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Es gibt Aktien, die begeistern, und es gibt Aktien, die für Nervenkitzel sorgen - Grenke gehört derzeit definitiv zur zweiten Kategorie. Noch vor wenigen Jahren ein Highflyer mit Kursen über 100 Euro, nähert sich der Leasing-Spezialist nun wieder der 10-Euro-Marke. Der Grund ist ein enttäuschender Ausblick, steigende Unternehmenspleiten und eine sinkende Dividende. Doch ist der Absturz gerechtfertigt, oder bietet sich hier eine spannende Einstiegsgelegenheit? Wir schauen auf die Zahlen, die Charttechnik und die langfristigen Perspektiven von Grenke.
Fundamentale Lage: Ein Unternehmen im Übergang?
Grenke ist seit Jahren als Finanzierungspartner für kleine und mittelständische Unternehmen bekannt. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind flexible Leasinglösungen gefragt - zumindest in der Theorie. Doch die Realität sieht aktuell anders aus: Steigende Insolvenzen im Mittelstand belasten das Geschäft, die Risikovorsorge musste erhöht werden, und das drückt den Gewinn. 2024 erzielte Grenke mit einem Leasing-Neugeschäft von über 3 Milliarden Euro zwar einen Rekord, doch unter dem Strich stand ein satter Gewinnrückgang. Das Konzernergebnis fiel um 19 Prozent auf 70,2 Millionen Euro. Die Dividende wird gekürzt, was bei Anlegern für Unmut sorgt. Der Ausblick auf 2025 ist ernüchternd. Das Unternehmen rechnet mit einem Gewinn zwischen 71 und 81 Millionen Euro, weit unter den Erwartungen des Marktes. Ein Hoffnungsschimmer ist die Partnerschaft mit Intesa Sanpaolo. Diese könnte das Leasing-Geschäft ankurbeln. Doch reicht das aus, um den Negativtrend zu brechen? Analysten sind meist zurückhaltend.
Die Charttechnik: Zurück auf "Los"?
Blickt man auf den Langfrist-Chart, wird schnell klar: Grenke hat eine wilde Reise hinter sich. Von knapp 6 Euro im Jahr 2008 ging es auf über 100 Euro in der Spitze - und jetzt kämpft die Aktie wieder knapp oberhalb der 13-Euro-Marke. Wer in den letzten Jahren investiert hat, dürfte auf Verlusten sitzen und braucht starke Nerven.
Nach dem jüngsten Kurseinbruch um 20 Prozent auf unter 14 Euro ist das Chartbild angeschlagen. Die Aktie hat dabei das tiefste Niveau seit 2012 erreicht. Technisch betrachtet gibt es kaum Unterstützungen bis in den Bereich um 10 Euro. Sollte auch diese Marke brechen, drohen eventuell nochmals weitere Verluste. Gleichzeitig gilt: Solche Abstürze bieten auch Chancen. Wer auf eine Stabilisierung und eine langfristige Erholung setzt, könnte hier eine attraktive Einstiegsmöglichkeit sehen. Doch dafür muss sich das fundamentale Bild deutlich aufhellen.
Die Deutsche Bank jedenfalls sieht die Aktie aktuell als "Buy" an und das Kursziel liegt bei 22 Euro von zuvor 24 Euro. Das wäre bei einem Niveau von 11 Euro eine echte 100 Prozent-Chance.
Kaufen, Halten oder Verkaufen?
So einfach ist das nicht zu beantworten. Grenke ist aktuell ein klassischer Fall von "High Risk, High Reward". Die Zahlen sind nicht total katastrophal, aber die Perspektiven bleiben unklar. Das Unternehmen kämpft mit wirtschaftlichen Unsicherheiten, steigenden Zahlungsausfällen und einer vorsichtigen Gewinnprognose. Wer auf eine schnelle Erholung spekuliert, sollte bedenken, dass sich der Abwärtstrend noch fortsetzen könnte. Die Charttechnik spricht für eine Fortsetzung der Schwäche, es sei denn, es gibt positive Überraschungen seitens des Unternehmens. Langfristig orientierte Anleger könnten hingegen Chancen sehen. Der Markt hat Grenke stark abgestraft - vielleicht zu stark? Die Expansion, neue Partnerschaften und eine mögliche konjunkturelle Erholung könnten langfristig für einen Turnaround sorgen.
Wer Geduld hat und bereit ist, Schwankungen auszusitzen, könnte die aktuelle Schwächephase als Chance nutzen und gestaffelt nach unten hin zukaufen. Wer hingegen schnelle Gewinne sucht oder keine hohen Risiken eingehen will, sollte vorsichtig sein. Grenke bleibt eine Aktie für risikobewusste Anleger mit einem langen Atem.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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