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Die Annahme, dass in der Ukraine riesige Mengen wertvoller Rohstoffe schlummern, hat die geopolitische Debatte längst angeheizt - nicht zuletzt durch Aussagen von Donald Trump. Doch Experten widersprechen entschieden: Die vermeintlichen Seltenen Erden könnten sich als riskante Illusion entpuppen. Was steckt wirklich hinter dem Rohstoff-Hype um die Ukraine - milliardenschwere Chance oder bloß geopolitisches Wunschdenken?
Mythos Seltener Erden in der Ukraine
Die verbreitete These, dass die Ukraine über umfangreiche Reserven Seltener Erden verfüge, basiert offenbar auf einer gravierenden Fehlinterpretation geologischer Daten. Eine Studie des "NATO Energy Security Centre of Excellence" verwechselte strategische Metalle wie Uran, Titan und Lithium irrtümlich
mit Seltenen Erden - ein fataler Fehler, der rasch politische Kreise erreichte und sich verselbstständigte.
Besonders in den USA übernahmen Politiker diese Behauptung unkritisch. So erklärte Donald Trump Anfang Februar öffentlich: "Die Ukrainer haben sehr wertvolle Seltene Erden", und forderte angeblich
sogar Gegenleistungen in Form von Rohstoffen für US-Hilfen.
Doch Geologen widersprechen: Tatsächlich gibt es in der Ukraine keine bedeutenden Lagerstätten Seltener Erden. Laut dem US Geological Survey wird die Ukraine nicht einmal als Land mit nachgewiesenen Reserven Seltener Erden aufgeführt, was ihre Bedeutung in diesem Rohstoffsektor weiter infrage
stellt. Selbst die vermuteten Vorkommen beschränken sich auf kleinere Mengen Scandium, das bislang wirtschaftlich kaum relevant ist. Selbst bei unrealistisch hoher Förderung wäre der jährliche
Marktwert mit maximal 3 Milliarden Dollar relativ gering - eine ernüchternde Realität, weit entfernt von den Erwartungen, die Trump an einen Rohstoffdeal geknüpft hatte.
Begriffschaos mit Folgen: Warum "kritische Rohstoffe" keine Seltenen Erden sind
In politischen Debatten und Medienberichten herrscht häufig Verwirrung darüber, was tatsächlich als "Seltene Erden" gilt. Oft werden diese wertvollen Elemente mit "kritischen Mineralien"
verwechselt oder bewusst gleichgesetzt - ein folgenreicher Fehler. Während Seltene Erden eine klar definierte Gruppe von 17 chemischen Elementen umfassen (z. B. Neodym, Dysprosium, Terbium),
umfasst der Begriff "kritische Mineralien" ein wesentlich breiteres Spektrum. Dazu zählen Rohstoffe, die für strategische Industrien und moderne Technologien essenziell sind, aber eben nicht
zwangsläufig zu den Seltenen Erden gehören.
Die Ukraine besitzt zwar nachweislich einige für die EU "kritische" Rohstoffe wie Titan oder Lithium, jedoch keine relevanten Reserven an Seltenen Erden. Diese werden bislang nahezu ausschließlich
in China sowie teilweise in Australien und den USA gefördert. Trotzdem hält sich hartnäckig der Mythos, die Ukraine könne im Bereich der Seltenen Erden geopolitisch bedeutend werden - eine gezielte
oder fahrlässige Begriffsverwechslung, die dazu dient, dem Land in geopolitischen Diskussionen eine übertriebene Bedeutung zuzuschreiben.

Die seltenen Erden umfassen Scandium (Sc), Yttrium (Y) sowie die Lanthanoide von Lanthan (La) bis Lutetium (Lu).
Seltene Erden: Weder nachgewiesen noch wirtschaftlich förderbar?
