine Vortagesgewinne komplett abgegeben. Angesichts des sich zuspitzenden Zollstreits der USA mit China, Mexiko und Kanada kehrte unter Anlegern Ernüchterung ein. Marktexperte Andreas Lipkow sprach von einer "nervösen Stimmung und ausgeprägten Gewinnmitnahmen" angesichts "geopolitischer Unsicherheiten".
Der Dax verlor am Nachmittag 2,79 Prozent auf 22.500,69 Punkte, nachdem er tags zuvor erstmals die 23.000-Punkte-Marke übersprungen und in der Spitze sogar über 23.300 Zähler geklettert war. Der Grund dafür war zuvorderst eine Rally bei Rüstungs- und Autowerten gewesen. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte am Dienstagnachmittag 2,63 Prozent auf 28.229,54 Punkte ein.
"Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht", sagte auch Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Zugleich steige mit der Dominanz politischer Themen auch die Schwankungsanfälligkeit. Der Handelskrieg sei in vollem Gange und die Gefahr groß, dass es am Ende nur Verlierer gebe.
US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend die im Februar angekündigten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent verdoppelt. Die chinesische Regierung kündigte daraufhin Gegenzölle auf US-Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an. Parallel treten außerdem US-Zölle auf Einfuhren aus den US-amerikanischen Nachbarländern Kanada und Mexiko in Kraft. Auch der Europäischen Union hat Trump mit Zöllen gedroht, bisher aber noch keine verhängt.
Dennoch: die aktuellen US-Zölle treffen deutsche Fahrzeugbauer und Zulieferer mit Produktionsstandorten in Mexiko und Auslieferungszielen in den USA ebenfalls. Porsche über Volkswagen, Mercedes und BMW büßten zwischen 4,1 und 6,1 Prozent ein. Die Anteile des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck verloren 6,8 Prozent und die von Continental sackten als Dax-Schlusslicht um 10,1 Prozent ab. Der Autozulieferer aus Hannover hatte zusätzlich mit seinen Zielen für das neue Jahr enttäuscht.
Rüstungswerte bauten zeitweise ihre Kursgewinne weiter aus. Drei Jahre nach Kriegsbeginn stellte die US-Regierung ihre Militärhilfe für die Ukraine vorerst ein, während sich Europa demonstrativ hinter die Ukraine stellte. Die Debatte um ein milliardenschweres Sondervermögen für die Bundeswehr bleibt aktuell.
Für Rheinmetall, die tags zuvor um fast 14 Prozent zugelegt und ihre Gewinne zunächst noch weiter ausgebaut hatten, ging es zuletzt im Dax um 3,1 Prozent abwärts. Die Aktien preise auf dem aktuellen Kursniveau eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts auf drei Prozent des BIP ein, schrieb Warburg-Research-Analyst Christian Cohrs. Eine derartige Anhebung müsse aber zunächst ausgehandelt und parlamentarisch beschlossen werden. Zudem dauere es, bis sich derartige Entscheidungen auf Gewinn und Cashflow auswirkten.
An der MDax-Spitze gewannen Hensoldt weitere 3,6 Prozent. Hier sorgte eine Studie der Bank Oddo BHF für Rückenwind. Obendrein soll Hensoldt Ende März in den Stoxx Europe 600 aufgenommen werden.
Im Blick der Anleger stand zudem eine umfangreiche Aktienplatzierung durch Fresenius . Der Gesundheitskonzern senkte seine Beteiligung am Dialyse-Anbieter FMC, was die Aktie mit 8,2 Prozent belastete. Fresenius legten im sehr schwachen Markt unterdessen um 0,7 Prozent zu. Der recht hohe Fresenius-Anteil an FMC-Aktien sei "ein Überhang für beide Unternehmen gewesen", hieß es von Morgan Stanley. Der Schritt sei aber vor allem für Fresenius nun positiv, da dieser so seine Verschuldung weiter senken könne.
Nordex profitierten vom Kauf eines Aktienpakets durch dessen Finanzchef Ilya Hartmann. Das signalisiere Zuversicht für den Hersteller von Windkraftanlagen, hieß es am Markt. Die Aktien gewannen 3,0 Prozent./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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