Die Förderung Seltener Erden ist nicht nur geologisch herausfordernd, sondern auch mit enormen technischen und ökologischen Hürden verbunden. Experten wie der Rohstoffanalyst Javier Blas betonen, dass es in der Ukraine weder bestätigte Reserven noch kommerzielle Minen für Seltene Erden gebe. Tatsächlich sei das Land in dieser Hinsicht noch nicht
einmal in der Explorationsphase angekommen. Es existieren weder systematische geologische Studien noch ernsthafte Bohrprogramme, um das Potenzial zu überprüfen.
In der Rohstoffindustrie gibt es klare Standards dafür, wann ein Rohstoff als "Ressource" oder gar als "Reserve" gilt. Diese Definitionen setzen umfangreiche Untersuchungen und Bohrungen voraus -
nichts davon sei in der Ukraine für Seltene Erden durchgeführt worden. Ohne solche Nachweise seien jegliche Behauptungen über relevante Vorkommen nicht mehr als politisches Wunschdenken.
Eine Mine kann nicht einfach aus dem Nichts entstehen. In der Regel sind zunächst mehrere Jahre Exploration erforderlich, um Ressourcen nachzuweisen. Anschließend folgen Machbarkeitsstudien,
Umweltprüfungen und Genehmigungen, was oft weitere fünf bis zehn Jahre beansprucht. Erst danach beginnt der eigentliche Minenbau, der nochmals zwei bis vier Jahre dauert. Selbst wenn dieser Prozess
beschleunigt wird, bleibt die Entwicklung einer Mine ein langjähriges Vorhaben, das in den meisten Fällen zehn Jahre oder länger benötigt. Ohne bestätigte Ressourcen und eine langwierige
Entwicklungsphase bleibt eine ukrainische Seltene-Erden-Mine daher unrealistisch.
China: Der unangefochtener Marktführer
China dominiert den globalen Markt für Seltene Erden nahezu uneingeschränkt. Mit einem Anteil von 85-95 % an der weltweiten Verarbeitung kontrolliert das Land nicht nur die Rohstoffgewinnung,
sondern auch die gesamte Veredelungskette. Darüber hinaus verfügt China mit 37,9 % über die weltweit größten Reserven, was seine marktbeherrschende Stellung weiter festigt.
Diese monopolartige Kontrolle stellt für viele Industrien ein erhebliches geopolitisches Risiko dar. Länder wie Vietnam (19 %), Brasilien (18,1 %), Russland (10,4 %) und Indien (6 %) verfügen zwar
über große Vorkommen, doch die fehlende Infrastruktur zur Verarbeitung schränkt ihre Wettbewerbsfähigkeit ein. Noch drastischer zeigt sich dies bei den USA und Grönland, die trotz eigener Reserven
von jeweils nur 1,3 % kaum eine Rolle spielen, da ihnen eine eigenständige Raffinierungs- und Wertschöpfungskette fehlt.
Angesichts dieser Abhängigkeit wächst international der politische Druck, alternative Lieferketten aufzubauen und eine eigene Rohstoffstrategie zu entwickeln. Die Lage ist besonders brisant, da
Seltene Erden für Hochtechnologie, erneuerbare Energien und Verteidigungsindustrie unverzichtbar sind. Eine zu starke Abhängigkeit von China birgt daher nicht nur wirtschaftliche, sondern auch
sicherheitspolitische Risiken. Um die Versorgung langfristig zu sichern, investieren immer mehr Staaten in eigene Projekte - ein schwieriger, aber notwendiger Schritt, um sich aus Chinas Griff zu
befreien.

Trump will alles: Der Ukraine-Rohstoffdeal ohne Grenzen
Der kürzlich geschlossene bilaterale Rohstoffdeal zwischen den USA und der Ukraine zeigt, wie stark wirtschaftliche Interessen und geopolitische Überlegungen miteinander verwoben sind. Die
Vereinbarung sieht vor, dass die Ukraine 50 % aller zukünftigen Einnahmen aus der Monetarisierung ihrer natürlichen Ressourcen in einen gemeinsamen Investitionsfonds mit den USA einbringt. Dabei
geht es ausdrücklich um alle relevanten Rohstoffe, darunter Öl, Gas, andere fossile Energieträger sowie verschiedene mineralische Rohstoffe.
Bereits der vorläufige Vertrag macht deutlich, dass es sich nicht um eine gezielte Strategie zur Erschließung von Seltenen Erden handelt, sondern um einen umfassenden Rohstoffdeal, der die gesamte
Ressourcennutzung der Ukraine betrifft. Umso fragwürdiger ist es, dass sich ein Großteil der medialen Berichterstattung weiterhin auf die vermeintlich strategische Bedeutung von Seltenen Erden aus
der Ukraine konzentriert. Während reale wirtschaftliche Interessen klar auf breiter gefasste Rohstoffsektoren abzielen, wird in der Öffentlichkeit weiterhin eine Debatte über eine Industrie
geführt, die in der Ukraine faktisch nicht existiert.
Welche Minen wirklich bald liefern: Seltene Erden aus Wyoming und Lithium aus Ghana
Während politisch über mögliche Seltene-Erden-Vorkommen spekuliert wird, nimmt in Wyoming bereits ein konkretes Großprojekt Formen an: American Rare Earths treibt das Halleck-Creek-Projekt aktiv voran. Laut einer aktualisierten Scoping-Studie
könnte die Mine ab 2029 jährlich bis zu 7.661 Tonnen Seltenerdoxid produzieren und so wesentlich dazu beitragen, die Abhängigkeit der USA von chinesischen Lieferungen deutlich zu reduzieren. Dank
schneller Genehmigungsprozesse, einer geplanten Verarbeitung in den USA und Finanzierungsmöglichkeiten von bis zu 456 Mio. USD hat das Projekt gute Chancen, die Lieferketten der amerikanischen
Hightech-Industrie entscheidend zu stärken.
Im Bereich der kritischen Ressource Lithium rückt aktuell das Ewoyaa-Projekt von Atlantic Lithium in Ghana
näher an die Produktion heran. Vorgesehen ist eine Jahresproduktion von etwa 350.000 Tonnen Lithium-Konzentrat bei niedrigen Betriebskosten von rund 377 USD pro Tonne. Durch die strategische Lage
nahe wichtiger Atlantikhäfen könnte Ewoyaa in Kürze Märkte in Nordamerika, Europa und Asien effizient bedienen. Die Genehmigung des Projekts steht unmittelbar bevor und benötigt lediglich noch die
finale Ratifizierung durch die Regierung. Damit könnte Ghana schon bald eine bedeutende Rolle bei der globalen Lithiumversorgung übernehmen.
Rohstoffe als Machtfaktor in der Geopolitik
Die Debatte um Seltene Erden in der Ukraine zeigt vor allem eines: Rohstoffe sind längst zu einem zentralen geopolitischen Machtinstrument geworden. Unabhängig davon, ob es um Öl, Gas, Lithium oder
Seltene Erden geht - der Zugang zu kritischen Ressourcen entscheidet zunehmend über wirtschaftliche Stärke, technologische Souveränität und politische Einflussmöglichkeiten.
Während China den Markt für Seltene Erden dominiert und westliche Staaten nach Alternativen suchen, wird der Wettlauf um Rohstoffe immer intensiver. Der Ukraine-Rohstoffdeal verdeutlicht, dass
geopolitische Interessen oft auf fragwürdigen Annahmen basieren - doch der übergeordnete Trend ist klar: Wer die Kontrolle über strategische Rohstoffe hat, beeinflusst die globalen
Machtverhältnisse entscheidend.
Die Welt steht vor einer neuen Ära der Rohstoffpolitik, in der Staaten nicht nur nach Versorgungssicherheit streben, sondern auch gezielt Rohstoffpartnerschaften als politisches Druckmittel
einsetzen. Die Ukraine ist in diesem Spiel nur ein Schauplatz von vielen - doch die eigentliche Frage bleibt: Wer bestimmt die Regeln in diesem globalen Wettkampf um Ressourcen?
Enthaltene Werte: XD0002747026,NZARRE0004S7,AU0000237554
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